Bad Berleburg/Berghausen/Raumland. Der Star von Real Madrid startet mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in die EM. Vor 16 Jahren ging es gegen Wittgensteiner Kicker.

Am Freitag startet sie endlich: die Europameisterschaft in Deutschland. Und die rettet die Sommerpause für alle Fußballverrückten. Große Turniere wie dieses bieten auch immer wieder die Möglichkeit, ein paar Seiten in den Geschichtsbüchern zurückzublättern und Anekdoten aus vergangenen Tagen auszugraben. Eine ganz besondere Geschichte rund um einen der wohl derzeit wichtigsten deutschen Nationalspieler wurde im Jahr 2008 geschrieben und involviert eine Vielzahl an immer noch aktiven und ehemaligen Fußballern aus dem Altkreis.

Stellt hier seine Dynamik im Kopfballspiel unter Beweis: Der spätere Nationalspieler Antonio Rüdiger (r.).
Stellt hier seine Dynamik im Kopfballspiel unter Beweis: Der spätere Nationalspieler Antonio Rüdiger (r.). © Hans Peter Kehrle | Hans Peter Kehrle

Damals traf nämlich anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Stadt Bad Berleburg eine gemischte Mannschaft aus B- und A-Jugendspielern der JSG Bad Berleburg/Edertal auf die B-Juniorenmannschaft von Borussia Dortmund aus der Saison 2008/2009. Und genau in diesen Jahrgang war gerade der damals 15-jährige Antonio Rüdiger von Hertha 03 Zehlendorf gewechselt. Darüber hinaus stand die Mannschaft in der Vorsaison im Finale der Junioren-Bundesliga und unterlag dort der TSG 1899 Hoffenheim.

Viele Wittgensteiner Kicker mit dabei

Kai Dengler, aktuell Spieler und Sportlicher Leiter von Bezirksligist VfL Bad Berleburg, lief damals für die Wittgensteiner auf und erinnert sich gerne an dieses Highlight zurück: „Ich hab damals zu den älteren, also den A-Jugendspielern gehört und meine mich daran zurückzuerinnern, dass Peter Neusesser, also unser Trainer, das Spiel organisiert hat. Das war für uns alle etwas ganz Besonderes.” Ebenfalls zum Kader der Wittgensteiner gehörten unter anderem Alexander Krowarz, Sebastian Wanke, Kilian Hof, Christopher Klinker, Patrick Stöcker, Yannik Lückel, Christian Kehrle, Thorben Birkelbach oder auch Benjamin Ernst, wobei sich Lückel wohl mit am besten an das Spiel erinnern dürfte, da dieser im direkten Duell auf Rüdiger traf.

Ein Topstar unter Topstars: Antonio Rüdiger (hinten, 3. v. r.) steht mittlerweile für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Fußballplatz - hier zuletzt beim Testspiel gegen Griechenland.
Ein Topstar unter Topstars: Antonio Rüdiger (hinten, 3. v. r.) steht mittlerweile für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Fußballplatz - hier zuletzt beim Testspiel gegen Griechenland. © DPA Images | Christian Charisius

Der aktuelle Kapitän der Berleburger Ersten scherzt: „Antonio Rüdiger war mein Gegenspieler und ich kann mich noch genau erinnern, wie riesig er damals schon war. Aber ich bin ihm zumindest zweimal weggelaufen, denn ich habe im Spiel zwei Großchancen vergeben, indem ich frei vorm Tor den Keeper angebolzt habe.” Die Chancenverwertung war bei beiden Teams nicht besonders gut, denn die Partie endete am Ende mit 0:0 - und somit einem eher überraschenden Ergebnis, über das sich vor allem die Berleburger freuten, wie Dengler resümiert: „Wir waren damals die Nummer zwei im Kreis und auf einem ähnlichen Niveau wie die Sportfreunde Siegen. Also wir konnten schon kicken und wussten das einzuordnen, aber das war natürlich trotzdem ein Highlight.”

„Das war mein Gegenspieler und ich kann mich noch genau erinnern, wie riesig er damals schon war. Aber ich bin ihm zumindest zweimal weggelaufen, denn ich habe im Spiel zwei Großchancen vergeben, indem ich frei vorm Tor den Keeper angebolzt habe.“

Yannik Lückel
Fußballer des VfL Bad Berleburg über seinen damaligen Gegenspieler Antonio Rüdiger

Lückel findet sogar deutlichere Worte und berichtet gleichzeitig über eine für ihn einmalige Anekdote: „Das war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich nach einem Spiel ein Autogramm für Kinder geben durfte. Wenn man dann so ein Ergebnis gegen Borussia Dortmund erzielt, dann bildet man sich da als Teenager natürlich was drauf ein.” Für keinen der beiden war damals abzusehen, dass einer der Gegner mal zu einem echten Weltstar werden würde, wie Dengler erklärt: „Also natürlich hatte man Respekt davor, dass der große BVB anreist, aber von einem Antonio Rüdiger hatte damals noch keiner was gehört - und er hat jetzt auch nicht besonders herausgeragt.” Lückel ergänzt: „Damals hieß es, dass der Rechtsaußen von Dortmund gerade von Arsenal London gekommen war. Natürlich hatte man da Ehrfurcht, aber die Jungs haben sich vor, während und nach dem Spiel alle sehr professionell verhalten, auch wenn sie sicherlich nicht mit dem Ergebnis zufrieden waren.”

Antonio Rüdiger (l.) schnürt sich heute die Fußball-Schuhe für das spanische Topteam Real Madrid.
Antonio Rüdiger (l.) schnürt sich heute die Fußball-Schuhe für das spanische Topteam Real Madrid. © Hans Peter Kehrle | Hans Peter Kehrle

Er konkretisiert, warum ihm die offene und unbekümmerte Art der Bundesligisten in Erinnerung geblieben ist: „Wir haben ein paar Jahre vorher mal ein ähnliches Spiel gegen den SC Paderborn gehabt, wo die Stürmer im Vorfeld prahlten, dass sie acht Tore schießen wollten. Naja, die haben wir dann 4:2 weggeputzt, das war definitiv eine andere Erfahrung.”

Ein Ausblick auf die Fußball-EM

Beim Ausblick auf die EM gibt sich Lückel nachdenklich: „Verrückt, wie unterschiedlich die Geschichten von den Spielern aus der Partie damals verlaufen sind. Heute drücken wir Antonio natürlich die Daumen und hoffen, dass er bei der EM bessere Tage erwischt als 2008 und dass die Mannschaft den Pott holt.” Dengler zeigt sich euphorisch: „Das erste Mal seit 2016 freue ich mich wieder auf ein internationales Turnier und bin gespannt, die Spiele der Nationalmannschaft zu schauen. Ich finde den Kader wirklich gut und auch rundherum macht sich eine schöne Grundstimmung breit.”