Banfe/Hesselbach/Dotzlar/Sassenhausen. Die Bildung der JSG Banfe/Oberes Banfetal/Dotzlar/Sassenhausen ist auf den ersten Blick nicht logisch, auf den zweiten schon.

Daran, dass im Jugendfußball ohne Spielgemeinschaften nicht mehr viel geht, haben sich Vereine und Eltern seit etlichen Jahren gewöhnt. Der Entwicklung trägt inzwischen selbst der Verband Rechnung, der JSG’s jetzt auch auf Bezirksebene zulässt. Mit nachlassenden Spielerzahlen nimmt in Wittgenstein die Größe der Kooperationen weiter zu – was sowohl räumlich als auch bei der Zahl der beteiligten Vereine gilt.

Ein Extremfall: In der C-Jugend geht zur neuen Saison eine JSG Banfe/Oberes Banfetal/Dotzlar/Sassenhausen an den Start. Eine ungewöhnliche Allianz, die zustande kommt, weil beide Seiten zu wenig Spieler haben. Das Team von Dotzlar/Sassenhausen des Vorjahres, Fünfter in der Kreisliga A, ist regelrecht auseinandergefallen, von 19 Spielern sind nur noch drei übrig. „Die Spieler waren so stark, dass da Begehrlichkeiten geweckt wurden“, berichtet Dotzlars Ulf Leihe, dass sich sechs Spieler dem FC Ederbergland angeschlossen haben. Leihe nimmt es sportlich: „Wenn die sich weiterentwickeln wollen, sollen sie es gerne tun. So ist es eben im Fußball, damit können wir leben.“

20 bis 25 Minuten einfache Fahrzeit

Frustrierend war jedoch, was daraus folgte: Von 13 Verbliebenen hörten einige auf. Andere, die vorher aus anderen Orten der Sogwirkung des starken Teams gefolgt waren, kehrten zu ihren Heimvereinen zurück. Aufgestockt wird das Team, nun unter Trainer Christopher Grau, aus eigenen der D-Jugend und eben aus dem Banfetal.

Vorerst ist alles für ein Jahr geplant. Innerhalb dieser JSG sind für die Anreise zum Training, das Lahntal kreuzend, im besten Fall (Strecke Sassenhausen-Banfe) 15 Kilometer bzw. 20 Minuten nötig, aber auch mal 20 Kilometer bzw. 25 Minuten (Dotzlar-Hesselbach). Für die jugendlichen Spieler und deren Betreuer ist es ein gewaltiger Aufwand für ihr Hobby, der zweimal wöchentlich und zusätzlich bei den Spielen fällig wird. In der Kreisliga wohlgemerkt.

„Die Fahrerei ist aber kein Problem. Wir haben es bis jetzt immer so hinbekommen, dass wir den Jugendbus nutzen konnten. Es muss nicht jeder einzeln fahren“, gibt Carsten Roth, Jugendleiter der JSG Banfe/Banfetal, Einblick in die Abläufe. Neu ist die Jugendspielgemeinschaft mit Dotzlar und Sassenhausen nämlich nur dem offiziellen Meldenamen nach – über die Regelung des Zweitspielrecht waren die Banfetaler D-Jugendlichen schon in der Vorsaison mit den „Eisensteinern“ vereint.

Überhaupt verfügen der VfB Banfe und der SV Oberes Banfetal, die nicht immer genügend Spieler für ein eigenes Team haben, über viel Erfahrung in der Organisation von Spielgemeinschaften. Ihnen fehlt im Vergleich zu den meisten anderen Vereinen ein fester Partner im Nachwuchsbereich.

Von Hesselbach nach Aue zum Training

2013 bis 2016 bildeten die Clubs eine Einheit mit den hessischen Clubs Breidenstein und Wiesenbach, was geographisch besonders für den SVO naheliegend war.

„Wir wollten da ein Modell für die Zukunft schaffen, aber am Ende hat es nicht mehr funktioniert. Eine JSG lebt davon, dass alle Vereine mitarbeiten. Das war nicht mehr gegeben, weil in Hessen Betreuer fehlten“, blickt Roth zurück. Ein Anschluss an den neu gegründeten, in einem Verein institutionalisierten JFV Hinterland war kein ernsthaftes Thema – für jeden Spieler wäre eine weitere Mitgliedschaft nötig gewesen.

In der abgelaufenen Saison spielten einige C-Junioren aus dem Banfetal, ebenfalls per Zweitspielrecht, sogar bei der JSG Aue/Birkelbach mit. „Das hat auch sehr gut geklappt, die Jungs haben sich prima verstanden. Aber man muss realistisch sein, das geht nicht auf Dauer“, verweist Roth auf im Extremfall (Aue-Hesselbach) 32 Kilometer Anfahrt, was 40 Minuten Fahrt für eine Strecke bedeuten kann.

Doch warum überspringt man das Lahntal? Warum nicht ein Team mit Feudingen, Laasphe, Niederlaasphe und Puderbach, zumal es mit Feudingen in nicht zu ferner Vergangenheit, bis 2013, bereits eine fruchtbare Kooperation gab? „Es gab Gespräche in diese Richtung. Wir haben an einem Tisch gesessen, es sah gut aus“, verrät Roth. Aber: Das Modell stieß bei so vielen Eltern und Jugendlichen auf Ablehnung, dass der Vorstand dies nicht habe ignorieren können. Roth: „Wir haben festgestellt, dass es doch noch alte Zöpfe gibt, die der Sache im Wege stehen. Einige gesagt: ,Nein, mit denen aus Laasphe wollen wir nicht.’“

Zumindest in der A-Jugend, wo sie allerdings aktuell nur vier Spieler stellt, ist die JSG Banfe/Banfetal nun aber doch mit der „JSG Lahntal“ in einer Mannschaft.