Schameder. Der Underdog vom SV Schameder hält gut mit, muss sich aber dem Bezirksligisten am Ende geschlagen geben. Aus dem Trainer wird prompt ein Feldspieler.

Nach dem Abpfiff können sich auch seine Mitspieler die Sprüche kaum verkneifen. „René, du bist der einzige Mensch, der nach 25 Minuten fragt, wie lange noch zu spielen ist“, frotzelt ein Schamederaner mit seinem Coach. Denn Röthig steht zu seinem Wort und schont im Fußball-Kreispokalspiel gegen den Bezirksligisten vom VfL Bad Berleburg seine Spieler und agiert selbst mit - als Feldspieler.

Dementsprechend quittiert der spielende Trainer die Bemerkungen seiner Schützlinge mit einem müden Lächeln, ehe er sich erneut auf die Bank stützt und tief durchatmet. „Das ist ungewohnt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal 90 Minuten im Feld durchgespielt habe. Das ist schon ganz lange her“, sagt Röthig - und atmet nochmal tief durch.

„„Das ist ungewohnt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal 90 Minuten im Feld durchgespielt habe. Das ist schon ganz lange her.“

René Röthig
Spielender Trainer des SV Schameder

Das Match selbst entpuppt sich als Kracher, wenngleich das zu Beginn der Partie gar nicht greifbar ist. Direkt in der ersten Minute fasst sich Dominik Szczurek ein Herz und köpft einfach mal aufs gegnerische Tor, doch SVS-Keeper Daniel Höse hat den Ball sicher. Auf der Gegenseite blitzt die spielerische Finesse eines Lucas Menn immer wieder auf. Menn und Niklas Brachmann machen vor dem Tor Dampf und müssen sich immer wieder Kommentare von ihrer Innenverteidigung anhören.

Da steht niemand geringeres als René Röthig, der seine Mannen lautstark anfeuert und motiviert. „Ich habe den Jungs auch gesagt, dass ich heute nur Spieler bin und sie auch zu mir was sagen können. Das Feuer, was man vom Fußball kennt, das brennt in mir. Ich war heute noch verhältnismäßig ruhig“, erklärt Röthig seine lautstarke Art auf dem Feld. An der Seitenlinie treibt derweil Kevin Knebel, der „Knitter“, seine Teamkollegen in Rot unermüdlich an. Schameder will auf eigenen Platz den Kontrahenten ärgern. Und das gelingt plötzlich auch.

„Ich habe den Jungs auch gesagt, dass ich heute nur Spieler bin und sie auch zu mir was sagen können.“

René Röthig
hat beim Pokalspiel des SV Schameder in der Innenverteidigung ausgeholfen

Und zwar deswegen, weil Berleburgs Ansgar Klein nach 30 Minuten ein Blackout hat. Klein möchte einen Pass spielen, legt sich den Ball zu weit nach vorne und präsentiert Schameders Lucas Menn die Chance auf dem Silbertablett. Der umkurvt noch VfL-Keeper Finn Biermann und schiebt in aller Ruhe zum 1:0 ein. Schameder in Ekstase, VfL-Trainer Björn Breuer hörbar wütend.

Auch am Boden liegend macht Schameders Nummer sechs René Röthig weiter: Der Trainer, der im Pokalspiel als Innenverteidiger aushalf, war froh, dass er verletzungsfrei die Partie überstand.
Auch am Boden liegend macht Schameders Nummer sechs René Röthig weiter: Der Trainer, der im Pokalspiel als Innenverteidiger aushalf, war froh, dass er verletzungsfrei die Partie überstand. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Schameder übernimmt das Geschehen, drückt immer wieder bleischwer nach vorne, während Berleburg über Standards kommt. Doch die Freistöße von Steven Lichy (35.) und Daniel Gora (37.) bringen nicht die nötige Gefahr. Top-Torjäger Lucas Menn wird früh, seine Pflicht hat er da schon getan. „Das war der Plan. Das ist auch der Grund gewesen, warum ich gespielt habe und meine Innenverteidigung geschont habe“, erklärt Röthig die Auswechselung des Goalgetters nach 42 Minuten. Mit dem 1:0 für den SV Schameder geht es in die Kabinen.

Nach dem Seitenwechsel präsentiert sich Berleburg wie verwandelt. Daniel Gora sorgt mit einem sehenswerten Treffer für den Ausgleich in Minute 47. Und plötzlich möchten die Gäste mehr aus dem Spiel herausholen und werden giftiger. Doch auch Schameder hat noch lange nicht genug. Lukas Brachmann hält aus rund 20 Metern einfach mal drauf und der Ball kullert haarscharf am Tor vorbei. Da haben die rund 50 Zuschauer schon den Torschrei auf den Lippen (54.).

SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg im Fußball-Kreispokal

SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024 © Trabulsi | Nasser Trabulsi
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024 © Trabulsi | Nasser Trabulsi
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024 © Trabulsi | Nasser Trabulsi
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024 © Trabulsi | Nasser Trabulsi
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024 © Trabulsi | Nasser Trabulsi
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
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SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
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SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
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SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
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SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024
SV Schameder gegen VfL Bad Berleburg beim Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 28.08.2024 © Trabulsi | Nasser Trabulsi
1/11

Die Partie wird derweil hitziger. Nach einer schönen Dreierspielstafette kommt Christopher Soppe zum Abschluss, doch Keeper Biermann hält den Schuss aus zentraler Position (67.). Acht Minuten später jubeln die Berleburger, doch der Schiedsrichter plädiert auf Abseits. Lautstarke Beschwerden auf Seiten der Gäste.

Doch jubeln darf der VfL am Ende doch noch. Aus dem Gewühl heraus behält Dominik Szczurek die Ruhe und schiebt zum 2:1-Endstand ein (84.). „Ärgerlich ist, wenn du das 2:1 siehst. Das entsteht aus einem Foulspiel heraus, der Schiri kann das nicht unbedingt sehen.“

Der spielende Trainer oder trainierende Spieler, je nachdem, wie man es sehen will, ist mit der Leistung dennoch zufrieden. „In den letzten 20 Minuten habe ich mich gefragt, wann das Spiel endlich fertig ist. Das hat trotzdem einige Körner heute gekostet. Wir haben uns super verkauft und 1:2 verloren. Das sind Sachen, die wir mitnehmen müssen“, sagt der Spieler-Trainer, bevor er den Gang zu seinen Mitspielern antritt. An diesem Abend in der Rolle als Spieler, ab dem nächsten Training dann wieder als Spieler. Doch diese 90 Minuten wird René Röthig noch eine Weile in den Knochen spüren.