Siegen. In der Reise durch die Siegerländer Freizeitsport-Landschaft befassen wir uns heute mit Minigolf - genauer: mit der Anlage an der Siegener Alche.

„Wir sind einfach nur froh, dass wir wieder öffnen konnten“, sagt Heike Becher. Sie ist Geschäftsführerin der „Minigolf-Arena Siegen“ an der Alche in Siegen. Das Virus sorgt ab März auch hier für eine Schließung. Inzwischen darf wieder gespielt werden, wie überall mit Einschränkungen, Hygienekonzept und - natürlich - Abstand halten.

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In diesem Falle heißt das dann auch schon einmal, etwas länger warten, bis es zur nächsten Bahn geht. Aber das sei machbar und für die Gäste auch kein Problem, versichert Heike Becher. „Minigolf haben wir eigentlich immer gespielt“, erzählt sie, wenn sie auf die Hintergründe des Familienunternehmens angesprochen wird. Viele Jahre war das tatsächlich ein reines Hobby, spielten die Bechers in der Freizeit oder im Urlaub auf den klassischen Anlagen, wie unzählige andere Menschen in Deutschland und den Nachbarländern auch.

Frisch aus Dänemark

„Dann sind wir in Dänemark gewesen“, schmunzelt die Frau aus Kreuztal in der Erinnerung. Danach war alles anders. Auch dort im Norden kam die Lust auf Minigolf. Familie Becher spielte dort aber erstmals auf eine Weise, die neu war. Es war keine der üblichen Anlagen, mit Betonbahnen, Loopings, dem Auffangnetz und all jenen Bestandteilen, die irgendwie jeder schon einmal gesehen und erlebt hat.

Stolz auf gelungene Anlage: Heike Becher, die Gechäftsführerin.
Stolz auf gelungene Anlage: Heike Becher, die Gechäftsführerin. © Michael Kunz, Siegen | Michael Kunz

Dort gab es Kunstrasen, individuelle Bahnverläufe, Wasserfall, Teiche und Fontänen. „Anders, besser, schöner als die standardisierten Betonbahnen“, berichtet Heike Becher und beschreibt damit zugleich, was die spielwilligen Gäste heute auch in Siegen vorfinden.

Neues Konzept

Gut fünf Jahre ist das her. Der nächste Schritt für Stephan und Heike Becher war nun, die Idee für eine solche Anlage in ihrer Heimat umzusetzen. Passenderweise wurde zu dieser Zeit ein neuer Pächter für den Standort „An der Alche“ gesucht, der bereits einige Zeit brach lag. Mit sichtlich in die Jahre gekommenen Bahnen. Aber den Eheleuten war ohnehin an einem völlig neuen Konzept gelegen, mit dem sie nun bei der Bewerbung um die Pachtnachfolge auch Gehör fanden.

Das weitere Problem: Wie baue ich eine Anlage nach Vorbild jener in Dänemark? Die ambitionierten Neu-Unternehmer wählten den einfachsten, zugleich aber auch komplexesten Weg. Sie kontaktierten die US-Firma „Harris Miniature Golf“, die „auf mehr als 50 Jahre Erfahrung beim Bau von mittlerweile über 600 Anlagen vor allem in den USA zurückgreifen kann“.

Eröffnung vor vier Jahren

Es gebe mittlerweile auch noch ein paar andere Anbieter mit ähnlichen Konzepten, nickt Heike Becher. Aber sie wollten eine besonders schöne und dann auch vom Besten, vom Marktführer.

Sie haben sie bekommen. Die „erste Anlage dieser Art in Deutschland“ wurde nach diversen Mails und Telefonaten am 30. Juli 2016 - also heute genau auf den Tag vor vier Jahren - in Siegen eröffnet.

Gepflegtes Ambiente ist Trumpf - und dazu die immergrünen Bahnen.
Gepflegtes Ambiente ist Trumpf - und dazu die immergrünen Bahnen. © Michael Kunz, Siegen | Michael Kunz

Zunächst aber musste mal ein Entwurf für das Gelände her, der schließlich von Stephan Becher mit Bauleiter Peter Neweschall und Team in wenigen Monaten umgesetzt wurde. Nach der feierlichen Eröffnung mit einem Turnier haben die Siegerländer - und nicht nur die - das für Deutschland noch immer neue Konzept mehr und mehr angenommen und kommen seit der Wiedereröffnung auch wieder regelmäßig, um die Schläger zu schwingen.

Unterstützt wird die Familie von Anfang an durch Studierende, die sich als Aufsichtspersonen ein Zubrot verdienen: „Wenn uns einer verlässt, besorgt er meistens schon selbst einen Nachfolger.“

Teiche und Fontänen

Gespielt wird hier auf Kunstrasen, jede Bahn ist individuell, und die Spieler haben es mit Gefällen auf den Grüns zu tun. Selbst Bunker gibt es, wie auf einem „richtigen“ Golfplatz. „Und das alles vor spektakulärer Kulisse mit Wasserfall, Teichen und Fontänen“, lächelt die Geschäftsführerin. Die auch gleich darauf verweist, dass die strahlend blaue Farbe des Wassers völlig ungefährlich sei.

Das Nass wird übrigens ins Spiel einbezogen. Wobei aber niemand nasse Füße fürchten oder gar tauchen muss. Was es nicht gibt, sind die eingangs erwähnten Gimmicks, wie eben Looping oder Netz.

Genau das wird bei unserem Besuch an diesem Montag im Juli von einem Spieler auch moniert, der mit seiner Familie offensichtlich das erste Mal den Weg in die „Minigolf Arena Siegen“ gefunden hat. „Zu leicht“ findet er die 18 Bahnen aufgrund des Fehlens der „üblichen“ Geschicklichkeitsaufgaben.

Niedriger Frustfaktor

Heike Becher erklärt ihm das Konzept, das ganz bewusst für Familien mit Kindern ausgerichtet sei, die aus ihrer eigenen Erfahrung oft Probleme mit den klassischen Bahnen hätten. Der Frustfaktor solle niedrig gehalten werden, die Gäste gern wiederkommen. Und mit den genannten Gefällen oder Bunkern seien die Bahnen aus ihrer Sicht auch gar nicht so leicht für jeden zu spielen.

Zum Gesamtangebot gehören zum Beispiel auch Geburtstagsfeiern. Die ersten neun Bahnen sind bewusst so angelegt, dass sie bequem von Rollstuhlfahrern angesteuert und gespielt werden können. Die dann auch nur den halben Eintritt zahlen müssen.

Turnier verschoben

Erstmals seit der Eröffnung hatten die Bechers für diesen Sommer ein Turnier geplant. Das wurde nun, wie so vieles andere, auf den Sommer 2021 verschoben.