Fortuna Freudenberg ist der Bezirksliga-„Dino“ und peilt wieder einen vorderen Mittelfeldplatz an. Warum der Trainer keine Extrawürste verteilt.

Freudenberg. Es sind noch gut drei Wochen bis zum Start in eine außergewöhnliche Saison in der Fußball-Bezirksliga 5. Es wird eine Spielzeit mit 34 Runden, eine mit fünf Absteigern und eine ohne Teams aus einer höheren Klasse, dafür mit einer Fülle von Aufsteigern aus den Kreisligen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Am Beginn unseres Checks der Siegerländer Mannschaften steht mit dem SV Fortuna Freudenberg der „Dino“ der Staffel. Kein Verein ist so lange in dieser Klasse vertreten wie die Fußballer aus dem Flecken.

Der Kader

Robin Wiesemann (rechts, hier im Zweikampf mit dem Salchendorfer Ilias Houta) steht wegen eines Praktikums beim Bundesligisten FC Augsburg bis Winter nichr zur Verfügung.
Robin Wiesemann (rechts, hier im Zweikampf mit dem Salchendorfer Ilias Houta) steht wegen eines Praktikums beim Bundesligisten FC Augsburg bis Winter nichr zur Verfügung. © Rene Traut

23 Spieler umfasst der Kader – zumindest auf dem Papier. Von dieser Liste musste Trainer Dominic Solms jedoch zwei Kicker ebenso zwangsläufig wie widerwillig streichen. Und dabei handelt es sich auch noch um zwei absolute Stammspieler: Dustin Holzhauer hat sich zu einem Auslandssemester in der thailändischen Hauptstadt Bangkok entschieden und kehrt erst im Winter in den Fortuna-Kreis zurück.

Vorstellung der Teams

Bis zum Saisonstart am 6. September checken wir die sechs Siegerländer Bezirksligisten, die in der Saison 2019/20 in der Liga gespielt haben. Nächste Woche sind Eiserfeld und Niederschelden dran.

Die Aufsteiger SG Mudersbach/Brachbach und VfL Klafeld-Geisweid wurden von uns erst kürzlich im Rahmen der Aufsteiger-Serie vorgestellt.

Ein Verlust in ähnlicher Größenordnung ist Robin Wiesemann: Der zwölffache Torschütze der nach 19 Spielen abgebrochenen vorigen Saison absolviert ein Praktikum beim Bundesligisten FC Augsburg und wird ebenso erst im Winter zurückerwartet. „Das sind natürlich erhebliche Verluste, die uns sehr weh tun“, bedauert Dominic Solms, kann die Entscheidung des Duos, diese Chance beim Schopf zu packen, aber nachvollziehen.

Schließen wir Timo Dreisbach ein, der den Verein auch verlassen hat, gehen Fortuna Freudenberg insgesamt 24 Tore, die das Trio in der Vorsaison erzielte, verloren.

Die Neuen

Die Zahl der externen Neuzugänge ist überschaubar. Der namhafteste dürfte Daniel Schnittchen sein, der aus seiner Zeit beim 1. FC Kaan-Marienborn Westfalenliga-Erfahrung mitbringt und in den vergangenen Jahren zur Stamm-Elf des Liga-Konkurrenten SV Ottfingen gehörte. „Er passt sportlich wie menschlich zu uns“, so Dominic Solms, um nachzuschieben: „Aber auch solch ein routinierter Spieler muss sich einordnen, bekommt keine Sonderrolle.“

Dies trifft sicher auch auf Sebastian Braas zu. Der 34-Jährige, vormals Co-Trainer der Fortuna-Reserve, soll mit seiner Erfahrung (u.a. fünf Jahre Landesliga bei RW Hünsborn) die im Sturm entstandenen Lücken, schließen. „Das er dazu stößt, freut mich sehr“, so Solms. Ob Cev Devrim, vom SV Netphen gekommen, dabei bleibt, ist dagegen fraglich. Er ist sicherlich ein Wackelkandidat.

Daniel Schnittchen (links) kommt vom SV Ottfingen in die Wending.
Daniel Schnittchen (links) kommt vom SV Ottfingen in die Wending. © meinolf Wagner

Mit Roman Jende, Simon Langenbach, Henning Vehse und Tom Peter, der sogar noch ein Jahr in der U19 spielen könnte, wird Solms Kader um vier Nachwuchstalente aus dem eigenen „Stall“ bereichert. Das Quartett bringt Talent mit, „soll aber auch erkennen, wie groß der Unterschied zwischen Jugend- und Seniorenbereich ist“, sagt Solms.

Die Stärken

Ein Vorteil in einer zähen Saison könnte die schon jetzt gute körperliche Verfassung der insgesamt jungen Freudenberger Mannschaft sein. „Der Fitnesszustand ist bemerkenswert“, freut sich der Trainer, für den aber ein Aspekt ab September ebenso wichtig sein wird, wenn es darum geht, Spiele zu gewinnen: Der Teamgeist! Der war und wird stark ausgeprägt sein, weil in der Wending keine Extrawürste gebraten werden, jeder ein gleichberechtigter Teil des Ganzen ist – und damit ist auch der Chef an der Seitenlinie gemeint.

Die Schwächen

Es ist verständlich, dass Dominic Solms dazu wenig sagen möchte. Nur eines: „Wir müssen in den wichtigen Spielen ‘dreckiger’ sein und die Zweikämpfe gewinnen wollen.“ Diese Tugend vermisste der Coach in der vorigen Saison in einigen Partien gegen die Topteams der Liga.

Der Trainer

Mit 35 Jahren einer der jüngsten Trainer in der Bezirksliga 5: Dominic Solms.
Mit 35 Jahren einer der jüngsten Trainer in der Bezirksliga 5: Dominic Solms. © Reinhold Becher

Mit seinen 35 Jahren wird Dominic Solms erneut zu den jüngsten Trainern in der Staffel 5 gehören. Er geht in der HF-Arena in sein drittes Jahr als Cheftrainer, war zuvor „Co“ und davor langjähriger Spieler bei Fortuna Freudenberg. Mehr Identifikationsfigur geht kaum.

Das Saisonziel

An einer exakten Platzierung will Dominic Solms dies nicht festmachen wollen. Er formuliert es eher abstrakt: „Wir wollen uns stetig verbessern und nicht stehen bleiben.“ Man kann es so interpretieren: Nach Platz sechs in der Abbruchsaison 2019/2020 soll es jetzt Rang fünf werden. Mindestens.

Die Favoriten

Wer am Ende ganz oben stehen und den Aufstieg in die Landesliga bejubeln wird? Dominic Solms traut es mehreren Mannschaften zu, nennt den Olper Aufsteiger SV Rothemühle, den Kiersper SC, den SuS Niederschelden und – an erster Stelle – den SV Germania Salchendorf . Denn: „Die Germanen hätten es verdient, weil sie seit Jahren in der Spitze dabei sind. Irgendwann sollte sich solch eine Kontinuität auszahlen. Für meinen Trainerkollegen Thomas Scherzer jedenfalls würde es mich freuen.“

Unsere Prognose

Es wird von entscheidender Bedeutung sein, wie Fortuna Freudenberg durch die erste Phase der Saison ohne das Duo Holzhauer/Wiesemann kommt und zudem den Verlust von Timo Dreisbach verkraftet.

Eine Bestätigung des sechsten Platzes aus der Vorsaison in einer nominell stärkeren, aber fußballerisch vielleicht nicht unbedingt besseren Bezirksliga 5 als in der Vorsaison ist nicht unrealistisch.