Siegen. 0:1-Niederlage vor 3780 Zuschauern gegen SG Finnentrop/Bamenohl im Leimbachstadion. Chancenwucher in der zweiten Halbzeit.
Am Ende jubeln die Anderen. Die erste Niederlage, als alles im Leimbachstadion zur großen Jubiläumssause angerichtet war. Fast sensationelle 4000 Zuschauer, die für Oberliga-Glücksgefühle beim Kassierer sorgten, die Anwesenheit der „Legenden“ aus großen Sportfreunde-Tagen wie Zoran Jonjic, Asif Saric oder Patrick Helmes. Allen zum Trotz fahren die Gäste der SG Finnentrop/Bamenohl mit drei Punkten nach Hause. Das Tor des Abends fällt durch Erik Dier fünf Minuten nach der Pause, als das Geburtstagsfeuerwerk am Horizont verraucht. Aus praktisch keiner Chance den Sieg gemacht. Das nennt man Effektivität.
Die Entstehung dieses Treffers aber sollten sich die Siegener Abwehrrecken noch mal in aller Ruhe ansehen. Denn den darf es einfach nicht geben. Irgendwie wurschtelt sich Eren Albayrak am Strafraum an drei Defensivkräften vorbei, hakelt hier mal ein, mal da, bleibt aber immer am Ball und kommt auch noch zum Abschluss, den André Weis zwar noch an die Brust bekommt, den abprallenden Ball bugsiert im Fünfmeterraum Dier über die Linie. Ein Tor, das zu keinem Zeitpunkt in der Luft lag, denn die Gäste beschränkten sich eigentlich nur aufs Zerstören, aufs Verteidigen.
Sportfreunde Siegen - SG Finnentrop/Bamenohl 0:1 (0:0)
Siegen: Weis - Nabesaka, Mayer, Ticha, Tomas (87. Dej) - Pazurek (82. Filipzik), Krämer - Pursian (62. Debrah), Scheld, Kyere (76. Adozi) - Schardt (62. Werlein).
Finnentrop/Bamenohl: Taach - Musangu, Kümhof, Humberg, Chatar - Meyer - Klaas (90. Kremer), Dier (74. Kolberg) - Lennemann (87. Habbel), Albayrak (90.+2 Schelle).
Schiedsrichter: Denis Magne (Bruchhausen).
Tore: 0:1 Erik Dier (51.)
Zuschauer: 3870.
Das Spiel der Sportfreunde bis zu diesem Zeitpunkt verdiente sich allerdings auch nicht gerade Bestnoten. Zwar durchweg überlegen übten sie Spielkontrolle aus, Ballbesitz natürlich ebenso. Aber den Weg in die gefährliche Zone verbauten die Finnentroper geschickt. Und wenn es in den Strafraum ging, fehlte die Präzision. Vor der Pause war es ein 18-Meter-Schuss von Kapitän Mats Scheld, der dann etwas zu präzise war, knallte die Kugel in der 21. Minute doch an den Pfosten.
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Ein weiterer Fernschuss Schelds wurde Beute des guten Torhüters Alex Taach. Der frühere Erndtebrücker erhielt ein Sonderlob vom traurigen Siegener Trainer Thorsten Nehrauer: „Kompliment an den Keeper der Gäste. Er hat uns viele Chancen zunichte gemacht.“ Der Coach sprach von sechs, sieben dicken Möglichkeiten, die sich in der zweiten Halbzeit wie auf der Perlenkette aufgezogen von der 64. bis 79. Minute aneinanderreihten. „Wenn wir das Spiel 5:1 oder 6:1 gewinnen, hätte sich niemand beklagen können.“
Die Fans hätten das auf den Rängen gewiss nicht getan. Die waren voller Erwartung zum Jubiläumsspiel gekommen, in großen Scharen standen sie schon zwei Stunden vor dem Anpfiff bereit und genossen den Abend. Die tolle Choreo mit Stadtmotiven, die die Mannschaften beim Einlaufen begrüßte, war geradezu maßgeschneidert für einen runden Fußball-Abend, der dann aus Siegener Sicht so betrüblich verlief. „Ich weiß echt nicht, wie wir dieses Spiel verlieren konnten“, musste Verteidiger Arthur Tomas nach Worten ringen nach dem Schlusspfiff. „Wir sind alle total enttäuscht.“
Er hatte auf der linken Außenbahn bis zu seiner Auswechslung, als Thorsten Nehrbauer nach und nach alle Offensivkräfte, die er zur Verfügung hat, ins Rennen schickte, leitete er mit seinen Vorstößen die ersten Möglichkeiten ein. 64. Minute: Florian Mayer fasst sich ein Herz, tankt sich im Strafraum an drei Verteidigern vorbei, sein Abschluss vom Elfmeterpunkt wird noch geblockt. 65. Minute: Mats Scheld bedient den Ex-Finnentroper Danielle Werlein. Der muss eigentlich drin sein, doch der Ball fliegt am langen Pfosten vorbei. 68. Minute: Yannick Debrah, für Leon Pursian gekommen und eine echte Belebung auf dem rechten Flügel, kommt an der Strafraumgrenze zum Schuss - vorbei. 76. Minute: Nach etwas kurzer Faustabwehr von Alex Taach ist erneut Werlein zum Einschuss bereit: aus 14 Metern schießt er vorbei. Vielleicht hatte er ja noch ein paar gute Gefühle für seinen Ex-Klub bewahrt. 79. Minute: Debrah stürmt von rechts in die Box, schließt gut ab, findet in Taach seinen Meister. Jannik Krämer kann den Nachschuss nicht platzieren.
Markus Pazurek war schon Mitte der ersten Halbzeit zur zweiten Spitze neben Lars Schardt beordert worden. Nach der Pause kamen dann noch neben Debrah, der junge Justin Adozi, Tobias Filipzik als „Kopfball-Turm“ im Finnentroper Strafraum und Andre Dej. Aber auch die Brechstange half am Ende nicht. Nach sechsminütiger Nachspielzeit pfiff Dennis Magne aus Bruchhausen die Partie ab. Geknickte, traurige Siegener, die zu diesem 125. Sportfreunde-Geburtstag so gern drei Punkte auf den Gabentisch gelegt hätten, trotten bedröppelt zu den Fans unterm Tribünendach.
Getanzt wurde auf der anderen Seite, wo die vielleicht 60, 70 Gäste-Anhänger den Sieg und die Finnentroper Mannschaft feierten. Ein gewisses Maß an Cleverness kann den Mannen um Alex Taach nicht abgesprochen werden. Am Ende meinten die, dass die Siegener noch drei Stunden hätten weiterspielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Ganz falsch liegen sie mit ihrer Kurz-Analyse sicher nicht.