Ferndorf/Berlin. Seine Ausbildung genoss Maxim Orlov beim TuS Ferndorf. Inzwischen spielt der 18-Jährige bei den Füchsen Berlin. Und will dort hoch hinaus.

„Noch hält sich die Langeweile in Grenzen“, lacht Maxim Orlov. Auch den aus Ferndorf stammenden Nachwuchshandballer der Füchse Berlin haben die Folgen des Coronavirus erwischt. Der Spielbetrieb ist bereits seit gut einer Woche ausgesetzt, der Trainingsbetrieb wurde eingestellt, die Schulen und das Internat, in dem Maxim Orlov und seine Mannschaftskollegen untergebracht sind, bleiben ebenfalls dicht. So hieß es nun: Zurück in die Heimat und warten, bis sich die allgemeine Lage wieder normalisiert. „Wann es wieder weitergeht, wissen wir alle nicht. Weder ich, noch die Trainer, noch der Verein“, erklärt der seit Anfang März 18-Jährige. Von den Trainern gab es für die Zeit individuelle Trainingspläne, zum Großteil Übungen mit dem eigenen Körpergewicht.

Höhere Intensität

Vor der Saison wagte der Rückraumspieler den Schritt vom TSV GWD Minden in den Nachwuchs der Füchse. „Der Anfang war recht schwierig“, erzählt Maxim Orlov. „Aber das ist immer so, wenn man sein gewohntes Umfeld verlässt.“

Mittlerweile hat sich der Sohn von Alex Orlov, Co-Trainer von Michael Lerscht beim Handball-Zweitligisten TuS Ferndorf, aber gut eingelebt. Auch die Mannschaftskollegen, die Maxim Orlov bereits aus gemeinsamen Spielen und Lehrgängen mit der Nationalmannschaft kennt, haben die erste Zeit vereinfacht. Im Vergleich zu seiner Zeit in Minden sei der Trainingsumfang zwar nicht größer, „die Intensität ist hier aber höher. Das hat mich auf jeden Fall schon weiter gebracht.“ So steht im Füchse-Nachwuchs häufigeres Krafttraining auf dem Programm, die Vorbereitung auf Meisterschaftsspiele hat mehr von Profihandball. „Wir reisen teilweise einen Tag vorher an. Zu einem Spiel in der Nähe von Stuttgart sind wir geflogen und eine Nacht im Hotel geblieben“, blickt Maxim Orlov zurück.

Souveräner Tabellenführer

Doch nicht alles lief für den jungen Ferndorfer nach Plan. Ende November fiel der 18-Jährige im Training unglücklich auf die Schulter, brach sich die Gelenkpfanne. Zwei Monate Pause hieß es zuerst. „Am Ende waren es knapp drei“, erzählt Maxim Orlov. „Das war keine schöne Zeit, aber auf der faulen Haut liegen war auch nicht“, lacht er. „Ich habe anderes Training, mit vielen Laufeinheiten, absolviert.“ Die Fitness blieb so auf einem ordentlichen Niveau, der Wiedereinstieg wurde für ihn vereinfacht. Und sportlich läuft es für die Jungfüchse sowieso fast traumhaft. Die Vorrunde in der Bundesliga-Staffel Ost dominierten die Berliner mit neun Siegen aus neun Partien und einem Torverhältnis von 308:206, qualifizierten sich souverän für die Meisterrunde.

Zehn Spiele, zehn Siege

Auch in dieser spielen die Füchse stark auf: Zehn Spiele, zehn Siege und 356:227-Tore stehen in der Bilanz. Die Qualifikation für die Endrunde ist der Mannschaft bereits vier Spieltage vor Schluss nicht mehr zu nehmen. „Daher ist es natürlich total ärgerlich für uns alle, dass die Saison jetzt unterbrochen werden musste. Wir trainieren ja so oft, um das in der Liga umzusetzen“, sagt Maxim Orlov, schiebt aber gleich hinterher, „wir können es aber auch nicht ändern. Es ist jetzt nun einmal so.“

Kein Spiel gegen den Ex-Klub

Und besonders für Maxim Orlov kam die Unterbrechung zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Am vergangenen Wochenende hätte das Rückspiel bei seinem Ex-Verein und Tabellendritten TSV GWD Minden angestanden. Das Hinspiel in Berlin hatte der Rechtshänder aufgrund seiner Verletzung verpasst. „Ich habe natürlich schon darauf hingefiebert“, gibt er zu. „Es wäre schon etwas besonderes gewesen, wieder in der Halle zu spielen, in der ich so viele Stunden verbracht habe und die ganzen Leute dort wiederzutreffen.“ Beim Abschlusstraining erreichte die Nachricht der Absage die Mannschaft. Wie es nun weitergeht, ist völlig unklar.

Klar wäre hingegen das Ziel bei einer Fortsetzung der Spielzeit. „Wir wollen Meister werden. Das haben wir von vornherein gesagt“, formuliert Maxim Orlov klar.

Ferndorf immer ein Thema

Für ihn persönlich soll es, unabhängig vom Verlauf der weiteren Saison, in Berlin weitergehen. Ein A-Jugend-Jahr hat der 18-Jährige noch vor sich. Danach sollen die ersten Schritte im Profihandball folgen. „Das ist aber auch noch ein bisschen hin“, weiß der Rückraumspieler, dass in eineinhalb Jahren noch viel passieren kann. „Die Bundesliga ist eine hohe Hürde“, gibt er sich realistisch. Als Optionen sieht Maxim Orlov daher die zweite Mannschaft der Füchse, die in der 3. Liga Nord-Ost auf Rang zehn steht, oder ein Engagement in der zweiten Liga. „Am liebsten natürlich in Ferndorf“, lacht er.

Über seinen Vater verfolgt Maxim Orlov die Entwicklungen beim TuS natürlich genau. „Wenn ich kein Spiel habe, dann fiebere ich auch am Livestream mit. Ferndorf ist nach wie vor mein Heimatverein“, stellt er klar. Die Tür zurück scheint also alles andere als zugeschlagen. Doch bevor eine Rückkehr zum akuten Thema wird, hat Maxim Orlov in der Hauptstadt noch einiges vor.