Bad Berleburg. Nach über einem Jahr Torflaute trifft der Kapitän des VfL Bad Berleburg doppelt im Wahnsinns-Spiel gegen den SV Brilon. Was das für ihn bedeutet.

Als der Schiedsrichter die Partie zwischen dem VfL Bad Berleburg und dem SV Brilon abpfeift, ist Yannik Lückel genauso wie das gesamte Team völlig fertig. Im positiven Sinne. Der 32-jährige Kapitän des VfL hat am fünften Spieltag der Fußball-Bezirksliga maßgeblich dazu beigetragen, dass der Wittgensteiner Vertreter der „Bundesliga des Sauerlandes“ noch ein 0:3-Rückstand drehte. Ein Novum, wie Lückel erzählt. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in meiner Seniorenkarriere ein 0:3-Rückstand zu was Zählbarem gebogen hätte.“

Doch genau das schafft das Team von Trainer Björn Breuer und Kapitän Lückel auf heimischen Rasen gegen den Top-Favoriten aus Brilon. Die Gäste gehen mit drei Toren Vorsprung in die Kabine und auf der Terrasse des Vereinsheims in Bad Berleburg unkt man schon, dass die Messe gelesen sei. Was dann folgt, ist eine sensationelle Aufholjagd.

So sieht man ihn beim VfL Bad Berleburg am liebsten: Yannik Lückel erinnert sich noch gut an seinen vorerst letzten Treffer in der Spielzeit 2022/23.
So sieht man ihn beim VfL Bad Berleburg am liebsten: Yannik Lückel erinnert sich noch gut an seinen vorerst letzten Treffer in der Spielzeit 2022/23. © Hans Peter Kehrle | Hans Peter Kehrle

Trainer Breuer sagt nach dem Match, dass er in der Kabine „deutlich“ geworden sei. Was genau der Übungsleiter erzählt, bleibt ein Geheimnis. Aber: „Er hat uns aufgezeigt, dass es unnötig ist, dass wir hier 0:3 hinten liegen. So würde ich es mal umreißen. Was in der Kabine besprochen wird, bleibt in der Kabine.“ Oder wird auf dem Feld umgesetzt.

Denn Lückel ist davon überzeugt, dass der Wittgensteiner Bezirksligavertreter gar nicht so viel falsch gemacht hat an diesem Sonntag. „Fakt ist, dass Brilon gerade im letzten Drittel mehr Zielstrebigkeit an den Tag gelegt hat als wir. Man redet sich Mut ein, obwohl man weiß, dass schon viel zusammenkommen muss, damit hier noch was läuft. Jeder hat auf dem Feld gemerkt, dass wir dran sind“, sagt Lückel. Lange habe es sich so angefühlt, als sei der Briloner Kasten schier vernagelt. „Wir hatten noch ziemlich viele Körner und Brilon ist im zweiten Durchgang ins Schwimmen geraten.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in meiner Seniorenkarriere ein 0:3-Rückstand zu was Zählbarem gebogen hätte.“

Yannik Lückel
Kapitän VfL Bad Berleburg

Der Treffer von Steven Lichy zum 1:3 wirkt wie ein mentaler Dosenöffner für die Büchse der Pandora. Und dann beginnt die Glanzstunde von Yannik Lückel. Gefragt, wann er das letzte Mal getroffen hat, muss der 32-Jährige nicht lange überlegen. „Am letzten Spieltag der Saison 2022/23“. Also vor über einem Jahr. „Ich habe im vergangenen Jahr fünf, sechs Spiele gemacht und kein Tor geschossen“, resümiert Lückel. Besonders ärgert er sich darüber, dass sein Versuch in der ersten Halbzeit gegen Brilon nicht ins Netz geht.

Der Ball wird da noch in höchster Not von der Linie gekratzt. „Wenn ich den mache, dann sieht das ganze Spiel vielleicht ganz anders aus. Ich bin aber auch in einem Alter, wo ich mich nicht mehr verrückt mache. Es gilt, in dem Moment wieder so scharf zu sein, dass du die Chancen nutzt. Hadern bringt da nichts, da versiebst du noch die nächsten fünf Dinger“, fasst Lückel seine Gedanken zusammen.

„Beim zweiten Tor hatte ich einen Puls von 190. Wir waren alle müde. Dann fällt der Ball mir nochmal vor die Füße. Dann habe ich die Kugel angestoppt und Vollspann draufgehalten.“

Yannik Lückel
Kapitän VfL Bad Berleburg

Beim ersten Treffer fällt dem Stürmer der Ball sprichwörtlich vor die Füße. „Da musst du als Stürmer einfach nur noch richtig stehen und das Ding reinmachen“, sagt Lückel. Beim zweiten Treffer treffen Adrenalin, Gottvertrauen und Technik aufeinander, wie der Routinier erzählt. „Beim zweiten Tor hatte ich einen Puls von 190. Wir waren alle müde. Mir fällt der Ball nochmal vor die Füße. Ich habe also die Kugel angestoppt und Vollspann draufgehalten. Dann musst du noch hoffen, dass der Ball durch die ganzen Beine geht, die da vor einem stehen“, erinnert sich Lückel an den Treffer in der 95. Minute zum 3:3-Endstand.

Für die Gesamtmoral und das Kollektiv sei der Punkt und die Aufholjagd wichtig, aber es sei eben „nur ein Punkt“, wie der Kapitän klarmacht. „Es ist mir noch nicht untergekommen, dass man nach einem 0:3 nochmal zurückkommt. Es ist aber nervig, dass man überhaupt in diese Situation geraten ist.“ Klare Worte des Spielführers.

Mit seinen beiden Toren gegen den SV Brilon hat Yannik Lückel endgültig bewiesen, dass der 32-Jährige weiß, wo das Tor steht.
Mit seinen beiden Toren gegen den SV Brilon hat Yannik Lückel endgültig bewiesen, dass der 32-Jährige weiß, wo das Tor steht. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Nun geht es für den VfL am Freitag (18.30 Uhr) zur SG Bödefeld/Henne-Rartal nach Schmallenberg. Lückel schätzt den kommenden Gegner wie folgt ein. „Bödefeld ist vergangenes Jahr Vizemeister geworden. Das waren teilweise berauschende Leistungen, gerade offensiv kommt da viel Geschwindigkeit auf uns zu. Von der Spielanlage her ist es vergleichbar mit Brilon. Eine Mannschaft, die sehr stark über Umschaltmomente kommen wird. Gerade vorne die drei Stürmer rund um Leon Hermes sind extrem schwierig zu verteidigen.“

Die gegnerische Mannschaft könne dem VfL wehtun, besonders bei einfachen Ballverlusten. Doch Lückel ist zuversichtlich, dass es klappt. „Ich erwarte ein Spiel wie gegen Brilon.“ Nur diesmal vielleicht ohne drei Gegentore in Halbzeit eins und einer fulminanten Rückkehr in Durchgang zwei. Dem Puls der VfL-Verantwortlichen würde das wohl guttun. Kadertechnisch wird Coach Björn Breuer dieselbe Elf zur Verfügung haben wie beim Spiel gegen Brilon, teilt der Trainer mit.