Siegen. 913 Zuschauer sehen das 1:1 der Sportfreunde Siegen beim Oberliga-Auftakt gegen den starken Aufsteiger Türkspor Dortmund.
Es war durchaus ein Sieg möglich für die Sportfreunde Siegen beim Start in die Oberliga-Saison. Doch nach dem 1:1 (1:0) nach abwechslungsreichen und echt gutklassigen 93 Minuten im Leimbachstadion gegen einen spielerisch starken Aufsteiger Türkspor Dortmund waren sich alle Beobachter einig: „Das war alles in allem ein gerechtes Resultat.“
Auch Trainer Patrick Helmes schloss sich im Großen und Ganzen dieser Betrachtung an, auch wenn er natürlich die Zahl der guten Möglichkeiten für seine Mannschaft mit den Abschlüssen der Gäste verglich. „Da hatten wir mehr und bessere“, so der Coach. „Wir müssen in einigen Szenen aber die Bälle dahin bringen, wo es der gegnerischen Abwehr richtig weh tut.“
Sportfr. Siegen - Türkspor Dortmund 1:1 (1:0)
Siegen: Bibleka - Nabesaka, Hartmann, Tomas, Krumm - Zentler, Scheld, Busik - Waldrich, Pursian (82. Dinaj), Huber (73. Schulz).
Dortmund: Acil - Bingöl, Cenik, Schubert, Yigit - Akman (83. Hajdari) - Anan (67. Biancardi), Toy, Bulut (71. Diallo), Tomasello (58. Ciccarelli) - Dag (76. Sengün).
Schiedsrichterin: Nadine Westerhoff (Castrop-Rauxel).
Tore: 1:0 Zentler (43.), 1:1 Bingöl (52., Foulelfmeter).
Zuschauer: 913.
Klar, es fehlte der zentrale Abnehmer in der Siegener 4-3-3-Formation. Ein Leon Pursian ist kein Mittelstürmer, ebenso wenig ein Justin Huber oder ein Daniel Waldrich. So verpuffte das Spiel über die Außen in den meisten Fällen. Nur einmal klappte es nach Maß, als Kevin Krumm nach guter Kombination über Rihukei Nabesaka und Waldrich den Ball flach an den Fünfer flankte und Marius Zentler zur Führung einschieben konnte. Viele gut gemeinte weitere Angriffe schlugen fehl. Etwas überhastete Abschlüsse verfehlten ihr Ziel.
Das sollte sich sieben Minuten nach der Pause rächen, als die bis zum Strafraum ein ums andere Mal überfallartig angreifenden Dortmunder auch mal im Sechzehner präsent waren. Marvin Hartmann packte die Sense aus und holte Simon Schubert von den Beinen. Unnötig, er muss einfach hinter dem Dortmunder Innenverteidiger stehenbleiben, der mit dem Rücken zum Tor eigentlich keine Gefahr auszustrahlen vermochte. So aber blieb der guten Unparteiischen Nadine Westerhoff nichts anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen. Verteidiger Serdar Bingöl verwandelte trocken zum Ausgleich.
Eine nahezu perfekte Antwort hatte im Gegenzug Justin Huber auf seinem linken Fuß. Von Zentler angespielt, hatte er freie Bahn. Doch er legt den Ball am langen Pfosten vorbei. Die Zeit des Haareraufens unter den 913 Zuschauern war angebrochen. Ein Knaller ins kurze Eck, flach oder hoch aus dieser Zehn-Meter-Distanz wäre in diesem Fall die perfekte Lösung gewesen.
Oft zu verschnörkelt
In den folgenden Minuten brachten sich die Siegener immer wieder durch zu verschnörkeltes Spiel in die Bredouille. Als sich Andreas Busik zum Beispiel gegen vier Mann durchgedribbelt hatte, war ein fünfter Gegenspieler einfach zu viel. Folge war der Ballverlust und Dortmunder Überzahlspiel über den Ex-Käner Semih Yigit. Zum Glück blieben die Gäste ob ihres oft zu umständlichen Spiels in der entscheidenden Zone hier ebenso wenig ohne kontrollierten Abschluss, wie in der Schlussphase, als der eingewechselte Benit Dinaj, den Patrick Helmes als Zielspieler für die letzten zehn Minuten gebracht hatte, sich vor dem Strafraum aber verzettelte und den gefährlichsten Abschluss einleitete. Der Ex-Sprockhöveler Nazzareno Ciccarelli, von den Dortmundern zu Beginn der Woche vom Drittligisten RW Erfurt verpflichtet, verzog aus acht Metern halbrechts vor dem Tor eine der wenigen echten Möglichkeiten.
Die Sportfreunden hatten zuvor allerdings noch eine 100-prozentige Chance. Nach einem Eckball von Mats Scheld in der 75. Minute musste der Ball eigentlich ins Tor, als zunächst Zentler am auf der Linie postierten Onur Cenik scheiterte, aus dem dichten Knäuel im Fünfmeterraum der Kopfball von Marvin Hartmann an die Querlatte prallte und letztlich der Pfiff der Schiedsrichterin die Situation beendete. Waldrich war der Ball im Gerangel an den Arm gesprungen.
Ein Sieg war also zum Auftakt drin. Doch das gut mitgehende Publikum hatte auch bei diesem letztlich gerechten Unentschieden erkannt, dass ein auf hohem Niveau stehendes Spiel beiderseits mit viel Intensität und großem Engagement über die Bühne gegangen ist. Eine nicht nur mithaltende, sondern über weite Strecken gut auftrumpfende Siegener Mannschaft hatte sich den vielen Beifall von den Rängen redlich verdient. Und die Zuschauer werden wiederkommen, davon ist nicht nur Trainer Patrick Helmes nach diesem Spiel überzeugt.