Wittgenstein. „Ohne Schiris geht es nicht!“ Doch trotzdem fehlen Unparteiische. Satte Strafen zwingen die Fußballverein jedoch zum Handeln.
Es ist ein wiederkehrendes Thema, das Fußball-Wittgenstein seit vielen Jahren begleitet: Der Ball rollt vielerorts zwar in geregelten Bahnen, doch Regelhüter werden händeringend gesucht. In besten Zeiten zehrte der Kreisschiedsrichter-Ausschuss von mehr als 200 Schiedsrichtern im Kreis Siegen-Wittgenstein, um Spiele ansetzen zu können – doch diese Zahl sinkt seit Jahren kontinuierlich.
Insbesondere der Altkreis Wittgenstein ist in der Vergangenheit als mahnendes Negativ-Beispiel zu nennen gewesen, denn viele Jahre hat sich kaum ein Proband als Neu-Schiedsrichter angemeldet. Die Folgen waren dramatisch für den geregelten Sportbetrieb in Wittgenstein, mussten doch fast alle D-Liga-Spiele ohne Spielleiter angepfiffen werden und auch in der C-Klasse wurden Vereine häufiger durch Nichtansetzungen eines Schiedsrichters „bestraft“.
Eine Situation, die keine Mannschaft glücklich stimmen kann. Wenn der Betreuer des Gegners pfeift – egal wie gut – wird es immer Diskussionen geben. Vereine, die keine Schiedsrichter stellen, zahlen außerdem horrende Strafen – bis in den vierstelligen Bereich.
Doch, es scheint, als hätte Fußball-Wittgenstein die Klagerufe des KSA, dem Kreisschiedsrichterausschuss, gehört und ernst genommen. Denn in diesem Jahr schießt die Zahl der Neu-Referees aus dem Altkreis durch die Decke. Drei neue Spielleiter konnten vom SV Schameder bereits im Januar vorgestellt werden und auch im neuerlichen Ausbildungsjahrgang haben sich vier „Wittis“ zum Mann an der Pfeife ausbilden lassen.
Florian Marburger (22, FC Benfe), Malte Niessalla (16, VfL Girkhausen), Thomas Rölke (36, VfL Bad Berleburg) und Christian Strupat (25, TuS Erndtebrück) bestanden den Test, der sich aus 30 Fragen und einem Lauftest über 50, 100 und 1.000 Meter zusammensetzt.
„Nach meiner aktiven Karriere wollte ich gerne dem Fußball weiter verbunden sein. Da hat sich das Schiedsrichterwesen angeboten, da Berleburg lange keinen Referee stellen konnte. Es macht mir Spaß, ich kann weiter meinem Hobby nachgehen und es ist natürlich spannend, ein Fußballspiel aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten“, erklärt Thomas Rölke, Kicker des VfL Bad Berleburg, der am Ende der Spielzeit seine Fußball-Trikot in den Schrank hängt, dafür aber in den Schiri-Dress schlüpft. Die Erfahrung aus vielen Jahren Landes- und Bezirksliga nimmt er freilich mit an die Trillerpfeife.
Offene Türen eingerannt
Und auch den Verantwortlichen des VfL fallen ein paar Steine vom Herzen. Denn auf der Suche nach einem hauseigenen Schiedsrichter war man am Stöppel schon lange. „Thomas ist aktiv auf uns zugegangen und hat damit natürlich offene Türen eingerannt. Es ist schön, dass er auch nach seiner aktiven Karriere den Verein unterstützen will. Wir sind froh, dass er uns in dieser Position erhalten bleibt“, freut sich VfL-Vorsitzender Louis Lauber.
Und so kehrt Wittgenstein derzeit den Negativ-Trend in Sachen Schiedsrichter ein wenig um und poliert damit sein schlechtes Image auf. Es bleibt zu hoffen, dass die sieben neuen Referees weitere dazu animieren, es ihnen gleichzutun. Doch scheint es vorerst so, als habe Wittgenstein seine Lektion ein wenig gelernt.