400 Meter-Läuferin Lara Hoffmann aus Vormwald hat keine einfache Zeit hinter sich. Jetzt steht sie vor einer Weggabelung.


Vormwald/Köln. Nein, das war nicht das, was sich Lara Hoffmann an diesem heißen Samstag vorgestellt hatte. Erst nach 55,12 Sekunden blieb die Uhr bei ihrem 400 m-Halbfinallauf bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im fast menschenleeren Eintracht-Stadion in Braunschweig stehen. Platz sechs in diesem Lauf und keine Chance auf den Einzug ins Finale tags drauf. „Für solch eine Zeit hätte ich früher nicht mal die Spikes angezogen“, nahm es die 29-Jährige mit Galgenhumor, „an der Hitze lag es jedenfalls nicht. Die hat mir nichts ausgemacht. Mein Trainer und ich wissen nicht genau, woran es gelegen hat.“

Erst zwei Rennen in diesem Sommer

Allerdings: Es war für sie nach der langen Wettkampfpause durch die Corona-Pandemie erst das zweite Rennen nach einem Lauf in Zeven. Und die Hallensaison fand quasi auch nicht statt. Dass Lara Hoffmann viel schneller laufen kann, beweist ihre Bestzeit über die Stadionrunde: Die steht bei 52,84 Sekunden und datiert aus Juli 2017. In jenem Jahr wurde sie auch Deutsche Hallenmeisterin über 400 m und DM-Dritte im Freien.

Danach wurde es ruhiger um die Siegerländerin, weil sie immer wieder von Verletzungen ausgebremst wurde. Besonders hartnäckig war eine muskuläre Blessur im Oberschenkel, die ihr immer wieder zu schaffen machte und Zwangspausen sorgte. Die Gründe dafür sind bis heute wenig konkret, doch Fakt ist: Seitdem Lara Hoffmann im Jahr 2019 vom Leichtathletik-Team Deutsche Sporthochschule (LT DSHS Köln) zum ASV Köln gewechselt ist, hat sich zumindest dieses Problem verflüchtigt.

15 Jahre Leistungssport schlauchen

„Beim ASV wird ganz anders trainiert“, sagt die Athletin. Für sie war der Wechsel zum ASV ein gewisser „Re-Start“ in den Herbst der Karriere, aber auch dieser neue Weg war mit körperlichen Rückschlägen gepflastert. Mal zwickte der Rücken, dann machte ihr der Fuß zu schaffen. 15 Jahre Leistungssport auf hohem Niveau und intensives Training haben ihre Spuren hinterlassen.


Aber: Wenn Lara Hoffmann eines kann, dann ist es kämpfen. Mit alternativen Trainingsmethoden versucht sie wieder den Anschluss zu schaffen. Wo andere resigniert und ihre Laufschuhe in den Container geworfen hätten, „beißt“ Lara Hoffmann. „Ich bin nicht der Typ der aufgibt, auch wenn es aussichtslos ist“, sagt sie, wohlwissend, dass es immer schwieriger wird, es vielleicht nochmal in die deutsche Spitze über 400 m zu schaffen.

Der Beruf rückt in den Fokus

Dieses Bewusstsein steht auf der einen Seite, die Liebe zum Sport, zur Leichtathletik, zu diesem so kraftraubenden Langsprint auf der anderen Seite und macht ihr die Entscheidung, ob und wie es mit der Karriere weitergehen wird, nicht einfach. „2020 sollte eigentlich mein letztes Leistungssportjahr sein“, sagt Lara Hoffmann. Dieser Gedanke reifte bei ihr zu Jahresbeginn, als noch niemand die Corona-Krise und deren Konsequenzen vor Augen hatte. Alles wurde anders, ist 2020 ein „verschenktes“, auch wenn sie am Samstag noch einen 400 m-Versuch beim Meeting Dortmund wagt.

Der Sport hat Lara Hoffmann viel gegeben, doch rückt die berufliche Seite immer stärker in den Fokus. Und da hat sie im Moment richtig Spaß bei der Arbeit. Die 29-Jährige, die Lehramt studiert hat, ist bei ihrem Verein ASV Köln angestellt und dort für die Organisation des Sportbetriebs für die rund 600 Kinder und ca. 20 Übungsleiter in diesem Bereich zuständig. „Das ist eine Aufgabe, die nie langweilig wird, weil immer wieder etwas Neues passiert.“ Neu war für sie, die behördlichen Corona-Schutzverordnungen für den Verein umzusetzen, zum Beispiel mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept. „Da gab und gibt es viele Gespräche mit den Eltern der Kinder.“

Vielfältige Tätigkeit im Großverein

Ob diese abwechslungsreiche Tätigkeitsfeld in einem großen Sportverein (4500 Mitglieder) in einer pulsierenden Metropole ihr „Ding“ bleibt, steht noch nicht fest. Lara Hoffmann will es sich offen halten, ob sie vielleicht doch die Lehrerlaufbahn einschlägt – und bleibt ganz gelassen: „Es nützt nichts, sich verrückt zu machen. Das habe ich durch den Sport gelernt.“