Buschhütten. Nach vier Jahren hat wieder ein Turntag des Siegerland-Turngaus stattgefunden. Die Suche nach moderne(re)n Strukturen gestaltet sich schwierig.
Die alten Zöpfe sind noch nicht abgeschnitten, zumindest vorerst nicht. Dabei steht gerade die zum „Campus Buschhütten“ verwandelte ehemalige Gießereihalle des Traditions-Unternehmens Achenbach Buschhütten, wohin der Ausrichter TV Kredenbach-Lohe zum 123. Gauturntag des Siegerland-Turngaus eingeladen hatte, für den Schritt von der Vergangenheit in die Zukunft.
Die Probleme in Personal-Entwicklung und Struktur der Dachorganisation von 107 heimischen Turnvereinen mit fast 36.000 Mitgliedern seien im Turngau erkannt, betonte Horst-Walter Eckhardt (VTV Freier Grund), im Vorstand zuständig für den Bereich Gesellschaftspolitik. Schon 2016 hatte der Turngau-Vorstand einen ersten Anlauf zu einer Strukturreform gemacht, war damals gescheitert. Nun soll eine Strukturgruppe bei einer Klausurtagung im April zukunftsweisende Lösungen finden. Deshalb, erklärte Eckhardt, stünden bei diesem Gauturntag nur die bisher bestehenden Posten zur Wahl: „Es macht keinen Sinn, vorher die zu suchen, die später die neuen Positionen besetzen sollen.“
Verwaiste Posten bleiben verwaist
So ist der neue Hauptvorstand um den wieder gewählten ersten Vorsitzenden Ehrenfried Scheel (TSG Helberhausen) in den nächsten beiden Jahren der alte. Es bleiben auch die unbesetzten Lücken in dem Gremium. Für das Amt des „Beauftragten Sport“ etwa fand sich erneut kein Bewerber. Dabei sei das „die wichtigste Position“, sagte Horst-Walter Eckhardt mit Blick auf den Tagungsort: „Das ist, als wenn hier das Konstruktionsbüro fehlt.“
In seinem Bericht erinnerte Ehrenfried Scheel an „zwei mitunter sehr schwierige Jahre“ während der Corona-Pandemie. Viele Veranstaltungen hätten nicht stattfinden können, sagte der Gauvorsitzende, „aber wir haben neue Ideen und wir werden die Strategie unserer Angebote verbessern.“ Zu Veranstaltungen wie dem „Online-Stammtisch“ sagte er: „Daran hat vor drei, vier Jahren niemand gedacht.“
Das Geschäftsjahr 2021 hat der Siegerland-Turngau bei Einnahmen von 126.292,15 Euro und Ausgaben von 113.797,20 Euro mit einem Plus von 12.494,95 Euro abgeschlossen. Der Wirtschaftsplan für das Jahr 2022 sieht unterdessen ein Minus von 11.300 Euro (Einnahmen: 143.800 Euro, Ausgaben: 155.100 Euro) vor. Für 2018 stand ein Überschuss von 6.949,29 Euro, für 2019 ein Minus von 1.228,71 Euro und für 2020 wiederum ein Plus von 9.827,27 Euro zu Buche. Die Gaubeiträge verändern sich nicht.
Ottmar Haardt bekam unterdessen während seines Grußwortes spontanen Applaus aus dem Kreis der 98 Delegierten aus knapp 40 Vereinen. Der erste Vorsitzende des Kreissportbundes Siegen-Wittgenstein, zugleich Sprecher der westfälischen Sportbünde, appellierte „als Mitglied eines Turnvereins“ (Haardt) an Politik und Kommunen, bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine nicht zuerst auf Turnhallen zurückzugreifen, wie dies die nordrhein-westfälischen Landesregierung in einem Erlass festgeschrieben habe. Der KSB wünsche sich, „dass in den Sporthallen etwas stattfindet“, erklärte er und sagte mit Blick auf die erwarteten Menschen: „Sport ist die beste Integrationsmöglichkeit.“
Scheel und Broska ausgezeichnet
Ehrenfried Scheel wurde von Oliver Rabe, dem Vize-Präsidenten des Westfälischen Turnerbundes (WTB), mit der Ehrennadel in Bronze des Deutschen Turner-Bundes ausgezeichnet. Die Turnjugend-Vorsitzende Dagmar Broska (TVE Dreis-Tiefenbach) erhielt die Ehrennadel in Silber des WTB.
Der 123. Gauturntag war der erste seit 2018. Die 2020 geplante Versammlung des inzwischen seit 136 Jahre bestehenden Siegerland-Turngaus war wegen der Corona-Pandemie zunächst auf 2021 verschoben und dann ganz abgesagt worden. Der nächste Gauturntag findet 2024 statt. Wo, steht noch nicht.