Bad Berleburg. Der VfL Bad Berleburg geht in die vierte Landesliga-Spielzeit. Der dünne Kader ist eine der „Großbaustelle“ am heimischen Stöppel.
Die erste gewichtige Entscheidung in der allmählich anlaufenden Saison 2020/21 fällt beim VfL Bad Berleburg bereits am Wochenende. Während des dreitägigen Trainingslagers am „Stöppel“ wählt das Team des Fußball-Landesligisten seinen neuen Mannschaftskapitän.
„Bei uns wird der Kapitän nicht bestimmt“, erklärt der „Titelverteidiger“, der bisherige Amtsinhaber und Torwart Christian Badura, „wir wählen“ Die Auswahl des Spielführers dürfte beim Tabellen-Vorletzten im Quotienten-Klassement der wegen der Coronavirus-Krise abgebrochenen Saison 20019/20 derzeit jedoch nicht die größte Sorge sein. Wie läuft es weiter am „Stöppel“ nach der schwierigen vergangenen Spielzeit mit der mageren Ausbeute von lediglich 4 Siegen aus 17 Spielen?
Trainer Martin Uvira, 2017 zum damals frisch wieder in die Landesliga aufgestiegenen VfL gekommen, sagt denn auch freimütig über sein viertes Jahr an der Seitenlinie in Bad Berleburg: „Das ist meine schwierigste Saison hier.“
Abgänge wiegen schwer
Sieben Spieler haben den ohnehin dünn besetzten Kader verlassen, darunter Stammkräfte wie Benedikt Schneider (FC Ederbergland), Alexander Krowarz (SV Feudingen), Torben Birkelbach (SF Edertal) und Ahmad Ibrahim (TuS Erndtebrück). Lediglich vier neue Spieler hat Bad Berleburg verpflichten können: Maximilian Bosch (19/SG Laasphe/Niederlaasphe), Steven Lichy (28/zurück vom SV Schameder), Christopher Klinker (zurück aus Australien) und Drancy Muadi-Ngonge (25/FC Ederbergland). Gerade 17 Spieler und ein Torwart gehören zum Team, hat Kapitän Badura durchgezählt. Überdies haben sich Klinker und Muadi-Ngonge verletzt; Kai-Phillip Dengler muss wohl an der Hüfte operiert werden – keine guten Vorzeichen, um in der Landesliga zu bestehen.
„Gerade aus dem Olper Raum ist zu hören, dass wir der erste Absteiger sind“, ist Badura zu Ohren gekommen. Das weiß auch Uvira. Und der Trainer hegt wie Badura die Hoffnung. „Vielleicht ist es eine kleine Chance für uns, dass wir für die anderen der Abstiegs-Kandidat Nummer eins sind.“ Überdies hofft Uvira, dass seine Mannschaft nach der verkorksten Saison unbelastet aufspielen kann. In der vergangenen Spielzeit waberte scheinbar über jeder Aktion der im Jahr zuvor in der Rückrunde furios herausgespielte fünfte Tabellenplatz.
Und so geht Bad Berleburg mit offenen Augen und Geduld in die neue Saison. „Ich habe keine Bange“, betont Jürgen Klinkert. Der stellvertretende Abteilungsleiter hat nach dem Abschied von Holger Lerch zum Oberligisten TuS Erndtebrück dessen Job als Sportlicher Leiter kommissarisch übernommen. „Ich bin eher Realist“, sagt er, „wir haben eine Chance auf den Klassenverbleib, wenn wir keine großen Verletzungsprobleme bekommen.“ Je nachdem, wie die Saison laufe, kündigt Klinkert an, wolle man sich im Winter nach weiteren Neuverpflichtung umschauen.
Vertrauen in den Trainer
Klinkert wiederum hat großes Vertrauen in Coach Uvira: „Martin ist ein sehr guter Trainer; er hat einen guten Draht zur Mannschaft.“ Apropos Vertrauensverhältnis: Bevor der inzwischen 39 Jahre alte Badura im Winter für ein weiteres Jahr, sein fünftes, beim VfL verlängerte, holte er sich die Zusage von Uvira ein, dass auch der in Bad Berleburg bleibt. Schon vor Jahresfrist hatte Uvira junge Spieler, wie Marc Uvira (inzwischen 18), Alex Koch (19), Hannes Schneider (20) oder Vadim Hafner (18) verpflichtet. Aus Überzeugung, wie Uvira betont: „Ich arbeite gerne mit jungen Leuten.“
Aber auch aus purer Notwendigkeit, wie er erklärt, denn für viele Spieler sei der Weg aus dem Siegerland nach Bad Berleburg zu aufwendig. „Den Luxus, Spieler für viel Geld zu holen, haben wir nicht.“ Nun ist Maximilian Bosch neu ins Team gekommen, ist auch erst 19 Jahre alt. Der junge Mann hat alle Testspiele mitgemacht und, wie Uvira anerkennt, dabei „gute Leistungen gezeigt“. Der Match-Plan des Übungsleiters für die Saison reift: Gemeinsam mit den jungen Kräften sollen Routiniers wie Yannik Lückel (28) und Christopher Geisler (28) den Abstieg verhindern. Übrigens, kurz vor dem Trainingslager am Wochenende betont Badura: „Ich reiße mich nicht um die Kapitänsbinde.“ Er sei auch damit einverstanden, wenn ein Mitspieler das Amt übernehmen würde. Ein möglicher Kandidat aus seiner Sicht: Yannik Lückel, ohnehin schon jetzt rund um die VfL-Equipe in allen Belangen eifrig engagiert. Der Angreifer ist schließlich nicht nur Vize-Kapitän und regelmäßiger Torschütze, sondern auch Kassenwart – und vor allem Getränkewart.