Ahi Bienvenu Niyonsenga hat privat und sportlich eine schwere Zeit durchgemacht. Der VfL Klafeld-Geisweid hilft ihm beim Meistern der Krise.
Geisweid/Kreuztal. „Bienvenu“, so lautet der französische Willkommensgruß. Und Bienvenu ist auch der Familienname des talentierten Mittelfeldspielers beim frischgebackenen Fußball-Bezirksliga-Aufsteiger VfL 08 Klafeld-Geisweid der sich nach langer Verletzungspause wieder auf dem Wege der Genesung befindet. Der VfL hat Ahimana Bienvenu Niyonsenga, so sein vollständiger Name, dabei mit einer großzügigen Spende im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine geholfen.
Talentierter Spieler
Ahi ist ein gutes Beispiel für eine hervorragend gelungene Integration in Deutschland. Wir trafen jetzt in Kreuztal auch den Vater des 22-jährigen Kicker aus Ruanda, der im Kredenbacher Krankenhaus geboren wurde. Vor drei Jahren hat Vater Alphonse seine Frau und Ahi seine Mutter durch plötzlichen Tod verloren. Gemeinsam haben sie bisher dieses Schicksal gemeistert.
Große Unterstützung erfährt Ahi Bienvenu nahezu täglich „auf’m Platz“ durch den stellvertretenden VfL-Vorsitzende Torsten Kieffer, der sich gemeinsam mit Vorstand, Förderkreis, dem Trainerteam sowie den Spielerräten der ersten und zweiten Mannschaft in den vergangenen Monaten ebenso kontinuierlich wie nachhaltig um das Wohlergehen des hochtalentierten Mittelfeldspielers bemüht hat und immer noch bemüht.
Noch kein Mannschaftstraining
Ahi Bienvenu ist Student, der neben seiner ruandischen Heimatsprache fließend englisch und französisch spricht. Und so konnten wir uns denn auch sehr gut in der französischen Sprache über seine akademischen Schwerpunktfächer Geschichte und Mathematik unterhalten. Neben diesem fachbezogenen Studium hat sich Ahi Bienvenu seit seinem Sportunfall intensiv mit Fragen des Gesundheitssports und der sportlichen Rehabilitation befasst, wie er uns recht anschaulich an Hand verschiedener Übungen ganz praktisch erklären konnte.
Inzwischen hat er sogar eine neue Ausbildung angetreten, wie sein Vater berichtete. Gleichwohl betreibt Ahi Bienvenu täglich fast automatisch weiterhin seine krankengymnastische Übungen, die er zu einem großen Teil gemeinsam mit VfL-Cheftrainer Steffen Öhm entwickelt hat.
Zeichen der Solidarität
Im Oktober 2019 überreichte die SG Hickengrund, damals noch Gegner des VfL Klafeld-Geisweid in der A-Liga, dem schwer verletzten Ahimana Bienvenu Niyonsenga ein „Flachgeschenk“ und beste Genesungswünsche. Der Spieler reagierte sehr gerührt.
Am Mannschaftstraining kann er freilich auch zehn Monate nach seiner schweren Verletzung, einem komplizierten Schien- und Wadenbeinbruch, noch nicht teilnehmen. „Aber ich denke, dass ich beim Beginn der Meisterschaftsrunde im September wieder dabei sein kann“, so Ahi Bienvenu voller Optimismus und ergänzt voller Zuversicht: „Ich freue mich jedenfalls auf die Bezirksliga.“
Diplomat in drei Ländern
Auch Vater Alphonse ist stolz auf die menschliche und sportliche Integration in Deutschland. Er selbst, früher nach seinem Diplomatie-Studium in Ruanda Botschafter seines Landes in den Ländern Kongo, Kamerun und Burundi, fühlt sich in Deutschland offensichtlich „gut aufgehoben“, insbesondere wohl, weil er auch die Sprache des Landes spricht. Gleichwohl hat Corona den Vater von Ahi arbeitslos gemacht.
Heimat gefunden
Von einer Benachteiligung der farbigen Bevölkerung spricht Alphonse jedenfalls nicht. Seinem strahlenden Gesicht merkt man zudem an, dass er und sein Sohn in Deutschland ihre Heimat gefunden haben und hier „angekommen“ sind, der Sohn freilich etwas mehr als der Vater.
Gleichwohl wissen beide, dass sie nach wie vor Menschen wie die in der Fußballfamilie des VfL 08 Klafeld-Geisweid brauchen, wenn sie hierzulande auch beruflich weiterkommen wollen.
Der Fußball ist da zumindest für Ahi Bienvenu eine große Hilfe.