Siegen-Wittgenstein. Für die Handballer der HSG Wittgenstein geht es unter dem neuen Trainer Christian Dohle in eine achtwöchige Saisonvorbereitung. Was dort passiert.

Nach einer äußerst turbulenten Achterbahnsaison 2023/24 sind die Handballer der HSG Wittgenstein im Sommer einen großen Schritt zurück zur Stabilität gegangen. Im Vorjahr trainierte sich das Team unter dem wachsamen Auge von Spieler und erstem Vorsitzenden Andreas Dreisbach selbst. Doch bereits damals war klar, dass Vereinslegende Christian Dohle, der zuvor eine kleine Handballpause einlegte, ab 1. Juli 2024 die Teamleitung übernehmen sollte.

Seitdem ist schon eine ganze Menge passiert, doch der Einstand ist dem neuen, alten Bekannten alles andere als schwer gefallen, wie er selbst erklärt: „Ich bin froh, dass ich die Pause genommen hatte, um den Kopf freizubekommen. Die Rückkehr zur HSG ist mir aber nicht schwer gemacht worden, weil ich mit den Jungs auch immer in Kontakt war.” Eine besondere Situation hat er dann doch für sich entdeckt: „Neben ein paar neuen Gesichtern, ist es natürlich eine besondere Aufgabe, die Jungs zu trainieren, mit denen man viele Jahre zusammengespielt hat. Aber da wächst man rein und das macht unglaublich Spaß.”

Aber wie sieht das Training unter dem neuen Coach aus?

Am 02. Juli stand dann das erste Training unter Dohle an, damals hat sich das Team erstmal nur mit gemeinsamen Sport fit gehalten. Der Startschuss in die intensive achtwöchige Saisonvorbereitung fiel dann am 15. Juli. In den ersten Wochen lag dabei der Schwerpunkt auf der körperlichen Fitness, der Beinarbeit und vor allem auch darin, einfache handballspezifische Bewegungen bestmöglich einzustudieren.

Der Trainer erklärt: „Da Handball ein sehr schneller und körperlicher Sport ist, finde ich, ist das ein enormer Grundlagenpunkt, der da sein muss, um in knappen Spielen auch am Ende noch zu punkten.” Abgesehen davon legt Dohle den Fokus seines Trainings nicht auf einen speziellen Bereich in der Offensive oder Defensive: „Wir müssen sowohl die Abwehr festigen, als auch das Offensivspiel ausbauen.”

„Für uns ist es ganz ganz wichtig, dass wir auch in der kommenden Saison in der A-Klasse an den Start gehen dürfen, weil die Jungs, die jetzt in den letzten zwei Jahren dazu gekommen sind auch das Potenzial dazu haben, da mitzuspielen.“

Christian Dohle
Trainer HSG Wittgenstein

Er ergänzt: „In den letzten Wochen haben wir den Fokus vor allem darauf gelegt, Lösungen gegen deckungsstarke Abwehrreihen zu finden und gleichzeitig die eigene Deckungsarbeit trainiert.” Bis zum Saisonbeginn möchte Dohle die Variabilität in der Defensivdeckung, aber vor allem auch die Durchschlagskraft in der Offensive als weitere Kernpunkte angehen.

Zum Glück geht es in der A-Klasse weiter

„Für uns ist es ganz ganz wichtig, dass wir auch in der kommenden Saison in der A-Klasse an den Start gehen dürfen, weil die Jungs, die jetzt in den letzten zwei Jahren dazu gekommen sind auch das Potenzial dazu haben, da mitzuspielen”, gibt sich der Trainer dankbar über die glückliche Möglichkeit, die sich durch die Fusion des TVE Netphen und der TSG Siegen zur HSG Siegerland ergeben hat.

Aber der Trainer weiß auch: „Das heißt aber auch erstmal, dass die Erfolgserlebnisse härter zu erkämpfen sind und ein bisschen mehr Arbeit erfordern.” Der Trainer weiß, dass die Mannschaften in der Klasse weitestgehend auf einem ähnlichen Leistungsniveau ist und wie wichtig es sein wird, diese engen Spiele am Ende zu gewinnen: „Für uns wird es ganz wichtig, dass wir diese 50-50 Spiele für uns entscheiden können, damit wir nicht so da stehen wie in den letzten beiden Jahren.” Dohle selbst wird dabei die Aufgabe zukommen, die Entwicklung der jungen und unerfahreneren Spielern zu überwachen, während er seine Routiniers zusammenhält und ein Grundgerüst um sie aufbaut.

„Es sind einige Wundertüten dabei, wie die Fusion im Siegerland oder auch die Werdohler Truppe, die aus einer Spielgemeinschaft mit Plettenberg kommt. Da lassen wir uns mal überraschen.“

Christian Dohle
Trainer HSG Wittgenstein

Mit Blick auf die erneut recht neu zusammengewürfelte A-Liga fällt es dem Trainer jedoch schwer, eine Prognose über mögliche Favoriten und die eigene Zielsetzung zu treffen: „Wir möchten gerne die Klasse halten und peilen dafür nicht den vorletzten Platz an. Wir würden das gerne solide erreichen.” Er ergänzt: „Es sind einige Wundertüten dabei, wie die Fusion im Siegerland oder auch die Werdohler Truppe, die aus einer Spielgemeinschaft mit Plettenberg kommt. Da lassen wir uns mal überraschen.” Am Ende steht eine möglichst große Punkteausbeute sowie qualitativ hochwertiger Handball für die Zuschauer im Vordergrund.

Dohle möchte dabei einen teamorientierten, kampfbetonten Handball spielen, hat aber für die Offensive eine klare Vorstellung: „Es soll ein schneller und dynamischer, dafür aber kein kopfloser und hektischer Handball sein.” Situationen sollen nicht nur frei gespielt, sondern frühzeitig erkannt und die gegnerische Abwehr von Anfang an unter Druck gesetzt werden.

Dafür hat Dohle eine klare Trainingsmethode: „Wir trainieren eigentlich keine freien Würfe, sondern arbeiten immer aus der Bewegung heraus, sodass wir Spielsituationen so realistisch wie möglich nachstellen.” 

Mit breiterem Kader soll die Aufgabe gelingen

„Im Vergleich zu den Vorjahren sieht es in der Kaderbreite gut aus, wir haben keine Probleme bei der Trainingsbeteiligung und ich hoffe, dass wir das so bis zur Saison durchziehen können, um mit voller Truppe bei den Spielen zu sein”, erklärt Dohle. Zwölf bis fünfzehn regelmäßig trainierende Spieler stehen dem Trainer dabei zur Verfügung, sodass er die meisten Positionen doppelt besetzen kann, lediglich auf der Kreisläuferposition muss der neue Coach ein wenig tricksen: „Wir mussten einen Spieler umschulen, dass der sich auf dieser Situation zurechtfinden kann. Generell können wir die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und ich sehe auch, dass jüngere Spieler in der nächsten Saison Spiele entscheiden können.”

Klingt definitiv so, als scheint bei Wittgensteins Handballern in dieser Sommervorbereitung einiges nach Maß zu laufen. Am 14.09., also in rund einem Monat, steht dann zum Saisonauftakt ein Heimspiel gegen den TuS Ferndorf III an, bei dem sich die HSG über eine große Menge an Zuschauern freut.