Erndtebrück. Lars Schardt vom TuS Erndtebrück hat es vor drei Monaten erwischt. Er zeigt auf, wie die Infektion auch topfitte Sportler trifft

Kraft, Athletik, Laufen: Die Fußballer des Oberligisten TuS Erndtebrück sind nach der vorgezogenen Winterpause im Dezember wieder ins Training gestartet. Das Team soll körperlich in guter Verfassung sein, wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden sollte.
Krafttraining? Athletiktraining? Laufen? Dabei mitzumachen, ist indes für Lars Schardt derzeit kaum mehr als ein großer Wunsch. Vergangene Woche hatte der Angreifer einen Termin bei seinem Arzt. Immerhin: „Der hat nichts gefunden“, freut er sich, „ich kann wieder loslegen.“ Loslegen heißt für ihn allerdings: langsam loslegen. Loslegen mit Spazierengehen. Selbst lockeres Joggen ist derzeit nichts für Schardt.

Der Angreifer des TuS kämpft seit nunmehr fast drei Monaten mit den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus. Mit Asthma vorbelastet, hätten ihm Atemprobleme zu schaffen gemacht: „Ich habe immer ein Gefühl von Enge in der Brust.“ Schardt wurde von Kopfschmerzen und Geschmacksverlust geplagt; die Nase war dicht. Er betont aber auch: „Ich war nie an einem Punkt, dass ich keine Luft bekommen habe.“ Er habe auch weder Husten noch Halsschmerzen gehabt.

Infektion nach dem Spiel

Am 27. Oktober habe er die ersten Anzeichen einer Erkältung gespürt – und gleich an das Oberliga-Spiel zwei Tage vorher gedacht. An jene 20. Minute, als er nach seinem ersten Saison-Tor zum 1:0-Sieg gegen die SpVgg Vreden von seinen Mitspielern in einer großen Traube bejubelt und geherzt worden ist. Wo er sich aber angesteckt habe, könne man im Nachhinein nicht sagen, erklärt Schardt.

Für eine Übertragung im Rahmen des Fußballs gibt es ein Indiz: Vor dem später abgesagten Spiel am 28. Oktober bei Westfalia Rhynern wurden zwei Verdachtsfälle im TuS-Team bekannt, von denen einer in ein positives Test-Ergebnis mündete. Erndtebrücks Trainer Stefan Trevisi mahnte schon zuvor, die möglichen Folgen der Krankheit nicht leichtfertig abzutun: „Es kann auch junge Burschen erwischen.“

Ein Beispiel ist nun Schardt: 24 Jahre jung, kein Gramm Fett zuviel am Körper, 66 Tore für den TSV Weißtal in vier Bezirksliga-Jahren. „Ich achte auf meine Fitness“, sagt er, „und auf die Ernährung.“ Der Siegerländer betont, wenn er über seine Monate mit der Krankheit spricht: „Keiner weiß, was das Virus mit einem macht.“ Nur ein Schnupfen, wie viele behaupten, sei eine Infektion „bei weitem nicht“.

Dreieinhalb Wochen war Schardt in Quarantäne, die erste davon selbstverordnet. Zunächst sei er nämlich nicht zum Test geschickt, sondern lediglich krankgeschrieben worden. Erst nach einem Positiv-Ergebnis im näheren Umkreis habe ein Test auch bei ihm den Virus nachgewiesen. Mit der Folge von nochmal zwei Wochen Isolation, ehe er seinen Beruf in einer Siegener Walzengießerei wieder aufnehmen konnte.

Die Ungeduld wächst

„Beim Fußball hatte ich nicht das Gefühl, dass ich mich anstecken kann“, erinnert sich Schardt an die ersten Monate in Erndtebrück: „Der Verein hat alles gemacht, damit wir nicht durchgehend zusammen waren.“ So habe das Team Masken getragen, sich beim Duschen aufgeteilt, überall habe es Desinfektionsspender gegeben.

Während die Mitspieler das Training wieder aufgenommen haben, wird Schardt allmählich ungeduldig: „Mir fehlt einfach der Sport.“ Weshalb er hofft, in den nächsten Wochen wieder mit leichten Läufen anfangen zu können, mit dem Ziel, den TuS in der Oberliga zu halten – am besten mit weiteren Schardt-Treffern.

„Home-Office“ in Japan

Vergangene Woche hat der TuS Erndtebrück wieder das gemeinsame Training aufgenommen – in Heimarbeit. Vorläufig sind bis Mitte Februar vier Einheiten wöchentlich vorgesehen: Eine mit Krafttraining, zwei Lauf-Stunden sowie eine gemeinsame Videokonferenz mit Athletiktrainer Alexander Bülow.

Bis Mitte Februar hat Trevisi vorläufig geplant. Danach will er seine Mannschaft in eine zweiwöchige Pause schicken. Daran sollen sich zwei Wochen Vorbereitung anschließen, falls die Meisterschaft im März fortgesetzt wird. Trevisi gibt sich allerdings realistisch: „Es kommt darauf an, was sich ab 31. Januar tut.“ Ob dann der Lockdown oder die Fußball-Zwangspause fortgesetzt wird.

Chihiro Inada (20) und Ken Sugawara (22) nehmen unterdessen das Training im „Home-Office“ in Japan wieder auf. Sie waren nach der Saison-Unterbrechung in ihre Heimat zurückgekehrt. Die beiden Erndtebrücker Neuzugänge aus dem Sommer sollen erst wieder an die Eder kommen, wenn klar ist, wie es in der Saison weitergeht, betonte Trevisi: „Vorher macht das keinen Sinn.“ Taira Tomita (26) bleibt nach seinem Kreuzbandriss zur Rehabilitation ohnehin vorerst in Japan.  Der TuS-Übungsleiter hat allerdings aus dem Land der aufgehenden Sonne schon zuversichtliche Nachrichten von seinem Defensiv-Routinier vernommen: „Er kann schon wieder etwas machen.“

Das achte und bislang letzte Spiel hatte Erndtebrück am 25. Oktober bestritten, damals am 10. Spieltag mit dem 1:0 gegen die SpVgg Vreden seinen dritten Saisonsieg einfahren. Die TuS-Equipe liegt mit neun Punkten derzeit auf dem 14. Rang des Klassements.