Belek. Im Testspiel zwischen Fußball-Oberligist Sportfreunde Siegen und Regionalligist Lok Leipzig brennt der Sportplatz. In der Not gibt es ungewöhnliche Ideen.
Es war ein sehr ungewöhnliches Fußballspiel. Ungewöhnlich aufgrund der Umstände, nicht etwa aufgrund des Ergebnisses. An Tag fünf des Trainingslagers im türkischen Belek stand für die Akteure der Sportfreunde Siegen ein Testspiel an. Der Oberligist duellierte sich mit dem Tabellenführer der Regionalliga-Nordost, Lok Leipzig. Zwei Traditionsvereine trafen aufeinander und sorgten für einen fulminanten Fußball-Nachmittag.
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Was auch daran lag, dass die Fans von Lokomotive Leipzig mächtig einheizten. Die Sportfreunde Siegen und ihr Tross sorgten derweil auf ungewöhnliche Art dafür, dass die Fans in der Heimat gefühlt mit auf dem Spielfeld standen. Spontanität zahlt sich eben im Notfall aus.
Der Reihe nach: Nach intensiven Trainingseinheiten wollte SF-Trainer Thorsten Nehrbauer Gewissheit haben: Setzen die Akteure seine Trainingsinhalte auch in realen Spielsituationen um oder muss der Coach seine Maßnahmen nochmal anpassen? Aufschluss geben sollte ein Match gegen den Regionalligisten Lok Leipzig. Leipzig, in der Tabelle der Regionalliga Nordost neun Punkte vor Halle, weilte ebenfalls in Belek und ließ sich die Chance auf ein Aufeinandertreffen nicht entgehen. So standen um 15 Uhr türkischer Zeit die beiden Clubs auf dem Feld und wurden von rund 250 Fans von Lokomotive Leipzig und den Sportfreunden Siegen frenetisch empfangen.
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Neben dem Feld ging es ebenfalls rund: Während diese Redaktion einen Liveticker in Schriftform vorbereitete, wollte Lok Leipzig die Partie ursprünglich per Livestream übertragen. Da das aus verschiedenen Gründen aber scheiterte, musste ein anderer Plan her. Kurz entschlossen entschied Dominik aus der Sportfreunde-Entourage, dass er die Lösung hat: Er überträgt das Spiel einfach über seinen Instagram-Account. Wenige Minuten später saßen Dominik und der Autor auf einer Plattform über dem Spielfeld und versprühten ein wenig Sky-Feeling mitten im Trainingslager in Belek. Dass dann auch noch die angereisten Fans ihr Übriges taten, damit es sich wie ein Ligaspiel anfühlte, war am Ende nur noch Formsache.
Die Fans von Lok Leipzig hatten sich im Vorfeld der Partie reichlich mit Pyrotechnik eingedeckt und bereiteten ihrer Mannschaft und den Sportfreunden aus Siegen einen fulminanten Empfang bereits ab der ersten Minute.
Spielerisch tasteten sich beide Mannschaften in der Anfangsphase zunächst ab, wenngleich die Sportfreunde immer wieder Nadelstiche in Richtung Lok-Tor setzten. Zweimal setzte Hassan El-Chaabi den Ball entweder knapp (5.) oder weit über den Kasten der Leipziger (8.). Auf der Gegenseite brillierte Ryan Adigo und setzte sich gekonnt in Szene, doch die Innenverteidigung der Sportfreunde hielt den Angriffen des Regionalligisten in der Anfangsphase eisern stand (12.).
Beide Teams tasteten sich in den ersten Minuten ab, versprühten Duftmarken und suchten immer wieder den Zug zum Tor. In Minute 26 dann der Hallo-wach-Moment. Siegens Keeper André Weis räumte einen Lok-Spieler ab, der Unparteiische zeigte auf den Punkt - Strafstoß. Den trat Noel Eichinger, doch Keeper Weis ahnte die linke Ecke und parierte den Elfmeter. Der Nachschuss von Eichinger aus kurzer Distanz klatschte deutlich hörbar an die Latte. Eine Glanztat des Keepers und ein wichtiger Impuls für das Spiel der Siegener.
Ab Minute 34 - Leipzigs Trainer Jochen Seitz trieb seine Mannschaft von der Seitenlinie aus unermüdlich an und zeigte bereits nach 40 Minuten erste Anzeichen einer fortgeschrittenen Heiserkeit - kippte das Spiel allmählich zugunsten der Leipziger, die sich immer wieder vorne präsentierten und von der bockstarken Abwehr der Siegener aufgehalten wurden. Doch dann die Überraschung: Nach einer Hereingabe von Fabian Zeidler stand Stefan Maderer im Strafraum der Siegener goldrichtig und netzte mit dem Halbzeitpfiff zum 1:0 für den Regionalligisten ein (45.).
Nach dem Seitenwechsel war die Partie weiter aufgeladen. Nicht nur die Pyromanen der Lok-Anhängerschaft, sondern auch die Akteure selbst pflügten das Feld um und brillierten auf dem Platz. Nehrbauer wechselte zur Halbzeit nahezu seine gesamte Mannschaft aus. Neuzugang Leon Klußmann stand die zweite Halbzeit über im Kasten und sammelte seine ersten Einsatzminuten für die Sportfreunde Siegen. Der Neuzugang von Borussia Dortmund II zeigte eine solide Leistung und erinnerte kurzzeitig auch an die Ausflüge von Manuel Neuer. Als Klußmann in Minute 54 kurz auf Dienstreise außerhalb seines Strafraums ging, herrschte Schnappatmung. Doch der Keeper spitzelte die Kugel vor dem Lok-Stürmer einfach weg.
Beide Teams machten weiter mächtig Dampf und drängten immer stärker nach vorne. In Minute 69 hatte Derrick Kyere dann die Chance für die Sportfreunde, doch nach einer lupenreinen Hereingabe kam Kyere nicht an den Ball. Siegen mit einem klaren Mehranteil an Durchgang zwei, Leipzig in der Rückwärtsbewegung. Den Torschrei hatten die Siegener in der 82. Minute auf den Lippen, als Rikuhei Nabesaka nach einer Hereingabe von Mats Scheld einfach mal draufhielt und fast per Direktabnahme traf. Beide Teams schmissen nochmals alles in die Waagschale, doch am Ende gewann Lok Leipzig nicht unverdient mit 1:0.
Sportfreunde-Coach Thorsten Nehrbauer fasste nach dem Spiel zusammen: „Wir haben einen super Test hinter uns gebracht, alle Jungs haben sich präsentiert. Wir sind gut gestartet und hatten in den ersten 25 Minuten drei Abschlüsse, Lok keinen. Dann haben wir uns mit einem eigenen Fehler ins Hintertreffen gebracht und waren beim 0:1 nicht präsent. In der zweiten Hälfte hätten wir das Unentschieden verdient gehabt.“