Bad Berleburg. Die A-Jugend ist der Baustein für künftige Fußballer. Aber: Die Vereinsnamen werden länger, die Spieler weniger. Ein Nachwuchs-Kicker gibt Einblicke.
Wohin steuert der Wittgensteiner A-Jugend-Fußball? Die Namen der einzelnen Spielgemeinschaften werden immer länger und immer weniger Spieler finden den Weg in die Jugendteams, geschweige denn in die ersten Mannschaften. Droht also der fußballerische Kollaps in Wittgenstein? Nein, noch nicht. Aber die Tendenz ist deutlich zu erkennen. Es gibt aber auch Ausreißer.
Etwa Finn Biermann, der beim VfL Bad Berleburg in der A-Jugend mitmischt. Biermann stellt sich den Fragen der Redaktion über die Lage der A-Jugenden in Wittgenstein, spricht über seine Trainingsbeteiligung bei der ersten Mannschaft und über seine Einsätze im Kreispokal und in der Fußball-Bezirksliga. Er sieht die Lage nicht ganz so dramtisch, aber nicht so sehr, wie es sich das Fußballerherz vermutlich wünscht.
Viele Abgänge verändern die Struktur der Fußball-A-Jugend in Bad Berleburg
Biermann priorisiert zunächst das Spielerische. „Wir vom VfL wollen in der Tabelle natürlich höher stehen. Wir sind aber noch nicht so eingespielt wie im vergangenen Jahr. In dieser Spielzeit müssen wir erst mal schauen, wo die anderen Spieler ihre Stärken und Schwächen haben“, sagt Biermann und ergänzt, dass immer mal wieder einige B-Junioren bei der A-Jugend mitmischen. „Bei denen wissen wir auch nicht so ganz, wie sie ticken.“
Viele Abgänge aus den älteren Jahrgängen, denen Beruf und Studium weniger Zeit für das Hobby Fußball lassen, verändern die Struktur. „Deswegen haben wir viele von den Jüngeren. Da merken wir ein bisschen, dass die Erfahrung in der A-Jugend noch fehlt. Das sind körperlich andere Standards“, führt Biermann aus.
Das Team hatte in der Liga einen schwierigen Start, da Duelle mit den besseren Mannschaften der Liga als Erstes anstanden. „Mit Erndtebrück hatten wir auch einen schweren Pokalgegner. Manchmal kommst du nicht mit der nötigen Power zu den Spielen und hast dann nicht die Resultate, die du haben willst. Wir müssen uns mehr einspielen, denn die Qualität in der Mannschaft ist da. Die jüngeren Spieler müssen noch richtig vorbereitet werden.“
Doch die Lage in Wittgensteins A-Jugenden hat eine negative Tendenz. „Die guten Spieler gehen relativ früh weg. Bereits in der C-Jugend. Entweder nach Hessen oder ins Siegerland. Dahin, wo du mehr Chancen hast, höher zu spielen“, sagt Biermann. Die Gründe: Die fehlende Perspektive. „Wenn du in einem Ort nur fünf Spieler hast, dann musst du schauen, dass du die irgendwie hältst. Dann musst du eben eine Spielgemeinschaft bilden“, sagt der Keeper.
Mit Berleburg und Edertal klappe die Zusammenarbeit seit Jahren recht gut. Dennoch mahnt Biermann: „Es wird schwieriger und in der Jugend sind auch keine großen Namen mehr dabei. Der Jahrgang von mir (2006, Anm. d. Red.) und der Jahrgang unter mir sind so ein Beispiel. Da höre ich es weniger, dass einer ein Probetraining bei einem höheren Verein hatte. Da kommt nicht mehr so viel, worauf man aufbauen kann.“
Seit der B-Jugend trainiert Finn Biermann bei der ersten Mannschaft mit
Es gibt aber Ausnahmen. Etwa Biermann selbst. Er trainiert bei der ersten Mannschaft mit und sitzt in der Fußball-Bezirksliga als Ersatzkeeper auf der Bank der Berleburger. „Ich war drei Jahre lang in der B-Jugend in Berleburg und habe in der C-Jugend in Dotzlar gespielt. Ich bin zurück nach Berleburg, weil sich die Spielgemeinschaft in Dotzlar aufgelöst hat. In meinem zweiten B-Jugend-Jahr, da war Yannik Lückel Co-Trainer, wurde ich von ihm zum Training bei der Ersten eingeladen“, erinnert sich Biermann.
Seitdem trainiert er konstant bei der ersten Mannschaft mit und bekommt auch Einsatzmöglichkeiten. Mal gewollt, mal ungewollt. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich meine Einsätze bekommen. Gleichzeitig war die Rote Karte für Ludwig natürlich sehr ärgerlich. Es war meine Gelegenheit, dem Trainer zu zeigen, wie ich im Spiel so bin“, erzählt Biermann über seinen Einsatz im Pokalspiel gegen die SG Laasphe/Niederlaasphe. Bereits in der ersten Pokalrunde gegen den SV Schameder (2:1). hütete Biermann den Kasten des VfL.
Seine Chancen nutzt Biermann, wann immer er kann. Denn er weiß, dass Keeper Ludwig Klein bei VfL-Coach Björn Breuer gesetzt ist. Das nimmt er sportlich. „Ich weiß, was Ludwig für eine Qualität hat. Ich freue mich, dass ich mich zeigen kann. Ich möchte noch mehr arbeiten, damit ich noch weiter nach oben komme. Wir haben definitiv Jungs aus der A-Jugend, die das Potenzial haben, bei der ersten Mannschaft mitzuspielen“, unterstreicht Biermann. Die Jugendarbeit in Berleburg, so der 18-Jährige, funktioniere gut. Zumindest in Berleburg ist also das Ende der A-Jugend noch nicht absehbar. Zum Glück.