Schwarzenau. Der Vorsitzende Jürgen Becker erklärt im Interview, warum die Lockerungen Reitern nicht helfen. Trotz Corona blickt er positiv in die Zukunft.

Herumtollende Pferde, lachende Mädchen und strahlender Sonnenschein: Der sich anbahnende Frühling beschert Mensch und Tier eine tolle Zeit auf der Anlage des Reit- und Fahrvereins Edertal Schwarzenau. Dazu ist seit einer Woche ist in Nordrhein-Westfalen wieder ein wenig mehr Sport erlaubt als in den Monaten zuvor. „Allein, zu zweit oder ausschließlich mit Personen des eigenen Hausstandes auf Sportanlagen unter freiem Himmel einschließlich der sportlichen Ausbildung im Einzelunterricht“ darf nun wieder Sport getrieben werden, heißt es in der Coronaschutzverordnung. Zu den Sportlern, die davon profitieren können, gehören auch die Reiter.

Im Gespräch mit Jürgen Becker, dem Vorsitzenden des RuF Schwarzenau, wird aber deutlich, dass diese Lockerung für den Verein noch keine große Hilfe darstellt.

Herr Becker, sind Reiter während der Kontaktbeschränkungen die glücklichsten Sportler?

Jürgen Becker: Wir sind zumindest etwas weniger betroffen. Das sehen wir auch bei unseren Einstellern. Die Schulkinder, die Online-Unterricht haben, sehen wir jeden Tag auf der Anlage. Es gibt für sie zwar nur begrenzte Zeitfenster, aber die schöpfen sie aus. Ausreiten ist ohnehin kein Problem – und es gibt nichts Schöneres, als bei dem Wetter mit dem Pferd durch den Wald und das Tal zu reiten.

Nach den neuen Lockerungen sind die Freiluft-Sportanlagen eingeschränkt nutzbar, dazu ist Einzelunterricht wieder erlaubt. Was bedeutet dies für Ihren Verein?

Für unseren Verein hat das eher theoretischen als praktischen Wert. Das Reiten auf der Außenanlage mit einer Person und dem Lehrer ist im Reitschulbetrieb Quatsch. Es gibt zwar viele Interessenten, aber eine Einzelstunde ist zwangsläufig erheblich teurer als die normale Gruppenstunde, das bezahlt keiner. Leider gibt es in der Coronaschutzverordnung viele Widersprüche.

Zum Beispiel?

Es dürfen auf unserer Fläche vier Personen gleichzeitig reiten, das sind 400 Quadratmeter. Beim normalen Spazierengehen achtet aber auch niemand darauf, dass sich auf einer solchen Fläche nur vier Personen aufhalten. Ein anderes Beispiel: Reitstunden in einer Gruppe sind nicht möglich. Aber wenn Schülerinnen die Schulpferde bewegen würden und der Lehrer von hinter dem Zaun zusehen und später Hinweise geben würde, wäre es erlaubt.

Stichwort Schulpferde: Was passiert aktuell mit ihnen?

Die „alte Dame“ in Schwarzenau, das Pony Tiffy, fühlt sich beim Ausgang auf der Außenanlage rundum wohl. 
Die „alte Dame“ in Schwarzenau, das Pony Tiffy, fühlt sich beim Ausgang auf der Außenanlage rundum wohl.  © Unbekannt | Peter Kehrle

Bewegt werden sie weiterhin, dies gibt uns allein schon das Tierschutzgesetz vor. Bei uns haben das die Schüler übernommen, damit sie überhaupt weiter reiten können. Schwierig ist für uns, dass die Schulpferde finanziell nichts abwerfen, aber weiter gefüttert werden müssen. Irgendwann werden unsere Reserven aufgebraucht sein.

Bedeutet dies, dass die Pferde verkauf werden müssen oder der Verein in seinem Bestand bedroht ist?

Der Kelch, dass wir Pferde verkaufen müssen, ist bislang an uns vorübergegangen. Kürzlich haben wir die Mitgliederbeiträge eingezogen und hatten im Vorfeld auch keine nennenswerten Austritte zu beklagen. Wir haben auch zu viel Zeit und privates Geld in die Anlage gesteckt, als dass wir sie nun einfach so schließen würden. Dazu hatten wir vor Corona guten Zulauf auch von Fremdreitern, der sich danach normalweise auch wieder einstellen dürfte, so dass wir grundsätzlich positiv nach vorne blicken. Wir haben sogar Pläne, noch weiter zu bauen.

Was genau ist vorgesehen?

Wir möchten uns um ein neues Reiterstübchen kümmern, denn das alte ist behördlich gesperrt. Beim neuen könnten wir es gleich so gestalten, dass man von erhöhter Position in die Halle sehen kann. Auch eine Hubbühne ist angedacht, damit es behindertengerecht ist. Dazu kommt eine neue Heizungsanlage und ein Warmwasseranschluss, denn bisher musste man dafür einen Wasserkocher nutzen. Den Außenplatz wollen wir neu gestalten und ihn auch für den Winter besser nutzbar machen. Nun kann es aber passieren, dass sich viele Dinge nach hinten verschieben. Es ist eben eine schwierige Situation.

Rechnen Sie damit, in diesem Jahr noch Veranstaltungen zu erleben?

Wir wollen jetzt im Vorstand besprechen, ob wir den jährlichen Orientierungsritt und einen Sternenritt anleiern wollen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, ihn anzusetzen und Anmeldungen zuzulassen. Ob es dann auch durchgeführt werden kann, müssen wir dann natürlich abwarten.