Erndtebrück. Fußball-Oberliga: Der TuS Erndtebrück gastiert bei der SG Finnentrop/Bamenohl. Ndombaxi-Vertrag wird aufgelöst
Das Navigationsgerät kann diesmal getrost ausgeschaltet bleiben. Auch wenn es Tim Schrage mit der passenden Route bisweilen ganz genau nimmt. Er sei, hat der 31-jährige Angreifer des Fußball-Oberligisten TuS Erndtebrück (9.) einmal gesagt, die Strecke von seinem Heimatort, dem Attendorner Stadtteil Helden, bis zum „Pulverwald“ erst einmal abgefahren, bevor er im vergangenen Jahr bei den Wittgensteiner unterschrieben habe. Schließlich hatte sich einst, bei seinem Engagement in Hohenlimburg, der Trip dorthin als wahrer Straßen-Marathon erwiesen.
Diesmal hat Tim Schrage nur eine Kurzstrecke vor sich, gerade einmal neun Kilometer, und überdies eine, die er in den vergangenen Jahren ungezählte Male gefahren ist. Am 14. Spieltag gastiert Erndtebrück am Sonntag (14.30 Uhr) bei der SG Finnentrop/Bamenohl (20.). Dort hat der Offensivmann bis 2012 und von 2014 bis 2020 gespielt, war an der Lenne gemeinsam mit seinen jetzigen Mitspielern am „Pulverwald“, Robin Entrup (seit 2021 beim TuS) und Burhan Tuncdemir (mit Schrage gekommen), 2017 in die Westfalenliga und 2020 in die Oberliga aufgestiegen. Jener Schuh, mit dem Tim Schrage 2015 in der 87. Minute das entscheidende 3:2 gegen die FSV Werdohl zum ersten Aufstieg in die Westfalenliga erzielte und 800 Zuschauer in Ekstase versetzte, steht heute im Clubhaus in einer Vitrine.
Wiedersehen mit der „alten Liebe“
Für die Mitglieder der Dreier-Fahrgemeinschaft aus dem Kreis Olpe ins Wittgensteiner Land ist es das erste sportliche Kräftemessen mit dem ehemaligen Verein, mit den ehemaligen Mitspielern, mit dem ehemaligen Trainer Ralf Behle. Die beiden Begegnungen in der Saison 2020/21 sind zunächst wegen der Corona-Unterbrechung und dem späteren Saison-Abbruch ausgefallen. „Ich freue mich darauf“, sagt Tim Schrage, „das Spiel wird sicher vor einer großen Kulisse stattfinden.“ Nach wie vor ist der Kontakt des Erndtebrücker Trios eng nach Bamenohl. Überwiegend mit Hasan Dogrusöz, sagt Erndtebrücks bislang dreimaliger Torschütze in dieser Saison mit dem er auch beim SV 04 Attendorn zusammen gespielt habe: „Aber auch zu vielen anderen habe ich noch Kontakt.“ Und auch Robin Entrup erklärt: „Hasan und ich sind gut befreundet, ich war auf seiner Hochzeit.“ Bei aller Vorfreude auf das Wiedersehen, für Erndtebrück geht es beim Tabellenvorletzten vor allem um eines: um drei Punkte in Richtung Aufstiegsrunde – und zugleich Klassenverbleib. Nach der 0:1-Niederlage in der Vorwoche gegen den ASC 09 Dortmund (6.) ist die Mannschaft von Trainer Stefan Trevisi nur noch Ranglisten-Neunte, hat nur noch zwei Positionen und zwei Zähler Polster auf Platz elf, ab dem nach der Hinrunde der Weg in die Abstiegsrunde führt.
2G-Regel sorgt für Ausfälle
Trevisi muss für die Ausfahrt nach Finnentrop seine Mannschaft auf einigen Positionen umbesetzen. „Sechs Spieler sind noch nicht oder noch nicht komplett geimpft“, erklärt der Übungsleiter. Sie dürften also nach den erneut geänderten Corona-Bestimmungen nur mit einem PCR-Test auflaufen, betont Trevisi: „Der kostet aber 100 Euro, und es nicht einmal klar, ob das Ergebnis dann auch rechtzeitig da ist.“ Also verzichtet der TuS ganz auf den Test – und die Spieler.
Überdies ärgert sich Trevisi: „Wir versuchen seit Wochen, einen Termin für eine zweite Impfung für die beiden Engländer (Keleb Nwubani und Paolo Okoye, Anm.d.Red.) zu bekommen.“ Bislang vergeblich. Dennoch zeigt sich der Erndtebrücker Trainer zuversichtlich: „Wir haben in jedem Fall eine Mannschaft, die in Finnentrop gewinnen kann.“
Unterdessen steht Jordi Ndombaxi vor dem vorzeitigen Aus in Erndtebrück. Der 25-jährige Mittelfeldspieler, den die Wittgensteiner im Sommer vom Mittelrheinligisten SV Breinig verpflichtet hatten, fehlt seit Mitte Oktober wegen einer Entzündung im Knie.
Nun sagt Trevisi: „Er spielt bei uns keine Rolle mehr.“ Der Vertrag werde aufgelöst, kündigt Erndtebrücks Trainer an – mit Beginn der Winterpause in zwei Wochen. Der personellen Sorgenfalten seines Trainers zum Trotz, freut sich Robin Entrup auf das Auswärtsspiel mit der ganz speziellen Note: „Gegen einen guten Kumpel zu spielen, wo man vielleicht auch mal zulangen muss, gehört dazu.“ Er „kenne keinen Freund und keinen Feind beim Fußball“, betont er, „ich will mit meiner Mannschaft gewinnen“. Und das ist inzwischen der TuS Erndtebrück.