Siegen. Das Oberliga-Spiel der Siegener Sportfreunde wurde in der 89. Minute zunächst unter-, eine halbe Stunde später abgebrochen. Flutlicht ausgefallen
Und plötzlich ist es dunkel auf dem Nebenplatz des Leimbachstadions. Der Blick auf die Uhr sagt uns: 88. Minute, es steht 2:0 für die Sportfreunde Siegen gegen die SpVgg Vreden, als das Flutlicht über dem Kunstgrün mit einem Zischen den Geist aufgibt. 22 Spieler, das Unparteiischen-Gespann um Schiedsrichter Denis Magne aus Arsnberg und 483 Zuschauer, die frierend unter dem schützenden Dach beim niederprasselnden Hagelschauer unter dem Tribünendach zusammenrücken, sehen die Hand vor Augen nicht mehr. Schnelldiagnose: Kurzschluss im Leitungskasten. Und der Schiri sagt: „Wenn das Licht in 30 Minuten nicht wieder an ist, breche ich das Spiel ab."
Die ersten Gerüchte machen die Runde: „Da hat die Stadt eine Schaltuhr eingebaut, das Licht schaltet sich automatisch um 21.30 Uhr ab, damit hier nicht so lange trainiert und teurer Strom verbraucht wird.“ Wie gesagt: Ein Gerücht. Aber wer weiß das schon...
Wenn wir mal die Nachspielzeit von drei Minuten hinzurechnen, hätte das Spiel vielleicht noch fünf Minuten gedauert. Dass die Vredener in dieser Zeit zwei Tore machen und noch einen Punkt mit in die für sie feststehende Abstiegsrunde nehmen, war kaum anzunehmen.
Und die Siegener wären praktisch kampflos für die Meisterrunde qualifiziert, den der einzige verbliebene Konkurrent um den zehnten Platz, die TSG Sprockhövel, verlor am Abend 0:2 in Gütersloh.
Da Schiedsrichter Magne die Partie im Leimbachtal nicht wieder anpfiff, steht der Abbruch zu Buche. Die Frage bleibt, wie das Ganze jetzt gewertet wird. Lenken die Gäste aus dem 200 Kilometer entfernten Vreden ein, sagen, die Partie ist gelaufen, wir wollen die Fahrt hier runter nicht mehr antreten. Kann der Schiedsrichter sich darauf einlassen? Oder wird der Abbruch verbrieft, und geht die Vorrunde in die Verlängerung?
Da die Vredener sich auf nichts, auch nicht auf einen Umzug ins Obere Leimbachtal, einließen, läuft die Chos auf eine Neuansetzung hinaus.
Und dabei hatten die Sportfreunde an diesem ungemütlichen Abend ein gutes Spiel gemacht, hatten die Vorgaben, die Interims-Trainer Lirian Gerguri mit großem Engagement immer wieder von der Seitenlinie seinen Mannen implantierte, in die Tat umgesetzt. Schon nach drei Minuten hatte Leandro Fünfsinn die Vorarbeit von Joshua Walter auf dem rechten Flügel genutzt und nach kurzem Ableger von Justin Huber das 1:0 erzielt. Alles lief nach Plan, als eine Viertelstunde später Walter das 2:0 folgen ließ. Die Vorarbeit von Huber war perfekt.
Den kurzen Aussetzer von Till Hilchenbach, der in der 36. Minute einen weiten Abschlag von Gäste-Keeper Ricardo Ottink unterlaufen hatte und Maximilian Hinkelmann damit freie Bahn Richtung Tor gewährte, bügelte Keeper Christoph Thies mit seiner Stärke im Eins gegen Eins aus Hilchenbach selbst, flugs zurückgeeilt, wischte den Nachschuss von der Linie. Schrecksekunde also für die Siegener, die das aber wegsteckten und im Gegenzug erneut durch Walter das 3:0 (fast) erzielten. Sein Ball prallte von der Unterkante der Latte zzurück. „Ins Tor“, meinte viele Zuschauer. Assistent Luis Obertrifter stimmte dem nicht zu. Also weiter 2:0. Dafür ging seine Fahne in die Höhe, als als Andreas Busik per Kopf auf 3:0 stellte, der Ball bei der Hereingabe von der Torauslinie aber dieselbe überschritten haben sollte.
Es war also echt was gebacken in dieser ersten Halbzeit, deren Ende Justin Huber nach einem „Blattschuss“ von Torhüter Ottink etwas benommen von der Bank erlebte. Das legte sich dann zum Glück wieder. Die zweite Hälfte ist schnell zusammengefasst. Das Ganze wurde etwas langsamer, Siegen verbuchte einen weiteren Aluminium-Treffer durch den eingewechselten U19-Spieler Malik Hodroj, ansonsten war in Sachen Möglichkeiten nicht mehr viel zu verzeichnen.
Dass dann ganz am Ende ein solcher Höhepunkt fast gespielte 90 Minuten über den Haufen wirft, ist fast schon ein bisschen tragisch. Es gibt eben nichts, was es nicht gibt.