Rinsdorf. Eine Ära neigt sich dem Ende zu: Der Rinsdorfer Ernst Moos hört bald als Staffelleiter der Landesliga 2 auf. Wir haben mit ihm gesprochen.
Wenn einer was erzählen kann rund um den Fußball im südwestfälischen Bereich, dann ist das der Rinsdorfer Ernst Moos. Der 75-jährige Funktionär steht der Landesliga 2 seit nunmehr 27 Jahren als Staffelleiter vor. Seine Rufnummer dürfte eine der bekanntesten im knapp 1000 Einwohner zählenden Wilnsdorfer Ortsteil sein. Am Ende dieser laufenden Spielzeit legt Ernst Moos sein Amt nieder. Wir unterhielten uns mit dem Rinsdorfer.
Beruflich bei der Firma Roland
Ernst Moos war beruflich für die Firma Roland in Siegen tätig.
Dort war er bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand für die finanzielle Abwicklung des Betriebs zuständig.
Mittlerweile sind auf dem früheren Betriebsgelände, das nach der Liquidation der Firma an eine Siegener Baufirma verkauft wurde, an der Weiß ein Studentenwohnheim und eine Schule entstanden.
Die Landesliga 2 – niemand dürfte sie so gut kennen wie Ernst Moos. Wie kam es dazu, dass Sie die Staffelleitung übernahmen?
Ernst Moos Der damalige Kreisvorsitzende Rudolf Müller hatte mich gefragt, ob ich nicht Interesse hätte. Der Banfer Hans Walle, der gleichzeitig der damaligen Bezirksliga 6 vorstand, hatte seine Ämter niedergelegt, ein Nachfolger musste her. Auf dem Staffeltag 1995 in Ottfingen übernahm ich das Amt, obwohl ich zu der Zeit im Urlaub war und gar nicht dabei sein konnte.
Das war in einer Zeit, als die Vereine aus Siegen-Wittgenstein die Liga – zumindest zahlenmäßig – dominierten. Wie viele hiesige Klubs waren vertreten, als Sie ihre Aufgabe übernahmen?
In der Saison 95/96 waren es sechs. TuS Erndtebrück, VfL Klafeld-Geisweid, SpV Langenau, SV Netphen, SuS Niederschelden und Sportfreunde Siegen II. Im Jahr davor waren es noch sieben. Und so ganz allmählich nahm die Zahl ab. Irgendwann war sie auf null. Jetzt haben wir ja bekanntlich wieder zwei.
Zu den schönsten Aufgaben eines Staffelleiters gehört die Meisterehrung. Können Sie sich an einen besonderen Moment erinnern?
Da gibt es eine, die wenig erfreulich für die Mannschaft war, die ich nach dem letzten Spieltag auszeichnen wollte. Im Juni 2007 bin ich mit dem Meisterball nach Hohenlimburg gefahren, um im Kirchenbergstadion den SV 1910 auszuzeichnen. Doch dann verloren die Hohenlimburger das letzte Spiel 2:3 gegen Rothemühle. Da konnte ich meinen Ball wieder einpacken. Damals wurde Borussia Dröschede Meister nach einem 5:0 gegen Olpe.
Gab es noch engere Entscheidungen?
Im Juni 2000 fand am Ottfinger Siepen das Entscheidungsspiel um Titel und Aufstieg zwischen Erndtebrück und Hohenlimburg vor mehr als 1500 Zuschauern statt. Da war es so spannend, dass Erndtebrücks Trainer Abi Breuer vor dem Elfmeterschießen in die Kabine flüchtete. Er konnte das draußen nicht mit ansehen. Erndtebrück gewann das Spiel und stieg auf. Ich weiß noch, dass vor dem Spiel ein schweres Gewitter aufgezogen war. Das Spiel konnte erst mit einiger Verspätung beginnen.
Die Landesliga 2 hatte ja immer wieder mit der Witterung zu käm-pfen. An welche Probleme können Sie sich da besonders erinnern?
Wenn wir hier von Winter sprechen, haben Vereine aus anderen Kreisen, wie etwa aus Hagen oder Iserlohn, nur gelächelt. Da war es ja immer grün. Ich musste im Winter 2006/2007 sieben Spieltage komplett absagen. Die mussten wir teilweise hinten dran hängen.
Aber es gab auch das andere Extrem…
(lacht) Das kann man wohl sagen. Am Niederscheldener Rosengarten wurden am 19. August 2012, am ersten Spieltag der Saison, 49,2 Grad über dem Kunstrasen gemessen. Das Spiel wurde natürlich abgesagt.
Haben Sie sich auch mal Ärger eingehandelt?
Auch das gab es. Und das war meine Schuld. Auf dem Staffeltag 2006 in Menden habe ich den Spielplan veröffentlicht und nicht das Heimrecht der beiden Iserlohner Mannschaften auseinander gelegt. Ich hatte mich dann auf Heimrechttausch eingelassen, das gab erst recht Chaos. Das hat es danach nicht mehr gegeben. Insgesamt bin ich mit allen immer gut ausgekommen. Es sind eine ganze Menge Freundschaften entstanden.
An welche wenig erfreulichen Dinge können Sie sich in den Jahren Ihrer Tätigkeit erinnern?
Es gab verbandsseitig einige Entscheidungen, die die Vereine nicht nachvollziehen konnten. So wurden zum Beispiel in der Saison 2006/2007 Vereine wie Burgholzhausen und Bad Westernkotten aus Ostwestfalen in die Staffel 2 eingruppiert. Zum Glück zog sich Burgholzhausen damals zurück. Das hat niemand hier unten so richtig verstanden. Aber auch die Entfernung nach Erlinghausen oder Obersprockhövel ist groß für einige Klubs. Aber Erlinghausen ist Südwestfalen, Obersprockhövel gehört zum Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr – also gehören sie dazu.
Die vergangenen beiden Jahre hat die Corona-Pandemie den Fußball durcheinander gewirbelt. Zwei Abbruchspielzeiten werden in Erinnerung bleiben. Welche Nachwirkungen haben diese Jahre im Hinblick auf die nun laufende Saison?
Auch unsere Landesliga wurde durch die Nicht-Abstiege natürlich zahlenmäßig größer. Und wir haben wegen Corona immer wieder Spielausfälle zu beklagen. Jetzt schon sind es zwölf. Bei den aufgestockten Ligen ist es da schwierig, Nachholtermine zu finden. Wegen der Witterung haben wir zusätzlich sechs Spielausfälle.
27 Jahre Staffelleiter. Hat man da manchmal die Nase voll?
Ehrlich gesagt hatte ich nicht vor, das so lange zu machen. Aber so hat es sich nun mal ergeben. Und ich muss sagen: Es war eine schöne Zeit. Es überwiegen ganz klar die positiven Dinge, die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht.
Ernst Moos ohne Fußball. Was machen Sie im kommenden Sommer?
(lacht) Ohne Fußball wird es nicht gehen, aber dann eben ohne Amt. Das ist sicher auch schön.