Eine Stammspielerin verlässt Fortuna Freudenberg. Sie setzt Studium und Fußball-Karriere in den USA fort - trotz der dortigen Corona-Pandemie.
Freudenberg. Am Montag nach der Trainingseinheit der ersten Frauenfußball-Mannschaft des SV Fortuna Freudenberg kullerten in der HF-Arena Tränen. Es waren Tränen des Abschieds, denn eine Stammspielerin wird „ihr“ Team vorerst verlassen: Laura Sophie Oerter, als Nummer zehn an strategisch wichtiger Stelle beim Westfalenligisten eingesetzt, fliegt am heutigen Donnerstag in die USA und wird frühestens in einem Jahr zurückkehren. Es war also ihre letzte gemeinsame Trainingseinheit mit den Mannschaftskameradinnen, von denen viele zu Freundinnen wurden.
Die 22-Jährige setzt am 24. August ihr an der Universität in Siegen begonnenes und mit dem Bachelor abgeschlossenes Studium der Medienwissenschaften an der Franklin-Pierce-University in Rindge im US-Bundesstaat New Hampshire fort, strebt dort den Master-Abschluss an. Der Fußball aber wird weiter eine wichtige Rolle im Leben der Siegenerin spielen, denn sie wird ein Teil der Frauen-College-Mannschaft sein.
Studium und Sport kombiniert
„Das Niveau dort soll dem einer guten Regionalliga-Mannschaft bei uns entsprechen, wurde mir von der Agentur erzählt“, weiß Laura Oerter, die als technisch versierte Spielerin gilt. In den USA ist die Verknüpfung Studium/Sport viel enger als in Deutschland und gibt es einen College-Spielbetrieb wie hier in den einzelnen Ligen. Laura Sophie Oerter wohnt auf dem Campus in einem Apartment mit drei anderen Studentinnen. Eine davon, eine Brasilianerin, wird auch ihre Mitspielerin im College-Team sein.
Große Vorfreude
„Ich freue mich schon sehr. Das wird eine spannende Zeit für mich. Die Vorfreude überwiegt noch die Nervosität“, sagte Laura Sophie Oerter kurz vor dem Abflug, auch wenn die Entscheidung, durch einen Auslandsaufenthalt wertvolle Erfahrungen für das spätere Leben zu sammeln und neue Eindrücke zu gewinnen, bereits vor einem Jahr gefallen war. Obwohl dies auch die Fortuna-Kickerinnen wussten, war es am Montag ein schmerzvoller Abschied – für beide Seiten. „Aber alle haben sich für mich gefreut“, erzählte Laura Sophie Oerter.
Die seit Monaten hohen Corona-Fallzahlen in den USA und der politische Umgang mit der Pandemie haben die Fußballerin letztlich nicht von ihrer Entscheidung abbringen können. „Natürlich habe ich darüber nachgedacht, aber mir ist versichert worden, dass das Virus in New Hampshire nicht so stark verbreitet ist wie in anderen Landesteilen.“ Rindge ist eine Kleinstadt mit rund 6000 Einwohnern.
Zwei negative Tests notwendig
Um aber überhaupt in die USA einreisen zu dürfen, muss die Siegerländerin einen negativen Corona-Test nachweisen. Der wurde am Dienstag bei ihrem Hausarzt vorgenommen. Nach der Ankunft am Flughafen von Boston – dort wird sie von ihrem künftigen Trainer erwartet – folgt auf dem Campus-Gelände ein zweiter Pflichttest. Bis das Ergebnis vorliegt, muss der Neuankömmling in Quarantäne. „Und es wurde mir auch schon gesagt, dass es in den kommenden Monaten weitere Testungen geben wird“, weiß Laura und ist bereit, sich damit zu arrangieren.
Sie ist nämlich fest entschlossen und ehrgeizig genug, nicht nur ihr Studium voranzutreiben, sondern sich auch fußballerisch weiterzuentwickeln. Damit ist die Hoffnung verbunden, nach ihrer endgültigen Rückkehr nach Deutschland – im November/Dezember ist sie während der Semesterferien an den Colleges auf Stippvisite im Siegerland – wieder bei Fortuna Freudenberg einzusteigen. Dann werden aus den Abschiedstränen Freudentränen...