Erndtebrück. Fußball-Oberliga: Der TuS Erndtebrück glaubt nicht mehr an eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs und zieht jetzt beim Training die Notbremse.
Seine vereinseigene „Corona-Ampel“ hat der Fußball-Oberligist TuS Erndtebrück seit Wochenanfang ohnehin schon auf „Rot“ gestellt. Doch mit Blick auf den Beschluss der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder aus der Nacht zum Dienstag, den Lockdown bis zum 18. April zu verlängern, befürchtet Stefan Trevisi, dass die laufende Fußball-Saison 2020/21 nun vor dem endgültigen Abbruch steht.
„Das war es jetzt wohl“, erklärte der Trainer vom Pulverwald. Pause bis 18. April, dann vier Wochen Vorbereitung, erst Mitte Mai die Wiederaufnahme des Spielbetriebs – das werde kaum gehen, sagt Trevisi: „Vielleicht werden sie uns noch ein paar Spiele machen lassen, Freundschaftsspiele unter Wettkampf-Bedingungen.“
Video-Konferenz am 29. März
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat sich indes noch nicht geäußert. Die Dachorganisation in Westfalen hat lediglich zu einer Video-Pressekonferenz am Montag, 29. März, eingeladen. Zuletzt hatten die FLVW-Organisatoren um den Vize-Präsidenten Manfred Schnieders den 2. Mai als ersten Spieltag nach der Corona-Zwangspause seit Anfang November ins Auge gefasst. Seit vergangenem Montag, also noch vor der nächtlichen Entscheidung aus Berlin, geht jedoch nichts mehr für das Oberliga-Ensemble von der Eder. Trevisi hat seine Spieler für die nächsten drei Wochen in Urlaub geschickt.
„Wir machen jetzt erstmal überhaupt nichts“, erklärt er. Nicht einmal jene zwei wöchentliche Läufe in Eigenregie, mit denen sich das sportliche Personal des TuS seit Mitte Februar zuletzt noch fit hielt, stehen noch auf dem Trainingsplan. Die steigenden Infektions- und Inzidenz-Zahlen hierzulande haben den in Aussicht gestellten nächsten Lockerungsschritten im Sport einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Bei knapp 170 stand der Inzidenzwert für den Kreis Siegen-Wittgenstein am Dienstagmittag, bei etwa 110 für das Land NRW. Zu hoch allemal für den Öffnungsplan von Ende Februar. Der sah vor, dass ab 22. März bei einem Wert unter 50 Sport ohne Kontakt in Sporthallen und mit Kontakt draußen ohne Test sowie bei einem Wert zwischen 50 und 100 mit Test erlaubt sein sollte.
Die vielzitierte „Notbremse“ ist nun gezogen worden. Alle inzidenzabhängige Öffnungen würden zurückgenommen, kündigte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) an.
Die Gesundheit hat Vorrang
„Wir warten ab, was entschieden wird“, hatte Holger Lerch schon vor dem Wochenende gesagt. „Die Gesundheit des Einzelnen geht vor“, betonte der Sportliche Leiter aber schon da. Und: „Die Zeit soll ja für alle wieder besser werden.“ Für dieses Ziel wolle der Verein „alles tun“. Coach Trevisi pflichtete seinem Sportlichen Leiter bei. „Wir wollen kein Risiko eingehen“, betonte er, „wir hatten selbst zwei Corona-Fälle in der Mannschaft“. Erndtebrück kommt bisher nach wie vor ohne Kurzarbeit aus. „Unsere Spieler bekommen weniger Gehalt“, sagte Trevisi. Die Mannschaft hatte schon im November einen freiwilligen Verzicht von 15 Prozent der Zahlungen vorgeschlagen. Ob diese Regelung weiterhin gehalten werden kann, sollte die Saison abgebrochen werden, „weiß ich selbst noch nicht“, räumte Trevisi ein: „Da müssen wir uns mal zusammensetzen.“
Acht Wochen Vorbereitungszeit
Und wie es im Falle eines Saison-Abbruchs sportlich weiter gehen kann? „Acht Wochen Vorbereitung auf die nächste Saison braucht man jetzt“, erklärte Trevisi nach dem langen Fußball-Aus, „mit vielen Testspielen“. Schließlich komme es im Fußball „auf viele kurze, schnelle Bewegungen an“, sagt der A-Lizenz-Trainer – „darauf muss man den Körper trainieren“. Sonst drohten Verletzungen an Gelenken und Knöcheln, gar Kreuzbandrisse. Das Ballgefühl sei indes schnell wieder da, „in zwei, drei Wochen“.
In den kommenden drei Wochen geht es für den 14. des Oberliga-Klassements aus Erndtebrück erstmal ohne Training in eine ungewisse Zukunft. Dennoch verabschiedete Trevisi seine Spieler mit einem Augenzwinkern in die Pause bis nach Ostern: „Es macht ja keinen Sinn, die Spieler weiter zu quälen.“