Winterberg/Wittgenstein. Auf den Höhen ist Skilanglauf weiter möglich. Warum die Nordicsport-Arena Sauerland eine Kehrtwende bei ihrer Informationspolitik vollzieht

Kräftiger Regen und böiger Wind hat dem Schnee am Donnerstag und Freitag in weiten Teilen der heimischen Landschaft den Garaus gemacht. Für Skilanglauf-Sportler hat sich damit die Auswahl an maschinell gespurten Loipen reduziert, denn unterhalb von 600 Metern ist die weiße Pracht schon bis Freitagnachmittag weitgehend dahingeschmolzen. Im Erndtebrücker Raum, auf der Siegerländer Seite des Rothaarkamms oder den Höhen des Westerwaldes kann deshalb am Wochenende nicht bzw. nur noch stellenweise gelaufen werden – von optimalen Bedingungen wird jedenfalls nicht mehr die Rede sein. Ob und wie viel Neuschnee es in den kommenden Tagen geben wird, bleibt abzuwarten.

Auf den Höhen kann hingegen weiter geskatet, geschoben und im Diagonalschritt gelaufen werden. Schneebruch ist kein Thema mehr. Rund 50 Zentimeter Schneehöhe wurden am Freitagmorgen beispielsweise noch bei der Pastorenwiese zwischen Wunderthausen und Schmallenberg gemessen, ähnliche Werte gab es vom Skilanglaufzentrum auf der Steinert zwischen Girkhausen und dem Albrechtsplatz oder bei Winterberg, wo am Bremberg, am Kuhlenberg und am Rauen Busch in Summe 50 Kilometer Loipe gespurt sind.

Grobkörniger Altschnee

Eine solche Schneeschicht bringt auch ein starker Regentag nicht so schnell zum Schmelzen, zumal es sich um alten, weitgehend verdichteten Altschnee handelt, der nach mehrmaligem Antauen und Gefrieren grobkörnig geworden ist – so ist er widerstandsfähiger gegenüber Wasser, das ähnlich wie bei einer Drainage besser im Boden versickert.

Durch die Nässe vom Freitag und den am Samstag gemeldeten Frost könnten die Bedingungen am Wochenende hart und schnell werden. „Es ist nun Mal eine Outdoorsportart“, sagt Stefan Küpper, Vorsitzender der Wintersport-Arena Sauerland. Der Diedenshäuser warnt: „Wer sich schnelle Abfahrten nicht zutraut und fahrtechnisch noch nicht so versiert ist, sollte sich auf die leichteren Loipen beschränken.“ Wie bei den „Alpinen“ steht Blau für die einsteigerfreundlichen Strecken,  Schwarz für anspruchsvolles Terrain und Rot für die dazwischen liegenden Schwierigkeitsgrade.

Küpper hat in der abgelaufenen Woche eine Umfrage unter den der Wintersport-Arena angeschlossenen Vereinen durchgeführt und viele Gespräche mit den Kommunen geführt, um das weitere Vorgehen der Nordicsport-Arena während der Pandemie abzustimmen. Nach dem Ansturm auf die Skipisten bei Winterberg und Schmallenberg in der Zeit um den Jahreswechsel herum hatte der Verbund zwar weiter Loipen gezogen, aber seine Informationen auf seiner Homepage eingestellt und Webcams abgeschaltet, um einem weiteren Zulauf von weit gereisten Tagestouristen keinen Vorschub zu leisten.

Anderes Klientel

Dieses „Versteckspiel“ ist seit Freitag vorbei, denn die Beteiligten haben sich nach Rücksprache mit den Kommunen darauf verständigt, ihre „Angebote“ wieder offen zu kommunizieren – mit Ausnahme der Willinger Gebiete, die sich mit Verweis auf den Skisprung-Weltcup am Wochenende vorerst weiter bedeckt halten.

Doch warum die Kehrtwende in der Informationspolitik? „Bei der Stadt Winterberg hat man im Verlaufe der vergangenen Wochen festgestellt, dass man die Dinge durchaus trennen kann. Man hat gesehen, dass es an den Loipen ohne chaotische Zustände funktioniert, weil sich die Leute einfach nur an der frischen Luft bewegen wollen. Die Polizei und das Ordnungsamt waren häufig da, aber es hat keine Beschwerden gegeben“, berichtet Küpper aus den Gesprächen. Es sei schlicht ein anderes Klientel beim Skilanglauf unterwegs.

Sturmläutende Telefone

Nun wieder Infos auf offiziellem Wege freizugeben, sei eine Entlastung für Interessierte und für die heimischen Vereine, bei deren Vorstandsmitgliedern an manchen Tagen zuletzt permanent das Telefon läutete. „Bevor sich jemand aus Siegen, Marburg oder sonstwo ins Auto setzt und herfährt, möchte er wissen, wie die Lage ist“, weiß Küpper als ehemaliger Vorsitzender des SK Wunderthausen nur zu gut: „Wenn die Infos nicht im Netz stehen, rufen die Leute an. Nun muss sich niemand mehr durchfragen.“

Unverändert ist, dass Skihütten und Skiverleihe geschlossen bleiben. Loipentickts werden weiterhin nicht verkauft, Spenden an den Spendenboxen der Skihütten sind zur Kostendeckung aber willkommen. Stefan Küpper: „Wir haben den Eindruck, dass es aktuell sogar etwas mehr Spenden sind als normalerweise. Dafür sind wir durchaus dankbar.“

Groteske bei Westfeld

Kurios ist die Situation in Schmallenberg. Die Lennetal- und die Hoher-Knochen-Loipe im Gebiet von Schmallenberg-Westfeld sind als gespurt ausgeflaggt. Die tiefer gelegene Stadionrunde des Skilanglaufzentrums wird trotz vorhandenen Kunstschnees jedoch nicht als „geöffnet“ angezeigt. Schilder weisen auf ein Betretungsverbot hin.

Hintergrund: Weil es im Tal einen Zaun um die Spuren nahe der Skihütte sowie ein Drehkreuz für zahlende Kunden gibt, handelt es sich rechtlich um eine Sportstätte – und die darf aktuell nicht öffnen. Nicht zugangsbeschränkte Wald- und Wiesenloipen sind hingegen rechtlich vergleichbar mit Wanderwegen und können genutzt werden.