Schmallenberg/Winterberg. So nah war der „große“ Radsport der Region seit der Deutschland-Tour im Jahr 2008 nicht mehr. Welche Stellen sich zum Zuschauen gut eignen.

Die Deutschen Meisterschaften im Radsport werfen ihre Schatten voraus und finden in diesem Jahr ganz in der Nähe von Siegen-Wittgenstein statt. Die nationalen Titelkämpfe gehen von Freitag, 24. Juni, bis Sonntag, 26. Juni, im nahen Sauerland über die Bühne. So nah war der „große“ Radsport der Region seit der Deutschland-Tour im Jahr 2008 nicht mehr, als Gerald Ciolek die Deutschlandtour-Etappe von Mainz nach Winterberg gewann.

„Die Zuschauer dürfen sich auf hochkarätigen Radsport freuen“, sagt Heiko Volkert, der den Zuschlag für die Austragung der Deutschen Meisterschaften gemeinsam mit dem Voßwinkeler Jörg Scherf in das Land der 1000 Berge holte. Volkert und Scherf sind die Teammanager der heimischen Bundesligamannschaft Saris Rouvy Sauerland Team. Für die deutschen Radprofis sind die Titelkämpfe im HSK der letzte Formtest vor der Tour de France, die eine Woche später am 1. Juli startet.

Insgesamt verspricht das dreitätige Rennprogramm spannende Wettkämpfe. Den Auftakt machen am Freitag, 24. Juni, die Deutschen Meisterschaften im Zeitfahren der Männer und der Frauen. Von Marsberg aus geht der 27 Kilometer lange Kurs über Obermarsberg, Giershagen, Leitmar, Canstein, Udorf, Kohlgrund und Erlinghausen. „Es ist eine knüppelharte Strecke mit steilem Anstieg zu Beginn und teils technisch anspruchsvollen Kurven“, berichtet Jörg Scherf. Aus heimischer Sicht ist Jon Knolle aus der Bundesliga-Mannschaft gut für einen Platz in den Top 10.

„Natürlich wird es gegen die Top-Favoriten wie Maximilian Schachmann schwer, den ganz großen Wurf zu landen“, sagt Scherf. „Wir wollen mit geschlossener guter Team-Leistung glänzen, da die Titelkämpfe im Zeitfahren auch Teil der Bundesliga sind.“

Bergzeitfahren zum Großen Bildchen

Der Samstag, 25. Juni, steht dann ganz im Zeichen der Hobby-Radfahrer: Der Ski-Club Siedlinghausen organisiert zum 28. Mal den traditionellen Bildchen-Sprint – eine euphemistische Bezeichnung für das ziemlich harte, 8,2 Kilometer lange Bergzeitfahren von Siedlinghausen zum Großen Bildchen. „Auf der Strecke wird eine Zeitmessung installiert, so dass sich die Aktiven mit den Zeiten der Profis messen können“, erklärt Heiko Volkert.

Höhepunkt des Rennwochenendes sind die Deutschen Straßen-Meisterschaften am Sonntag, 26. Juni. Das Rennen der Frauen über 130 Kilometer startet in Siedlinghausen und führt acht Mal über einen 13 Kilometer langen Rundkurs über Brunskappel sowie Elpe ins Ziel nach Winterberg, wo am Kahlen Asten im Schatten des Astenturms die Deutsche Meisterin gekürt wird.

Lennard Kämna vom deutschen Radrennstall Bora-hansgrohe zählt bei der Straßen-DM zu den Mitfavoriten.
Lennard Kämna vom deutschen Radrennstall Bora-hansgrohe zählt bei der Straßen-DM zu den Mitfavoriten. © picture alliance/dpa | Matthias Balk

Das Straßenrennen der Männer geht dann über 200 Kilometer von Arnsberg-Neheim ebenfalls bis nach Winterberg und wandelt dabei in großen Teilen auf den Spuren der Sauerlandrundfahrt. Das Rennen startet in Neheim und führt über Alt-Arnsberg, Warstein, Meschede, Sundern, Eslohe, Schmallenberg und Siedlinghausen bis ins Ziel auf die Höhen des Kahlen Astens. „Die knackigen Anstiege und nicht zuletzt tausende begeisterte Zuschauer werden für Klassiker-Atmosphäre sorgen“, sagt Jörg Scherf.

Erst die Radler, dann die Schützen

Wo sind von Wittgenstein aus kommenend die interessantesten Stellen für Zuschauer? Da wäre die Bergwertung an der Rochus-Kapelle in Eslohe oder die Stadtdurchfahrt in Schmallenberg, wo am gleichen Wochenende das Schützenfest stattfindet. „Da, wo das Rennen herkommt, soll direkt danach der Schützenzug starten“, weiß Scherf.

Den Anstieg zum „Großen Bildchen“ nehmen die Fahrer von gleich zwei Seiten in Angriff. Und der Zielbereich? Scherf: „Wir wollen die Straße zum Kahlen Asten so lange offen lassen, dass man eine halbe Stunde vor dem Feld noch mit dem Rad hinauffahren kann.“ Wer den genauen Streckenverlauf unter die Lupe nehmen will, findet über die Internetseite www.sauerlandrundfahrt.de einen detaillierten Streckenplan.

Im Straßenrennen haben Johannes Adamietz, Jon Knolle, Per Münstermann und Lennart Voege von der Bundesliga-Mannschaft Saris Rouvy Sauerland Team Ambitionen. „Wir würden uns freuen, wenn einer in die Top 15 rollt. Zudem haben wir mit Lennart Voege aus Nordenau noch unsere Geheimwaffe am Start. Er wohnt unweit der Strecke und ist ein echter ,Local Hero’. Lennart hat in den ersten Straßenrennen der Saison überzeugt und keine Probleme gehabt, als Mountainbiker auch auf dem Rennrad mitzumischen. Es wird aber sehr schwer, denn die deutschen Tour-de-France-Starter werden im Sauerland ihre Form testen wollen. Da heißt es für alle anderen Fahrer anschnallen und das beste daraus machen“, sagt Scherf, der vergangene Woche noch mit Rolf Aldag gesprochen hat.

Rolf Aldag will Meistertrikot für sein Team

Aldag wohnt am Möhnesee und ist Sportlicher Leiter des Profiteams Bora Hansgrohe. „Seine Jungs seien topmotiviert“, teilt Scherf mit. „Rolf Aldag hofft, dass einer seiner Fahrer im Trikot des Deutschen Meisters zur Tour fahren wird.“

Fünf Wochen vor dem ersten Start befinden sich die Organisatoren gerade in der ganz heißen Phase der Vorbereitung. Scherf: „Da wir ja streng genommen drei Rennen organisieren, Zeitfahren in Marsberg sowie die DM der Frauen und Männer, ist ein sehr dickes Brett zu bohren. Wir werden etwa 1000 Helferinnen und Helfer benötigen. Allein diese Anzahl zeigt, was für ein Wochenende auf uns wartet.“

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