Lillehammer/Brachbach. Nach der Enttäuschung, in dieser Saison nicht im Skeleton-Weltcup starten zu dürfen, ist die Brachbacherin Jacqueline Lölling wieder guter Dinge

Auf dieses Wiedersehen hätte Jacqueline Lölling liebend gerne verzichtet. Nicht, dass die 27-jährige Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland eine Antipathie gegen den Eiskanal in Lillehammer pflegte, aber im norwegischen Wintersportort gastiert überwiegend die zweitklassige Rennserie Intercontinentalcup – und nicht der erstklassige Weltcup. Zum ersten Mal seit sieben Jahren, seit ihrem Weltcup-Debüt startet die Brachbacherin an diesem Freitag wieder in der zweiten Reihe.

„Die Enttäuschung war in den ersten Tagen nach der Entscheidung natürlich sehr groß“, erzählt die Bundespolizistin, die ihr Lächen mittlerweile wiederfand, „aber ich nehme die Herausforderung an.“ Denn verschlossen ist die Tür zurück in den Weltcup nicht. Lölling will sich einerseits über starke Leistungen im ICC anbieten – und muss andererseits auf Patzer der nationalen Konkurrenz hoffen.

Ihrem Chef-Bundestrainer Christian Baude ist sie trotz der Degradierung nicht böse. Denn obwohl die Vita der RSG-Pilotin mit Olympia-Silber 2018, WM-Gold 2017, drei Gesamtsiegen im Weltcup sowie zwölf Weltcupsiegen und unzähligen weiteren Podestplätzen eindrucksvoll ist – am Ende entschied in der nationalen Ausscheidung um die zwei noch offenen Weltcup-Plätze hinter Olympiasiegerin Hannah Neise (BSC Winterberg) die Stoppuhr. Einen Platz sicherte sich souverän Tina Hermann, im Kampf um den anderen waren Lölling und Susanne Kreher gleichauf.

Klare Kampfansage

Dass sich Baude für die 23-jährige amtierende Junioren-Weltmeisterin entschied, lag an den besseren Startzeiten. „Die Entscheidung war richtig“, sagt Lölling. „Ich wusste bereits im Ziel, dass die Wahl auf Susanne fallen würde“, ergänzt sie nach dem entscheidenden vierten Qualifikationsrennen. So sehr sich die Brachbacherin im Training auch mühte – die erhoffte deutliche Steigerung am Start blieb aus.

„Susi und ich waren von den Platzierungen in der Selektion genau gleich. Wir hatten die gleichen Plätze, sind sie nur auf unterschiedlichen Bahnen gefahren“, sagt Lölling: „Deshalb war es die fairste Lösung, auf die Startzeiten zu schauen. Dort hat sie einen Riesensprung gemacht und ist schneller.“

Nach Jubel-Jahren im Weltcup, bei Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Winterspielen muss sich „Jacka“ vorerst mit der Zweitklassigkeit begnügen. In Lillehammer startet die Saison des ICC mit je einem Rennen am Freitag und am Samstag. Anschließend geht es mit den Heimrennen in der Veltins-EisArena in Winterberg (26./27. November) weiter.

Ob Löllings riesige Fanschar aus Brachbach allerdings auch in der „zweiten Liga“ den Eiskanal an der Kappe bevölkern wird? Bei Weltcups fuhren Busse in Richtung Winterberg. Mit Tröten ausgestattet, eigenen Liedern und einheitlichen T-Shirts sowie Mützen bekleidet feuerten hunderte Brachbacher ihre Athletin an.

Obwohl: Ausgeschlossen ist der Weltcup-Wahnsinn auch für diese Saison noch nicht. Zwar verpasst Lölling die ersten drei Stationen in Nordamerika, aber die zweite Saisonhälfte im Weltcup beginnt am 6. Januar – in Winterberg. „Ich versuche, die Zeit zu nutzen, um wieder in meinen Flow zu kommen“, sagte die 27-Jährige und ergänzte kämpferisch: „Der Weg zurück in die Weltcup-Mannschaft wurde von den Trainern ja extra nicht ausgeschlossen. Ich bin voll motiviert und habe den großen Willen, mir meinen Platz zurückzuholen.“