Kreuztal. Zum Sportschießen gehört auch der Bogensport. Der erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wir stellen den Sport und einen Verein vor.

Die Bezeichnung Bogenschießen hören sie nicht so gerne. „Nein, denn wir sind betreiben Bogensport“, sagt Wolfgang Sterzel. Er ist Inhaber der Trainer C-Lizenz Leistungssport, war vor 17 Jahren einer der Gründungsväter des Bogen Sport Club (BSC) Kreuztal und ist bis seitdem der erste Vorsitzende des BSC, der sich als einer von wenigen Vereinen im Schützenkreis Siegen-Olpe ausschließlich auf den Bogensport konzentriert und sich damit absetzt von so manchem Schützen- oder Schießverein, der „nur“ eine Bogensportabteilung betreibt, um neue Mitglieder zu ködern. „Eine Sache, die ich nicht verstehe“, wie Wolfgang Sterzel betont.

Der Bogensport-Boom

Fakt ist: Der Bogensport als Breitensport ist seit einigen Jahren im Aufwind, auch wenn es auf internationaler Ebene für deutsche Bogensportlerinnen und Bogensportler nur sporadische Erfolge gab und die Fernsehpräsenz mager ist.

„Für unseren Sport war aber die Übertragung der Deutschen Meisterschaften bei den Finals 2021 und den Olympischen Spielen sehr positiv“, sagt Wolfgang Sterzel, der noch einen zweiten Grund für den Bogensport-Hype kennt: „An vielen Urlaubsorten und Hotels wird mittlerweile Bogensport als Freizeitbeschäftigung angeboten. Wenn die Leute wieder nach Hause kommen, wollen sie dran bleiben und melden sich in einem Verein an oder wollen zumindest reinschnuppern.“

Das Sportgerät

Der Bogensport bzw. das Bogenschießen ist ursprünglich eine der ältesten Jagdformen der Menschheit. Heute ist das Schießen auf standardisierte Zielscheiben mit Recurvebögen, an denen Zielvorrichtungen und Stabilisatoren angebaut sind, die am weitesten verbreitete Bogensportart. Der verwendete Bogen, der auch bei den Olympischen Spielen benutzt wird, ist ein technologisch hoch entwickeltes Sportgerät, mit dem genaue Treffer auch auf große Distanzen erzielt werden können.

Gut gezielt ist halb gewonnen, wie hier beim Hallenturnier des BSC Kreuztal in der Sporthalle Stählerwiese. 
Gut gezielt ist halb gewonnen, wie hier beim Hallenturnier des BSC Kreuztal in der Sporthalle Stählerwiese.  © Unbekannt | verein

Immer größerer Beliebtheit erfreut sich der traditionelle Bogensport mit Bögen ohne technisches Zubehör wie beispielsweise der Blank-, Lang- oder Primitivbogen. Es werden sogar selbst gebaute Bögen verwendet. Bei dieser Variante wird häufig auf speziellen Strecken im Wald eine Jagd simuliert und auf Tierattrappen geschossen. Neben dem Bogen mit oder ohne Pfeilauflage und den Pfeilen gehört zur Ausrüstung eines Bogensportlers ein Köcher, Arm- und Fingerschutz in Form eines Tabs und eventuell ein Schießhandschuh.

Das Faszinierende

Aber was ist nun das Besondere an diesem Sport, der auf den ersten Blick eher langweilig und langatmig wirkt? „Es ist die Kombination aus Kraft, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit“, erklärt Wolfgang Sterzel, Mitglied der in der Verbandsoberliga schießenden ersten Mannschaft des BSC Kreuztal. Nur wer sich an der Schießlinie Ruhe gönnt und den Bewegungsablauf automatisiert, hat die Chance auf ein gutes Schießergebnis.

Trainingszeiten und Infos

Das Wintertraining findet unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Schutzverordnung dienstags von 18.30 bis 20.15 Uhr (Schüler/Erwachsene), donnerstags von 20 bis 21.45 Uhr (Erwachsene/Liga) und freitags von 18 bis 19.45 Uhr (Schüler/Anfänger) in Halle D des Sportzentrums Stählerwiese statt.Weitere Informationen zum BSC Kreuztal gibt es auf der Internetseite www.bsc-kreuztal.de.

Aber erst einmal müssen Armschutz und Fingertape angelegt werden, um Verletzungen vorzubeugen. Ebenso wichtig: Die technisch korrekte Handhabung des Bogens sowie die richtige Haltung des Körpers und dessen Positionierung. Die Füße sind leicht versetzt, der Oberkörper gerade. Wer Rechtshänder ist, fixiert den Bogen übrigens in der linken Hand – und umgekehrt. Der Pfeil wird auf einer speziellen Auflage abgelegt, für viele Bogensportler das empfindlichste Teil des Sportgeräts. Bogen hochnehmen, die Sehne nach hinten ziehen, am besten bis zum Kinn, zielen, dabei ruhig, aber locker bleiben, lösen – und sich wundern, warum der Pfeil die Scheibe entweder verfehlt hat oder nur die äußeren Ringe getroffen wurden.

„Bogensport ist natürlich auch eine Sache der Erfahrung, des Trainings“, sagt Wolfgang Sterzel. Ach so: Neueinsteiger sollten sich über Muskelkater am nächsten Tag trotz des scheinbar geringen körperlichen Aufwandes nicht wundern. Wie sagt der BSC-Chef so schön: „Beim Bogensport werden Muskelgruppen angesprochen, die sonst immer schlafen.“

Der Bogensport als Therapie

Seit rund 20 Jahren ist der traditionelle Bogensport ins Interesse von Körpertherapeuten und Psychotherapeuten gerückt. In vielen psychosomatischen Klinken, in der Therapie für Kinder und Jugendliche und in der Rehabilitation wird Bogenschießen als Bestandteil der Behandlung angeboten. Und: Der Bogensport ist auch ein Blinden- und Sehbehindertensport und ist seit 1960 im paralympischen Programm verankert. Geschossen wird bei den Paralympics in zwei Klassen. In der W1 haben die Athleten keine oder eine schwer beeinträchtigte Kontrolle über Beine und Rumpf. Außerdem sind Muskelkraft, Koordination oder die Beweglichkeit in den Armen eingeschränkt.