Siegen/Iserlohn. Ein 29-jähriger Fitness-Trainer aus Siegen ist im Begriff, im Profisport Fuß zu fassen. Seine erste Station: Die Iserlohn Roosters.

"Also, das ist echt beeindruckend." Johannes Sander staunt. Der Siegener steht vor der Mercedes-Benz-Arena in Berlin, diesem 2008 in Betrieb gegangenen Tempel, in dem die Eisbären Berlin ihre DEL-Heimspiele bestreiten. An diesem Donnerstag ist er hier mit den Iserlohn Roosters zu Gast. Für das Eishockey-Team aus Südwestfalen ist der 29-Jährige als Fitness-Trainer tätig. Und natürlich ist er in der Hauptstadt dabei, wenn sich das Iserlohner Team von Chefcoach Jason O'Leary beim Tabellennachbarn die Punkte holen will.

Mit seinen ersten Schritten in den Profisport hat Johannes Sander also in Iserlohn Halt gemacht. "Eine tolle Aufgabe", ist er begeistert von der Arbeit mit dem Team vom Seilersee. "Im Vergleich zu anderen Vereinen in der DEL ist das hier eher ein kleiner Kreis", hat er schon einen guten Einblick ins Geschehen der Eishockey-Profiliga. "Hier zieht alles an einem Strang." 

Eingeschworene Gemeinschaft

An den Seilersee gekommen ist der Siegener über die Firma B2B Performance in Dortmund, deren Engagement bei den Roosters für die Fitness zuständig ist. Die Wahl dort fiel auf Johannes Sander, weil sein Vorgänger Oliver Isdepski kürzer treten musste. "Eine Riesen-Chance für mich", freut sich Sander über diesen Riesenschritt nach vorn.

Nach Praktika in den Nachwuchs-Leistungszentren von Hannover 96, RB Salzburg, bei Werder Bremen, Schalke 04 und auch für den Premier-League-Club Norwich City hatte er sich eigentlich den Fußball auf seinen weiteren Karriere-Fahrplan geschrieben. Bei den Siegener Sportfreunden arbeitete er mit Trainer Dominik Dapprich zusammen, beim TSV Steinbach mit Coach Adrian Alipour, in Salzburg lernte er den jetzigen Mönchengladbacher Trainer Marco Rose kennen. Doch der Sprung in den Profisport gelang beim Eishockey.

Brutale Belastung

"Ich bin nicht böse drum, denn ich lerne hier Jungs kennen, die man nachts wecken kann, um mit ihnen an der Fitness zu arbeiten." Johannes Sander hat festgestellt, dass im Eishockey andere Maßstäbe gelten. "Zuletzt hat die Mannschaft vier Spiele in acht Tagen bestritten - und da jammert keiner. Nach dem Spielen gehen die sogar noch in den Kraftraum." Sander nennt das eine "brutale Belastung", die die Eishockey-Cracks hier auf sich nehmen. "Das sind einfach tolle Typen", ist der Siegener froh, hier einen echten Eindruck zu gewinnen. 

Johannes Sander hat Angewandte Trainingswissenschaften studiert. "In einem Fernstudium, verbunden mit Praktika. Ich war immer dafür, das Gelernte auch gleich irgendwie in die Praxis umzusetzen." Die vielen Kontakte, die er geknüpft hat, gipfelten im vergangenen Jahr in einem Angebot des VfB Stuttgart. Dort sollte er Fitness-Coach im Nachwuchsleistungszentrum werden.

Wenn Dapprich aufsteigt

Das zerschlug sich im Zuge der Corona-Pandemie, so dass er weiterhin für B2B arbeitet und froh ist, darüber die Verbindung zu den Iserlohnern als großen Karriereschritt verbuchen zu können. 

"Aber ganz ehrlich: Mein Herz schlägt schon für den Fußball", verrät er. Wenn zum Beispiel sein Freund Dominik Dapprich rufen würde, dessen Weg wohl irgendwann in den Profibereich führt, wäre er sofort dabei. Doch die Erfahrung "Eishockey" kann  Johannes Sander niemand nehmen. Und die "tollen Typen" dort können als Beispiel dienen, das der Siegener so manchem Fußballer vorhalten könnte.