Olpe. Auf dem Kreistag des Handballkreises Lenne-Sieg hat es eine faustdicke Überraschung und viele entsetzte Gesichter gegeben.
Alle drei Jahre wählen die Delegierten des Handballkreises Lenne-Sieg einen neuen Vorstand, so auch in diesem Jahr. Dem Kreistag am Montagabend in Olpe waren der Kreisjugendtag und der Kreisschiedsrichtertag vorausgegangen. Und dieser 29. November dürfte in die Geschichte des Handballkreises Lenne-Sieg eingehen, denn er hatte einen echten Paukenschlag zu bieten: Neuer erster Vorsitzender ist nämlich Rudolf Möller, der erste Vorsitzende der SG Attendorn/Ennest. Sein Vorgänger Klaus Kraß (Würdinghausen) machte bei den Wahlen den Platz frei.
Den Weg freigemacht
„Wenn sich einer findet, der Vorsitzender werden möchte, dann mache ich den Weg frei“, so Klaus Kraß. Nun stellte sich der Attendorner Rudolf Möller zur Wahl und machte das Rennen – allerdings fiel seine Wahl mit mehreren Enthaltungen und zwei Gegenstimmen keineswegs einstimmig aus. In den Gesichtern vieler der 35 Delegierten soll sich Entsetzen über den freiwilligen Kraß-Rückzug breit gemacht haben. Rudolf Möller formulierte seine Ziele klar: „Die gute Arbeit von Klaus Kraß fortsetzen und neue Ideen entwickeln.“ Den Gedanken, bei den Wahlen zum ersten Vorsitzenden anzutreten, habe er schon länger gehabt, so Möller, der betonte: „Meine Schwerpunkte liegen eindeutig in der Nachwuchsarbeit, aber auch die Förderung von Spielgemeinschaften in der Zukunft. Auch sollten die Jugendspiele solange wie möglich während der aktuellen Corona-Pandemie offen gehalten werden.“
Klaus Kraß sah das Wahlergebnis realistisch: „Es ist gut, dass es einen Wechsel gibt. Dies ist ein demokratischer Prozess.“ Sechs Jahre lang führte er als Nachfolger des Eiserfelders Fritz Korte (RSVE Siegen) die Geschicke des Kreises. „Der Sport hat mir sehr viel gegeben. Ich werde auch in Zukunft weiter Handball schauen“, sagte Klaus Kraß auf Nachfrage unserer Zeitung, „aber im Vorstand mitarbeiten werde ich nicht mehr. Diese Zeit ist jetzt vorbei.“ Automatisch ist Kraß damit auch als Mitglied im erweiterten Präsidium des Handballverbandes Westfalen ausgeschieden.
Der Hansestädter wird mit einer veränderten Vorstandsmannschaft die nächsten drei Jahre angehen. Zwei wichtige Ämter wurden neu besetzt. Für Lehrwart Markus Schürhoff, der nach zwei Amtszeiten den Platz frei machte, übernimmt Daniel Friesenhagen, erster Vorsitzender und Trainer der HSG Siegtal, diese Funktion. Neuer Rechtswart wird Matthias Schuss für den im Herbst zurück getretenen Arnd Pielhau (Lüdenscheid). Matthias Schuss hatte das Amt kommissarisch übernommen und wurde für die nächsten drei Jahre in Abwesenheit bestätigt.
Stellvertretender Vorsitzender Cornelius Vowinkel (Netphen), der durch die Tagung führte, sagte: „Wir haben uns im Vorfeld Gedanken gemacht, ob wir unter den gegebenen Umständen eine Präsenzveranstaltung abhalten sollten und haben uns dafür entschieden.“ Allerdings verzichtete Kassenwart Thomas Noelle (Lüdenscheid) aus gesundheitlichen Gründen, so dass den Delegierten der Haushaltsplan für 2021/2022 nicht präsentiert werden konnte. „Er soll deshalb auf einer Vereinsvertreterversammlung im kommenden Jahr vorgestellt werden“, erklärte Cornelius Vowinkel.
Der Kreisvorstand brachte den Vorschlag in die Delegiertenversammlung ein, die Spielbeiträge für die Spielzeit 2020/2021 nachträglich einzuziehen. Dieser Vorschlag wurde aber abgelehnt. Willi Barnhusen, Präsident des Handballverbandes Westfalen, hatte durch sein Kommen den Kreistag aufgewertet. Er nahm Ehrungen für verdiente Vorstandsmitglieder vor. Klaus Kraß, Cornelius Vowinkel, Rüdiger Strieter (40 Jahre Schiedsrichter) und Markus Schürhoff wurden mit Urkunde und Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. „Sie haben sich in den Dienst des Handballsports gestellt und sich große Verdienste erworben“, so Willi Barnhusen in seiner Laudatio.
In seiner Eröffnungsrede, die überraschend auch seine letzte sein wollte, blickte Klaus Kraß zurück: „In den vergangenen 15 Monaten hat uns Corona einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben es zusammen angepackt und es geschafft.“ Auch Markus Schürhoff ergriff das Wort: „In der Situation, in der sich aktuell unser Handball befindet, brauchen wir junge und kreative Leute in Positionen wie z.B. die des Lehrwartes. Das gilt meiner Meinung nach für alle Vereine und Positionen. Da ich den Schwerpunkt meiner Amtszeit in die Trainerausbildung gelegt habe und das nur ein Baustein ist, müssen wir neue, andere und kreative Wege gehen, um den Abwärtstrend zu stoppen.“