Erndebrück. Gegen Westfalia Herne zeigen die Nadelstiche des TuS Erndtebrück endlich Wirkung. Selbst Christian Knappmann auf Seiten der Gäste zollt seinen Respekt.
Um 17.08 Uhr am Samstagnachmittag war die gefühlt schon ewig anhaltende Durststrecke des Fußball-Westfalenligen TuS Erndtebrück zu Ende. Nach 860 Spielminuten plus jeder Menge inzwischen üblicher Nachspielzeit war der Bann beim bisherigen Ranglisten-Letzten aus dem Wittgensteiner Land gebrochen.
Im zehnten Anlauf holt Fußball-Westfalenligist TuS Erndtebrück drei Punkte
In der 50. Minute der Partie gegen Westfalia Herne stand Clemens Tartan nach Vorarbeit von Noel Arfaoui goldrichtig und bugsierte den Ball am hinteren Pfosten zum 1:0 in die Maschen der Gäste. Es war die erste Führung in dieser Saison für die Mannschaft von Trainer Mounir Saida, der Auftakt zum 3:1 (0:0)-Erfolg gegen den vorherigen Tabellenvierten. Am 10. Spieltag, nach neun vergeblichen Anläufen zuvor mit nur drei Unentschieden, der erste Saisonsieg für den TuS Erndtebrück, der damit zumindest über Nacht erstmals seit dem 4. Spieltag die letzte Position des Klassements hinter sich ließ.
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Der Jubel bei der Erndtebrücker Mannschaft und ihren Unterstützern unter den 163 Zuschauern kannte schon nach dem Tartan-Treffer kaum Grenzen. Als dann der Japaner Kaito Nakamura vier Minuten nach seiner Einwechslung auf 2:0 (75.) erhöhte, traute manch ein Beobachter seinen Augen nicht, und erst recht nicht mehr, als William Wolzenburg nur drei Minuten später das 3:0 nachlegte.
„Wir haben es geschafft.“
Der Traditionsclub aus dem Ruhrgebiet, einst in der 2. Bundesliga, lange Jahre in Regional- und Oberliga, war geschlagen. Christian Knappmann, traditionell lautstarker Trainer des Wiederaufsteigers, wurde ungewohnt still. Er hatte sich von seinem Stuhl an der Seitenlinie schon unter das Dach der Ersatzbank zurückgezogen, als Maurice Bank aus einer unübersichtlichen Situation vor TuS-Schlussmann Oliver Schnitzler noch zum 1:3 (87.) traf.
Nadelstiche des TuS Erndtebrück sind gegen Westfalia Herne sehr effizient
„Eine überragende Leistung“, attestierte Coach Saida seiner Mannschaft. Im Kreis nach dem Abpfiff auf dem Kunstrasen-Geviert freute er sich mit seinen Spielern: „Wir haben es geschafft.“ Das Team habe „am Anfang aber erst wieder die schwierigen Sachen probiert“, bemängelte er dennoch. Nach dem ersten Saisonsieg, spornte er seine Spieler an, „machen wir jetzt so weiter“. Erndtebrück machte so weiter, wie beim viel beachteten 1:1 in der Vorwoche beim Oberliga-Absteiger TSG Sprockhövel oder wie beim ebenso belobigten 0:1 vor drei Wochen bei Tabellenführer FC Brünninghausen.
Saida hatte gegen Herne auf die Vorwochen-Formation vertraut. So blieben Defensiv-Organisator Benedikt Brusch und Spielmacher Ahmad Ibrahim zunächst auf der Bank. Der TuS-Coach ließ zudem, wie er angekündigt hatte, seine Mannschaft erneut im taktischen 4-3-3-System sehr kompakt, defensiv und aus der eigenen Hälfte heraus agieren. Zeitweise tauchten selbst die Außenangreifer Elmin Heric links und Clemens Tartan rechts weit zurückgezogen zwischen Abwehr- und Mittelfeld-Kette auf.
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Erndtebrück zeigte sich wie verwandelt gegenüber den blamablen Heimpleiten gegen den Lüner SV (1:4) und Aufsteiger SV Vestia Disteln (1:2). Das TuS-Team stand sicher, und hatte, sollte der Plan gewesen sein, ein paar Nadelstiche zu setzen, ein ganzes Nadelkissen bei seinen Kontern zur Hand. In der 40. Minute hätten die Gastgeber in Führung gehen können, ja müssen: Erst traf Elmin Heric ans Gebälk, dann Tartan beim Abpraller. Und nach der 1:0-Führung häuften sich dann die Chancen. „Endlich hatten wir Glück vor dem Tor“, befand Co-Trainer Thorsten Lohmann.
Westfalia-Coach Christian Knappmann zollt den Erndtebrückern Respekt
Bei den besten Herner Möglichkeiten war Keeper Schnitzler zur Stelle: in der ersten Hälfte bei einem Freistoß, den er zur Ecke lenkte, in der zweiten bei einem Schuss, bei dem er sich rechtzeitig am Boden lang machte. Und zwei Lattentreffer im „Finale“ überstand Erndtebrück schadlos.
„Gegen diese Art von Fußball ist es unfassbar schwer“
Von 90 Prozent Ballbesitz für seine Mannschaft sprach Knappmann während der Pressekonferenz. „Gegen diese Art von Fußball ist es unfassbar schwer“, betonte er, „das sage ich respektvoll“. Sein Team habe verdient verloren.
Erndtebrück: Schnitzler – Iwamatsu, Ueno, Hombach, Huber – A. Wolzenburg (90.+5 Brusch), W. Wolzenburg, Mack (81. Uvira) – Tartan (90.+5 Burkert), Arfaoui (71. Nakamura), Heric. - Tore: 1:0 Clemens Tartan (50.), 2:0 Kaito Nakamura (75.), 3:0 William Wolzenburg (78.), 3:1 Maurice Bank (87.) - Schiedsrichter: Arnoush Araghi (RSV Altenvoerde) - Zuschauer: 163.