Schameder. Einen Gedanken daran, ob das Urteil gegen den TSV Weißtal II wirklich Bestand hat, wollte beim Quasi-Meister keiner verschwenden.
„Hoch lebe Eisen, hoch lebe Stahl. Hoch lebe Schameder, wir trinken noch einmal. Hurra, hurra, Rot-Weiß ist wieder da“, schallte es in Dauerschleife am Pfingstmontag über den Rasenplatz am Flugfeld. In Bier getränkt lagen sich Spieler, Fans, Betreuer und Trainer des SV Schameder in den Armen – der SV ist Meister der Fußball-B-Liga. Ein ungefährdeter 2:0-Erfolg, schon früh eingeleitet durch die Treffer von Lucas Menn (2.) und Tim Hofius (19.), machten das Meisterstück der Elf von Trainer René Röthig perfekt.
Beim Schlusspfiff, vor rund 200 Zuschauern, entlud sich die ganze Last der Schamederaner, die sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem TSV Weißtal II um den A-Liga-Aufstieg lieferten. Spieler fielen auf die Knie, schrien ihre Emotionen heraus. Schon beim Führungstor von Menn spurtete alles, was ein weißes SV-Trikot anhatte, in Richtung des Torschützen. Schnell wurde allen Anwesenden am Flugplatz klar, dass heute etwas Historisches passieren würde.
Ein Sieg, so viel war sicher, würde dem SV zum Aufstieg reichen. Und der B-Liga-Primus machte in den Anfangsminuten mächtig Alarm, ließ keinen Zweifel am Vorhaben „Meisterschaft“ aufkommen. Da das Bezirkssportgericht die Partie Weißtal II gegen Banfe - aufgrund des Einsetzens eines nicht spielberechtigten Akteurs - gegen die Henneberg-Elf gewertet hatte, war der Weg für Schameder zur A-Liga frei geworden. Und diesen Matchball verwandelte die Röthig-Elf in Stile einer Spitzenmannschaft. Danach brachen alle Dämme. „Ein Gefühl, das man gar nicht richtig beschreiben kann. Ich bin unheimlich stolz“, versicherte Kapitän Daniel Neumann, kurz bevor er am Dienstagmorgen in den SV-Planwagen gestiegen war. „Die ganze Woche gibt es nun Rambazamba.“
Dabei ist es wichtig, den Meister-Weg des SV Schameder in allen Facetten zu beleuchten. Denn dass die Flugfeld-Elf überhaupt in diese Regionen vorstoßen konnte, ist spektakulär genug. Ein alter Kader mit vielen Spielern, die eigentlich schon ihren Rücktritt erklärt hatten, eine Vorsaison, in der man fast abgestiegen wäre – die Vorzeichen standen gewiss nicht auf Aufstieg. Umso beeindruckender ist die Leistung des SV, der jedes seiner 14 Heimspiele gewonnen hat.
So ausgelassen feierte der SV Schameder seinen B-Liga-Titel
Vater und Architekt dieses Aufschwungs ist zweifelsfrei Neu-Trainer René Röthig, der Schameder einen komplett veränderten Spielstil verpasst und damit neuen Glauben geschenkt hat. „Dieser Erfolg bedeutet mir alles. Im Sommer wussten wir nicht, wo wir überhaupt stehen. Wir haben uns nie Druck gemacht und diese Lockerheit hat uns getragen“, schwärmt der SV-Coach mit heiserer Stimme. Er hatte, wie seine Spieler, die Pfingstnacht zum Tage gemacht und sich dabei sogar eine Platzwunde abgeholt. „Mir ist die Musikbox auf den Kopf gefallen“, lacht der Übungsleiter. „Alles gut, ist egal“, schiebt er hinterher.
Freut sich der SV Schameder zu früh?
An eine verfrühte Meisterfeier, da das Urteil des Bezirkssportgerichts bei einem Einspruch des TSV Weißtal II noch gekippt werden könnte, wollte an diesem Wochenende beim SV Schameder kein Akteur einen Gedanken verschwenden. „Wir feiern unsere Saison, eine der besten der letzten 30 Jahre. Diese Momente nimmt uns keiner“, versicherte beispielsweise Niklas Brachmann, Vorsitzender der Schamederaner, nach dem Schlusspfiff am Pfingstmontag, ehe er mit einem Liter Bier übergossen wurde.
Und so wird es wohl in Wittgenstein auch am darauffolgenden Dienstag keinen gewundert haben, wenn von Stahl und Eisen aus einem Planwagen heraus gesungen wurde. „Hoch lebe Schameder, wir trinken noch einmal!“ Worte, die sich der SV im Meistertaumel zu Herzen genommen hat. Nach zwölf Jahren ist man zurück in der A-Liga. Und avancierte damit zu einer der größten Überraschungen des letzten Jahrzehnts. „Hurra, hurra, Rot-Weiß ist wieder da!“