Dortmund/Berghausen. Für Maik Eckhardt geht es von Berghausen in die große Welt. Der Schütze startet bei fünf Olympischen Spielen und betreibt heute ein Fachgeschäft.

Die Antwort auf die Frage nach der Anzahl der gewonnenen Deutschen Meisterschaften kommt etwas zögerlich. Ganz genau, räumt Maik Eckhardt freimütig ein, wisse er das überhaupt nicht. Immerhin, eine Autogrammkarte des aus Berghausen stammenden Sportschützen gibt eine Annäherung: 31 Goldmedaillen bei Deutschen Meisterschaften steht dort in der Übersicht seiner Erfolge. Maik Eckhardt schmunzelt: „Die Autogrammkarte ist aber schon etwas älter.“

Im zweiten Obergeschoss eines Firmengebäudes im Dortmunder Stadtteils Körne erinnern zahlreiche Trophäen und Souvenirs an die sportlichen Erfolge von Maik Eckhardt. In dem Geschäft bietet der beste Sportschütze aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein alles rund um den Schießsport feil, Gewehre und Pistolen, Bekleidung, Spezialbrillen, vieles mehr. Dazwischen stehen Vitrinen mit Pokalen und Medaillen, hängen an den Wänden Poster und Akkreditierungen von den fünf Olympischen Spielen, an denen der Wittgensteiner von 1996 bis 2012 teilgenommen hat.

Die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney, das seien seine größten sportlichen Erlebnisse gewesen, sagt Maik Eckhardt: „In Atlanta war ich zum ersten Mal bei Olympia, und Sydney waren die schönsten Spiele.“ Überdies war der Trip nach Australien die erfolgreichste Reise für Maik Eckhardt im Zeichen der olympischen Ringe. Vierter wurde er damals in der Konkurrenz „Kleinkaliber liegend“ auf 50 Meter Entfernung. Auf Rang fünf mit dem Luftgewehr und Platz sechs im „Kleinkaliber liegend“ kam er vier Jahre später in Athen.

Null Komma hinter zu Olympia-Bronze

Die Bronzemedaille in Sydney verpasste Maik Eckhardt denkbar knapp. „Null Komma irgendwas“ habe in „Down Under“ gefehlt, sagt er ganz ohne Groll „Ich habe im Finale zehnmal die Zehn getroffen.“ Es ginge darum, „so gut wie möglich in der Mitte zu treffen“, erklärt er: „Da waren eben drei Andere besser.“ Ob man eine 10,9, 10,6, 10,3 oder 10,1 habe, sei „eben vom Glück abhängig“. Im Rückblick hadert Maik Eckhardt nicht ein bisschen: „Das war ein schöner Tag und ein schöner Wettkampf.“

Mit ein wenig Wehmut blickt Maik Eckhardt indes zurück auf die Atmosphäre bei seinen fünf Olympia-Teilnahmen und kommt zu einem deutlichen Urteil über die jüngste Vergangenheit: „Sowohl Tokio als auch jetzt Peking waren weit weg von allem, was ich erlebt habe.“

Daheim in Berghausen hat der erfolgreiche Weg des Sportschützen Maik Eckhardt begonnen. „Ich habe es auch mit dem Ball versucht, das war aber irgendwie nicht so toll“, schmunzelt er. Dann sei er über seinen Vater Peter Eckhardt, der selbst Schütze war und ist, zum Schießen gekommen. Damals noch am „Stöppel“ in Bad Berleburg und ganz klassisch, er sollte beim Scheiben-Wechseln helfen.

Bundesliga mit Berghausen

Im Schießsport sei er „relativ schnell erfolgreich“ gewesen. Mit 14 wurde er zum ersten Mal Deutscher Meister, bei den Schülern. 1986 folgte sein Debüt bei den Jugend-Europameisterschaften.

Gemeinsam mit Thomas Brocher und Jörg Stenzel war Maik Eckhardt einst für den SV Berghausen in der neuen Bundesliga am Start. Heute sieht er die Bundesliga „wieder unten in den Vereinen angekommen“. So könne man „den Brückenschlag zwischen den Anhängern der Tradition und dem Sport in den Schützenvereinen“ machen: „Es ist immer schöner, wenn der Sport in den Orten stattfindet.“ Bei ihm selbst habe es immer geheißen, „es gibt einen Deutschen Meister, der in München geschossen hat“.

Eckhardt, der Poster-Boy

1990 entschied sich Maik Eckhardt für einen eigenen Weg, ging nach Dortmund. „Wegen des Sports“, sagt er. In der Ruhrgebiets-Metropole betreibt der Westfälische Schützenbund den Landesleistungsstützpunkt. Eckhardt absolvierte in Dortmund eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Und 1996, als er sich nach vergeblichen Anläufen für Seoul 1988 („Als Jüngster war ich noch zu unerfahren“) und Barcelona 1992, mit erst 26 erstmals ein Olympia-Ticket sicherte, wurde er andererseits zum Vorreiter. „Als einer der ersten habe ich das sportliche Schießen als Sport und Beruf verbunden“ und ein eigenes Unternehmen gegründet.

2016 versuchte Maik Eckhardt, sich noch einmal für seine dann sechsten Olympischen Spiele zu qualifizieren. Aus Rio de Janeiro wurde nichts, kurz darauf beendete er mit 46 seine international Karriere. Auf nationaler Ebene ist der Wittgensteiner derweil weiter aktiv. Und so muss er nicht lange nachdenken bei der Frage, wann er zuletzt Deutscher Meister war: Bei den Herren III, in der Klasse über 50 Jahren – im vergangenen Jahr.

Spricht man mit den Schützen in der Region, haben Maik und sein Vater Peter Eckhardt nicht wenige Schützen in der Region mit ihrer Expertise auf ihrem sportlichen Weg beeinflusst. Und in einer Hinsicht ist dies auch weiterhin so: An einigen Schießständen hängen nach wie vor Muster-Poster zur richtigen Stellung und Körperhaltun bei der Schussabgabe – mit Maik Eckhardt.