Siegerland. Die ersten Lockerungen im Amateur- und Breitensport haben bei vielen Vereinen und Athleten für Freude gesorgt. Aber nicht alle machen mit.

Ungeachtet dessen, was bei der heutigen Bund-Länder-Sitzung an möglichen weiteren Öffnungen für den Amateur- und Breitensport entschieden wird, haben etliche Sportvereine im Siegerland die Chance ergriffen, die der seit wenigen Tagen in NRW gültige Paragraf 9 der Corona-Schutzverordnung bietet: Sport im Freien alleine, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand und sportliche Ausbildung im Einzelunterricht, sprich individuelles Training. Die Kommunen im Siegerland haben als Voraussetzung dafür die städtischen Anlagen geöffnet. Die neue Verordnung gilt auch für private Sportanlagen.

Fußball

Fußball ist ein Mannschaftssport, und weil viele Trainer nur im kollektiven Üben Sinn sehen, hält sich der Aktionismus bei den Kickern in Grenzen, obwohl die meisten Plätze geöffnet sind. Vor allem kleine Vereine und in unteren Klassen spielende Mannschaften halten sich zurück.

Das Gegenbeispiel ist der 1. FC Kaan-Marienborn. Der Verein hat für den Sportplatz im Breitenbachtal ein Nutzungs- und Zeitkonzept entwickelt, das der aktuellen Verordnung gerecht wird, sie aber nicht voll ausreizt. In einer Excel-Tabelle wird erfasst, wer wann, mit wem in der Zweiergruppe und mit welchem Coach für 30 bis 40 Minuten auf dem Platz trainieren darf, ob gestandener Oberliga-Kicker oder Nachwuchsspieler.

Die Käner Oberliga-Kicker, hier Giovanni Multari, trainieren schon wieder individuell.  
Die Käner Oberliga-Kicker, hier Giovanni Multari, trainieren schon wieder individuell.   © Unbekannt | christian bauer

„Dadurch ist eine lückenlose Nachverfolgung möglich und werden Doppelbelegungen ausgeschlossen. Bis jetzt klappt es perfekt“, erklärt stellvertretender Vorsitzender Stefan Jäkel.

Beim Lokalrivalen Sportfreunde Siegen ist man noch nicht soweit, doch fiebern Oberliga-Trainer Tobias Cramer und sein Team einer Rückkehr auf den Platz entgegen: „Die Jungs wollen endlich wieder auf die Kiste bolzen und Ballgefühl entwickeln.“ Noch in dieser Woche will Tobias Cramer mit dem Individual- oder Zweiertraining im Leimbachstadion beginnen.

Tennis

Für ein erstes Match auf der roten Asche ist das Wetter in diesen Tagen ideal, doch in den Tennisanlagen im Siegerland wird noch Winterschlaf gehalten. Und dies bleibt auch in den nächsten Wochen so – trotz der neuen Möglichkeiten durch die neue Corona-Schutzverordnung.

Beim TuS Ferndorf wird es keinen verfrühten Saisonstart geben. „Wir haben da einen Zeitplan, an dem wir uns orientieren“, so Abteilungsleiter Stefan Rath. Daran würden auch die Lockerungen für den Individualsport nichts ändern. „Wir bereiten unsere Anlage Ende März vor, so dass wir ab Mai spielbereit sind. Bei einer früheren Öffnung ist die Gefahr groß, dass uns die Witterung einen Strich durch die Rechnung macht und wir nachher die Arbeit doppelt machen müssen.“

Paragraf 9 der Corona-Schutzverordnung im Wortlaut

Der Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen, Fitnessstudios, Schwimmbädern und ähnlichen Einrichtungen ist unzulässig. Ausgenommen ist der Sport allein, zu zweit oder ausschließlich mit Personen des eigenen Hausstandes auf Sportanlagen unter freiem Himmel einschließlich der sportlichen Ausbildung im Einzelunterricht.Zwischen verschiedenen Personen oder Personengruppen, die nach Satz 2 gleichzeitig Sport auf Anlagen unter freiem Himmel treiben, ist dauerhaft ein Mindestabstand von 5 Metern einzuhalten.

Beim TC 71 Netphen wird in den nächsten Tagen die neue Umzäunung installiert, doch auch hier wird es keine vorzeitige Saisoneröffnung geben, „obwohl gerade die Senioren, für die der Tennissport ein Lebensmittelpunkt ist, mit den Hufen scharren“, wie Sportwart André Brey berichtet. Die Platzbauer legen erst Anfang April Hand an, danach müssen die Plätze noch eine gewisse Zeit ruhen, bevor sie von den Tenniswütigen bespielt werden dürfen. Ähnlich stellt sich die Lage beim TC Grün-Weiß Freudenberg dar. „Weil die Hallensaison fast komplett ausgefallen ist, sind zwar bei uns alle heiß auf Tennis, aber wir halten an der Öffnung unserer Anlage für Mitte/Ende April fest“, sagte erster Vorsitzender Aloys Lükewille. Die notwendige Herrichtung der Plätze lasse sich nicht beschleunigen.

Noch halten die Tennisplätze des TV Eiserfeld auf der Schränke ihren obligatorischen Winterschlaf, aber noch vor Ostern sollen sie für den heiß ersehnten Saisonstart präpariert werden.
Noch halten die Tennisplätze des TV Eiserfeld auf der Schränke ihren obligatorischen Winterschlaf, aber noch vor Ostern sollen sie für den heiß ersehnten Saisonstart präpariert werden. © Unbekannt | Rene Traut

Auf der Schränke heißt es dagegen „Vorteil TVE“! „Wir sind in diesem Jahr früh dran. Die Platzbauer kommen schon vor Ostern“, freut sich Henrike Glowick, erste Vorsitzende des TV Eiserfeld, und hofft, bereits weit vor dem 30. April oder 1. Mai, den traditionellen Tagen des Saisonstarts in Tennis-Deutschland, die Sechs-Platz-Anlage freigeben zu können, zumal der Verein dann auch schon ein erstes Warm-up-Turnier ausrichten möchte. „Natürlich mit dem Corona-Schutzkonzept, das sich bei unserem großen Leistungsturnieren im Sommer 2020 bewährt hat“, so die Vereinschefin. In der noch laufenden Hallensaison seien etliche Spieler zum Spielen und Trainieren ins nahe Hessen ausgewichen. Dort sind die Hallen mit behördlicher Erlaubnis durchgehend geöffnet.

Leichtathletik

„Für unsere Athleten ist das eine Erlösung.“ André Kahrweg, einer der Trainer bei der LG Kindelsberg Kreuztal, hat bei den Aktiven die Erleichterung gespürt, dass sie endlich wieder laufen, springen und werfen dürfen – entweder in der Zweiergruppe, alleine oder individuell mit einem der Trainer. Mit Blick auf die nicht mehr ferne Freiluftsaison 2021 machen davon viele Athletinnen und Athleten ab der U14 seit jetzt gut einer Woche Gebrauch.

Bereiten sich zu zweit auf die Sommersaison vor: Damian Corbalan Arevalo (links) und Collin Klein.
Bereiten sich zu zweit auf die Sommersaison vor: Damian Corbalan Arevalo (links) und Collin Klein. © Unbekannt | carsten wunderlich

„Unser Konzept klappt bis jetzt sehr gut. Wir kommen uns nicht in die Quere“, berichtet Kahrweg. Der gesamte Platz ist in Sektoren eingeteilt, damit der Mindestabstand von fünf Metern zwischen den Kleingruppen gewahrt bleibt. Obligatorisch ist, dass die Geräte wie Kugeln, Disken oder Speere ständig desinfiziert werden und jeder seine eigenen Geräte mitbringen muss.

Ob es ab die einzelnen Kreismeisterschaften geben wird, darüber will der Kreis-Leichtathletik-Ausschuss in Kürze entscheiden.