Wittgenstein. Ikone Lothar Matthäus hat die Nase voll als E-Jugend-Trainer und verweist als Grund auf nervige Eltern. Unser Kolumnist kann das gut nachvollziehen.

Zwei Dinge sollen Kinder laut Goethe von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel. Daraus lässt sich vieles ableiten, in jedem Fall bedingt das eine das andere. Hier die Wurzeln als das Standhafte, im wahrsten Sinne Bodenständige, dort das metaphorische Fliegen als Symbol der Freigeistigkeit und Lebenslust. Für beide Dinge können Eltern sorgen, doch ist es ein schmaler Grat zwischen Loslassen und persönlichem Ehrgeiz.

Genau das ist zu beobachten, wenn Kinder das erste Mal mit Schulnoten nach Hause kommen, ein Instrument lernen oder Fußball spielen. Dann nämlich stellt sich heraus, ob der Ehrgeiz der Eltern nicht den der Kinder überragt und es gerade die Wurzeln sind, die das Wachsen von Flügeln unmöglich machen. Im Kinderfußball ist das leider manchmal so.

Pausentee statt Energy-Drink

Eine E-Jugend hat auch Lothar Matthäus trainiert, da sein Sohn Teil des Teams ist und ein Coach gesucht wurde. Nun hat der Weltmeister die Nase voll: „Die Kinder haben weniger Probleme gemacht als ihre Eltern. (…) Den ganzen Tag am Telefon hängen und sich anhören müssen, was ich alles falsch mache.“ Das muss man sich mal reinziehen: Da kommen Helikopter-Eltern zum Fußballer des Jahres 1991 und erzählen ihm was über Fußball.

Das ist nur ein Beispiel. 2022 befanden es 5100 Befragte bei einer DFB-Umfrage als wichtig oder sehr wichtig, dass der Nachwuchs durch Zwischenrufe der Eltern weniger gestört werden soll. Auch so eine Unart, die Wurzeln faulen und Flügel stutzen lässt. Manche Eltern sollten sich also lieber mal einen Pausentee gönnen, statt mit Energy-Drinks am Spielfeldrand zu stehen.