Wittgenstein. Der TuS Diedenshausen, der FC Ebenau und der FC Weidenhausen haben ihn noch: Den Hartplatz. Während ihn die einen lieben, wollen die anderen Erneuerung.

Von manchen werden sie geliebt, von den Gegnern werden sie gefürchtet und bei den allermeisten Fußballern sind sie verhasst. Ganz klar, die Rede ist von den Hartplätzen im Amateurfußball. In Wittgenstein fing das Aussterben der Hartplätze in der Mitte der 2000er-Jahre an. Heutzutage sind kaum noch Erinnerungen an die von den Vereins-Urgesteinen oftmals beschriebenen glorreichen Zeiten auf der roten Asche verblieben.

Für den Ascheplatz gibt es engagierte Fürsprecher und leidenschaftliche Gegner

Im Altkreis Wittgenstein spielen lediglich die beiden C-Ligisten FC Ebenau und FC Weidenhausen auf der Asche sowie der TuS Diedenshausen aus der Kreisliga B. Die Gründe dafür, dass die drei Vereine noch immer auf dem altehrwürdigen Hartplatz kicken sind dabei ganz unterschiedlich.

Dreck, Staub und Steinchen im Knie: Auf Asche zu spielen, das ist herausfordernd. Das erfahren auch Piotrek Muszynski (li.) vom SV Schameder II und Maximilian Wilke vom FC Weidenhausen (re.) im Jahr 2022 in der Fußball-D-Liga.
Dreck, Staub und Steinchen im Knie: Auf Asche zu spielen, das ist herausfordernd. Das erfahren auch Piotrek Muszynski (li.) vom SV Schameder II und Maximilian Wilke vom FC Weidenhausen (re.) im Jahr 2022 in der Fußball-D-Liga. © WP | Florian Runte

Während Daniel Spies, Trainer der ersten Mannschaft des FC sowie Diedenshausens Co-Trainer Jonas Dienst dem Untergrund eher negativ gegenüberstehen, ist Weidenhausens Trainer David Wetter ein großer Verfechter des Platzes: „Ich persönlich habe nichts gegen die Asche und muss zugeben, dass ich sogar sehr gerne auf ihr spiele.” Er ist sich natürlich auch über die Nachteile bewusst: „Sicherlich ist es hier und da an regnerischen Tagen schwierig, einen ansehnlichen Ball zu spielen, aber damit kommen wir ganz gut zurecht. Wir merken in den Heimspielen doch, dass sie für uns ein echter Vorteil ist.”

„Ich persönlich habe nichts gegen die Asche und muss zugeben, dass ich sogar sehr gerne auf ihr spiele“

David Wetter
Trainer FC Weidenhausen

Doch laut dem Weidenhäuser Trainer wurde bei dem Verein auch schon über Alternativen nachgedacht, die am Ende allen voran an den nötigen Mitteln gescheitert sind: „Ein Kunstrasen ist finanziell einfach nicht möglich und ein Rasenplatz würde hier keinen Sinn ergeben, da wir keinen Ausweichplatz haben und die Pflege in den Sommermonaten doch eine Menge Aufwand erfordert.”

Fußballromantik der besonderen Art: Flutlicht und Asche, hier beim TuS Diedenshausen.
Fußballromantik der besonderen Art: Flutlicht und Asche, hier beim TuS Diedenshausen. © WP | Florian Runte

Ebenfalls keinen Ausweichplatz hat der TuS Diedenshausen. Die „Roten Teufel“ sind eine Mannschaft, der lange der Ruf nacheilte, dass sie ihre Heimspiele aufgrund des Platzes und der an den Untergrund angepassten körperlich robusten Spielweise gewinnen. Doch vor zwei Saisons bewies die Mannschaft, die damals von Ex-Trainer und Vereinslegende Björn Kleinwächter zur Vizemeisterschaft geführt wurde, dass sie auch fußballerisch eine große Entwicklung durchlaufen hat und die eigene Spielweise ändern möchte.

„Ich glaube, wenn die finanziellen Mittel da wären, würden wir sofort auf Kunstrasen umstellen.“

Jonas Dienst
Co-Trainer TuS Diedenshausen

Aus diesem Grund sieht Dienst ein Problem im Erhalt des Ascheplatzes: „Ich persönlich finde, dass der Platz unserer Entwicklung etwas im Weg steht, weil die Platzverhältnisse manchmal Passübungen im Training oder Spielaufbau im Spiel sehr schwer machen.” Er geht sogar einen Schritt weiter und stellt klar, dass die Wunschlösung beim TuS eigentlich eine andere wäre: „Ich glaube, wenn die finanziellen Mittel da wären, würden wir sofort auf Kunstrasen umstellen.” und ergänzt: „Der Ascheplatz ist einfach nur aus Geldgründen da. Wir haben zwar vor zwei oder drei Jahren Fördergelder bekommen, die waren aber nur für eine Erneuerung der Aschedecke.“ 

Reichlich rote Erde gibt es auch beim FC Ebenau zu bestaunen.
Reichlich rote Erde gibt es auch beim FC Ebenau zu bestaunen. © WP | Florian Runte

Auch wenn Ebenaus Trainer Daniel Spies ebenfalls kein Freund der Asche ist, sieht die Ausgangssituation dort schon ganz anders aus. Der FC besitzt neben dem Hartplatz in Schwarzenau, der derzeit saniert wird und deshalb für den Spielbetrieb gesperrt ist, auch zwei Rasenplätze in Elsoff und Beddelhausen.

Das Projekt Kunstrasenplatz scheitert häufig an den finanziellen Mitteln

An allen Spielstätten soll jährlich die gleiche Anzahl an Spielen stattfinden. Spies erklärt: „Alleine vor dem Hintergrund wäre ein Kunstrasenplatz in Schwarzenau keine gute Lösung. Der kostet einige Hunderttausend Euro mehr und dann müsste dieser auch entsprechend genutzt werden.” Er fügt an: „Das würde bedeuten, dass wir dann in Beddelhausen und Elsoff weniger spielen müssten, was grundsätzlich schon schwierig zu arrangieren wäre.”

„Der kostet einige Hunderttausend Euro mehr und dann müsste dieser auch entsprechend genutzt werden.“

Daniel Spies vom FC Ebenau
über einen möglichen Kunstrasen im Ort

Doch gerade für den 34-jährigen, der selbst für die Sportfreunde Birkelbach in der Bezirksliga spielte, ist die Asche kein Vorteil, wie sie unter anderem für die Weidenhäuser ist, wie er erklärt: „Bei uns ist es anders als bei Diedenshausen oder Weidenhausen, da wir selbst fast gar nicht auf dem Platz trainieren und wir also da auch keinen Vorteil auf dem Untergrund haben.” Er ergänzt: „Wenn der Platz im Sommer schön abgezogen ist, kann es dort klasse sein, aber jetzt im Winter kann es sein, dass er aufgrund von Regen oder Frost gar nicht bespielbar ist.” Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Platzerneuerung dürfte eigentlich klar sein, dass den Ebenauern kurzfristig sowieso kein neuer Kunstrasen gebaut werden würde.

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Doch was sagt die Stadt Bad Berleburg dazu? Auf Nachfrage teilt Tanja Daus, die Abteilungsleiterin Immobilienmanagement der Odebornstadt, folgendes mit: „Die Stadt Bad Berleburg betreibt derzeit drei Tennenplätze in den Ortschaften Diedenshausen, Weidenhausen und Schwarzenau. Im Rahmen des Sportstättenentwicklungskonzeptes der Stadt Bad Berleburg wurde eine Kategorisierung der städtischen Sportstätten beschlossen. Danach wird der Sportplatz Weidenhausen per vertraglicher Regelung vom FC Weidenhausen bewirtschaftet und unterhalten.“ Somit obliegt der Ascheplatz in Weidenhausen ganz und gar dem FC Weidenhausen selbst.

Asche, so weit das Auge reicht: Beim FC Weidenhausen setzt man ebenfalls auf das Relikt früherer Fußball-Generationen.
Asche, so weit das Auge reicht: Beim FC Weidenhausen setzt man ebenfalls auf das Relikt früherer Fußball-Generationen. © WP | Florian Runte

Wie aber sieht es in Diedenshausen und Schwarzenau aus? „Die Sportfreianlagen in den Ortschaften Schwarzenau und Diedenshausen wurden im Prozess als erhaltenswerte Sportanlagen herausgestellt. Zugleich wurde ein Sanierungsbedarf beider Anlagen festgestellt. Der Tennenplatz in Diedenshausen wurde bereits im Jahr 2022 im Rahmen des Förderprogramms „Moderne Sportstätte 2022“ unter Einbringung von Eigenleistungen und -mittel durch den Verein und flankierenden Mitteln der Stadt Bad Berleburg grundlegend saniert.“ Ein Ascheplatz im 21. Jahrhundert ist also modern? Laut der Stadt Bad Berleburg: ja.

„Ohne maßgebliche finanzielle Beteiligung und anschließende vertragliche Nutzungsüberlassung an den jeweiligen Verein ist die Umsetzung eines Kunstrasenplatzes nicht realisierbar.“

Tanja Daus
Immobilienmanagement der Stadt Bad Berleburg

Grundsätzlich werden, so Daus weiter, sowohl von Vereinen als auch von Seiten der Stadt vor der jeweiligen Sanierung Überlegungen zur Herstellung von Kunstrasenplätzen angestellt. „Die zur Ausführung kommende Variante ist abhängig vom jeweiligen Bedarf und wirtschaftlichen Erwägungen. Ohne maßgebliche finanzielle Beteiligung und anschließende vertragliche Nutzungsüberlassung an den jeweiligen Verein ist die Umsetzung eines Kunstrasenplatzes nicht realisierbar.“ Der Kostenpunkt ist und bleibt also ein großer Faktor.

Etwas komplizierter wird es beim TuS Schwarzenau. „Derzeit wird der Tennenplatz inklusive Drainage in Schwarzenau aus städtischen Haushaltsmitteln und Eigenleistung des TuS Schwarzenau saniert. Da der Verein bereits die Turnhalle neben der ehemaligen Alexander-Mack-Schule in sein Eigentum übernommen hat und für die Unterhaltung und Bewirtschaftung aufkommen muss, haben sich die Verantwortlichen für die Variante Tennenplatz entschieden.“ fly