Feudingen. Mit vielen kleinen Aktionen, etwa einem Bällerennen in der Lahn, erinnert der SV Feudingen an seine Gründung.

Wenn eine Bäckerei vom Produktionsplan abweicht und eine Sonderaktion auf die Beine stellt, dann muss es schon einen besonderen Anlass geben. „100 Jahre Sport Vereint“ war auf den blau-weißen Zuckerguss-Aufklebern zu lesen, die am Samstag die Amerikaner der Bäckerei Müller in Feudingen zierten. Das fluffige Gebäck verkaufte sich wie sonst nur warme Brötchen: 190 Stück gingen über die Theke. Der Erlös soll für einen guten Zweck gespendet werden, der Verein will den Betrag verdoppeln.

Auf den Tag 100 Jahre nach der Gründung hätte am Samstag die Jugend bei einem großen Fußball-Spielfest im Mittelpunkt stehen sollen, doch daraus wurde nichts. So wich der Verein auf eine Reihe kleiner Aktionen aus – „coronakonform“, wie die Blau-Weißen verlauten lassen.

Der SV Feudingen feiert sein 100-jähriges Bestehen.
Der SV Feudingen feiert sein 100-jähriges Bestehen. © Verein

Die Farben schmückten den Ort: Fähnchen, Wimpel und Ballons waren beispielsweise an den Ortsschildern, der kleinen Kirche oder eben beim Bäcker zu sehen. Einige Mitglieder hatten ihren Garten selbst geschmückt, den Großteil hatte der Vorstand mit einem Fußmarsch selbst angebracht.

So auch am Haus Six, wo neben dem Tagesschmuck auch etwas dauerhaft bleibt: Eine Schiefertafel erinnert nun daran, dass in dem Fachwerkhaus am 5. Juni 1920 junge Männer zusammenkamen, um den Verein zu gründen. „Ob es zwölf oder 15 Gründungsmitglieder gibt, dazu herrscht Uneinigkeit“, sagt der heutige Vorsitzende Frank Filipzik. Sicher ist: „Die jungen Männer hatten Krieg und Gefangenschaft überlebt, sie wollten etwas Positives schaffen.“

Der SV Feudingen feiert sein 100-jähriges Bestehen - auch mit einer Erinngerungsplakette an der Wiege des Vereins, dem Haus Six.
Der SV Feudingen feiert sein 100-jähriges Bestehen - auch mit einer Erinngerungsplakette an der Wiege des Vereins, dem Haus Six. © Verein

Es ist ihnen gelungen – und auch heute noch spielt das Haus Six eine wichtige Rolle im Vereinsleben. Die von Pächterin Erika Haar betriebene Gastronomie ist zwar nicht das offizielle Vereinslokal, aber dennoch Treffpunkt der Aktiven nach den Spielen am Sonntag.

Bällerennen in der Lahn

Eine dritte Aktion war ein Bällerennen, das eigentlich bereits vor zwei Wochen in der Lahn stattfand: Für jedes der 401 Mitglieder ging ab der früheren Spielstätte an der Volkshalle ein Ball ins Rennen, die fünf Sieger erhielten Fußbälle und Sportplatz-Verzehrgutscheine, die der Vorstand bei einem weiteren Spaziergang verteilte. Da es beim Bällerennen mit Publikum während Corona schwierig gewesen wäre, hat Geschäftsführer Jan Saßmannshausen ein Video zur Aktion erstellt, das auf der Facebookseite des SV Feudingen zu sehen ist.

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Er hofft darauf, dass ein Teil der ursprünglich vorgesehenen Ideen zum Jubiläumsjahr noch zur Geltung kommen kann. Anfang August soll von Donnerstag bis Sonntag die Stadtmeisterschaft im Tannenwaldstadion stattfinden – mit einigen Open-Air-Veranstaltungen, etwa dem Auftritt von Musikgruppen, sofern es die Gesetzeslage zulässt. Auch der am 30. April ausgefallene Festkommers könnte dann nachgeholt werden, ebenso wie die Jahreshauptversammlung.

Rührendes Gedenken

Der Tradition der örtlichen Vereine folgend hat der Vorstand des SV Feudingen am Ehrenmal des Dorfes eine Schale mit Schleife niedergelegt, um an die Opfer der Weltkriege zu erinnern.

Um seinen früheren Mitgliedern zu gedenken, hat der Verein begonnen, flache und mit dem Vereinswappen bemalte Steine auf Friedhofsgräbern früherer Mitglieder niederzulegen.

Vorstandswahlen unter freiem Himmel? „Nicht ganz“, sagt Frank Filipzik. „Wir wollen ein großes Zelt aufbauen und es je nach Wetter nach außen offen lassen, um so viel frische Luft wie möglich hineinzulassen.“

In der Vorweihnachtszeit soll die Festschrift erscheinen. Das ist etwas spät – eigentlich. „Wir wollen die aktuellen Sachen aus dem Jubiläumsjahr noch einfließen lassen. Ansonsten ist das Buch fertig“, erklärt der Vorsitzende, der hofft, dass die ausgefallene Silvesterfete in der Volkshalle nachgeholt werden kann – es wäre ein „Rausfeiern“ statt des geplanten „Reinfeiern“.

Silvesterparty in der Volkshalle

Für den Moment freuen sich die Feudinger, dass ihr Jubeltag zumindest kein totaler Ausfall war. „Das waren alles keine Riesengeschichten“, räumt Filipzik ein: „Aber was mir am besten gefallen hat, waren die vielen Leute, die uns aus ihrem Garten irgendwas nettes herübergerufen haben, uns als Reaktion Nachrichten aufs Handy geschickt haben oder angerufen haben.“

Viele und teils sogar neue Kontakte, dazu mit einem positiven Tenor – das hat Filipzik froh gemacht: „Dieses Almöhi-Leben, das wir zuletzt alle geführt haben, kann so nicht weitergehen. Die Freude muss auch langsam zurückkommen. Das ist ja gerade das Schöne am Sport.“