Siegen-Wittgenstein. Siegen-Wittgenstein: Unsere Zeitung kürt die zehn größten „Fußball-Shootingstars“ der Saison 2019/20. Fünf Wittgensteiner Talente vertreten.
Seit 2003 vergibt die Italienische Sportzeitung Tuttosport, in Verbindung mit zahlreichen europäischen Journalisten den „Golden Boy Award“ für den besten U21-Fußballspieler der abgelaufenen Saison. Lionel Messi, Kylian Mbappé, Mario Götze und viele andere potenzielle Superstars erhielten diese besondere Trophäe in ihrem Fußballerleben.
Auch im Kreis Siegen-Wittgenstein kicken eine ganze Reihe hoffnungsvolle Talente, die in dieser Saison den Durchbruch bei ihrem jeweiligen Verein schafften und sich den Titel „Shootingstar des Jahres“ verdient haben. Der Überblick:
1
Jacob Pistor: Es ist der 15. September 2019, der Jacob Pistor von den Sportfreunden Siegen wohl immer im Gedächtnis bleiben wird. Der damals 20-Jährige knipst vor 1400 Zuschauern seine Sportfreunde per Hattrick zum 3:1-Derbysieg gegen den FC Kaan-Marienborn und lässt sich im Anschluss an die Partie von den mitgereisten Fans bejubeln. Nach seinem ersten Jahr beim SFS, das er aufgrund einer Knieverletzung nicht wirklich genießen konnte, geht sein Stern in diesem Jahr vollends auf. 16 Spiele, neun Tore und drei Assist hat Pistor bis zum Corona-Abbruch auf dem Konto und besonders zwischen Oktober und Dezember 2019 war der Jungspund im Sturm der Sportfreunde kaum zu stoppen, wenngleich sein Verein mit Tabellenrang 14 sicher nicht zufrieden sein dürfte. „Aufgrund seines jungen Alters hat Jacob noch ein enormes Entwicklungspotenzial. Sein Feuer und seine Ausstrahlung sind in jedem Training und Spiel spürbar“, lobte schon sein Förderer Dominik Dapprich, der als Trainer der Siegener im Oktober 2019 seinen Hut nehmen musste.
2
Tobias Filipzik: Gefühlt ist Tobias Filipzik schon seit langer Zeit Teil der ersten Mannschaft der Sportfreunde Siegen, doch der erst 21-jährige, gebürtige Feudinger beackert eigentlich erst seit drei Jahren die gegnerischen Stürmer der Oberliga Westfalen. „Tobi hat bewiesen, dass er für die Mannschaft wichtig ist – und zwar nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben“, urteilte jüngst sein neuer Cheftrainer Tobias Cramer über den Innenverteidiger, der folgerichtig seinen Vertrag beim Traditionsverein bis 2022 verlängert hat. In der abgebrochenen Spielzeit fraß Filipzik in gewohnter Art und Weise Minuten am Fließband, verpasste in seinen 15 Einsätzen nicht eine einzige Sekunde auf dem Feld. Mit seinen jungen Jahren hat der Wittgensteiner, der bereits in der C-Jugend den Weg zu den Sportfreunden Siegen fand, nun schon satte 53 Oberligaeinsätze auf seinem Konto und wird diese Marke in den kommenden Jahren sicherlich ausbauen.
3
Murat-Kaan Yazar: Es war kein leichtes Jahr für den TuS Erndtebrück in der Oberliga, umso schwerer ist es dort als junger Spieler Fuß zu fassen und im Abstiegskampf Akzente zu setzen. Neben Manfredas Ruzgis, der sich mittlerweile in die Luxemburgische erste Liga verabschiedet hat, bestach Murat-Kaan Yazar
in der Sturmspitze der Pulverwäldler. Der 20-Jährige Hilchenbacher, der 2017 in die Jugend des TuS wechselte, zeichnete sich in dieser Saison für immerhin fünf der insgesamt nur 26 Tore der Erndtebrücker verantwortlich und hinterlässt damit bleibenden Eindruck beim mittlerweile abgedankten Trainer Michael Müller. „Von unseren jungen Spielern ist Murat sicher herausgestochen in der letzten Saison. Er ist sehr talentiert und wird seinen Weg auf jeden Fall gehen. Fünf Tore in diesem Alter sind in der Spielklasse schon sehr gut, weil er aber auch kaum eine Chance liegen lässt. Auch mit dem Rücken zum Tor macht er die Bälle stark fest und bewegt sich hervorragend zwischen den Ketten.“
4
Stefano Fragapane: Während der TuS Erndtebrück und die Sportfreunde Siegen ihren sportlichen Zielen ein wenig hinterherliefen, drohte dies auch dem Regionalliga-Absteiger Kaan Marienborn. Zur Hinrunde belegte man nur den 13. Rang, trudelte am Ende immerhin noch als neunter durchs „Ziel“. Auffällig zeigte sich in den Spielen des 1. FC der junge Rechtsverteidiger Stefano Fragapane. Der 20-jährige Italiener absolvierte 16 Spiele von Beginn an und besonders vor und nach Weihnachten war ihm der Stammplatz in der Käner Abwehrreihe nicht mehr zu nehmen – dementsprechend hatte er auch maßgeblichen Anteil daran, dass zuletzt Aufbruchstimmung in der Herkules-Arena im Breitenbachtal herrschte. Nach nur einer Spielzeit im Siegerland verabschiedet sich der, bei Leverkusen ausgebildete, Jungspund allerdings schon wieder in Richtung Bergisch Gladbach (Regionalliga).
5
Marc Uvira: Auch beim VfL Bad Berleburg lief in der Landesliga wenig zusammen. In akuter Abstiegsnot rettete der Corona-Abbruch die Stöppel-Elf vor einem möglichen Abstieg. Dennoch tat sich der gerade erst 18-jährige Innenverteidiger Marc Uvira hervor, der, eigentlich noch Jugendspieler, 17 Ligaspiele von Beginn an absolvierte und in der Innenverteidigung seinen Stammplatz inne hatte, nachdem er vom VfL Bochum über Darmstadt und Siegen seinen Weg nach Wittgenstein fand.
6
Are Wolzenburg: „Er hat Eigenschaften, die man heutzutage oftmals vergeblich sucht“, so schwärmt Carsten Roth, Trainer der Sportfreunde Birkelbach über Are Wolzenburg. Der 19-Jährige, der normalweise noch A-Jugend hätte spielen dürfe, sei ein aufopferungsvoller Fußballer mit Charakterstärke, der sich für keine Aufgabe zu schade sei und deshalb einer der wenigen Lichtblicke der letztjährigen Birkelbacher Mannschaft war. Fünf Tore und drei Vorlagen brachte der offensive Mittelfeldspieler aufs Papier, doch der eigentliche Wert von Wolzenburg sei ohnehin nicht an den reinen Zahlen zu messen, wenn es nach seinem Coach geht. „Wir haben ihn in unserer schwierigen Situation ins kalte Wasser geschmissen und er hat sich von Anfang an nicht versteckt. Trotz seines Alters ist er schon jetzt ein Leader und ein unglaublich wichtiger Baustein für die neue Spielzeit bei uns.“
7
Jan-Michael Moses: Aufstieg mit dem Jugendclub, Stammspieler und die zweitmeisten Vorlagen der Liga – das Jahr von Jan-Michael Moses vom TSV Weißtal ließt sich wie ein kleines Märchen. Der 21-jährige Linksaußen hatte mit seiner Spielweise in seinem zweiten Seniorenjahr maßgeblichen Anteil an der Herbstmeisterschaft der Gernsdorfer, die deshalb den Sprung in die Landesliga packten. Auffällig bei Moses: der absolute Offensivdrang. Bei Angriffen seiner Weißtaler steht der Außenstürmer fast auf höhe der vordersten Sturmreihe und bringt mit seinen scharfen Hereingaben die Abwehrreihen der Gegner ordentlich ins Schwitzen. „Jan hat noch richtig viel Potenzial und ich bin gespannt, wie seine weitere Entwicklung aussehen wird. Aus ihm können wir noch richtig was rauskitzeln“, ist auch Konstantin Volz, Trainer des TSV, voll des Lobes für seinen Außenstürmer.
8
Alexander Kiel: Im Schatten der Bezirksliga-Aufsteiger aus Geisweid und Mudersbach verpasste die SG Siegen-Giersberg die Saisonkrönung nur aufgrund des Punktekoeffizienten. Nichtsdestotrotz hat die Elf vom Sender eine starke Saison gespielt. Dies tat auch Alexander Kiel, der sich deshalb die Nominierung in dieser Liste redlich verdient hat. Der 20-Jährige, der schon in der Jugend für die Giersberger kickte, steuerte zum Fast-Aufstieg sieben Tore und fünf Vorlagen bei. Im Schatten von Torjäger Stefan Feldmann (32), der mit 15 Toren bester SG-Torschütze war und Yakup Sevinc (37), der im Mittelfeld gleich neun Vorlagen beisteuerte, zog Kiel die Fäden im Siegener Mittelfeld – und das meist über die komplette Spielzeit. Allein die Tatsache, dass man Meister Mudersbach/Brachbach schlug und Vize Klarfeld/Geisweid ein Unentschieden abtrotzte zeigt, dass mit der SG und mit Kiel im nächsten Jahr wieder zu rechnen sein wird.
9
Marc Koch: Anlaufschwierigkeiten hatte der 22-jährige Marc Koch vom TSV Aue-Wingeshausen in neuer
Umgebung offensichtlich nicht. Nach dem Aufstieg in die B-Kreisliga hatte der Mittelstürmer das Visier direkt scharfgestellt. In 19 Spielen knipste er ganze 16 Mal und legte sogar noch zwei Treffer auf. Am Ende stand ein vierter Tabellenrang in der Aufstiegssaison des TSV zu Buche. „Er ist ein super Typ, Charakterlich überragend und zeigt bei jedem Training, dass er sich verbessern will. Mit seinem ausgeprägten Torriecher hat er definitiv das Potenzial irgendwann mal einer der besten Spieler Wittgensteins zu werden“, freut sich Trainer Torben Belz über die Entwicklung seines Schützlings.
10
Tim Lukas Dickel: Ruhig, unaufgeregt und abgeklärt steht Tim Lukas Dickel in seiner Premierensaison in der Abwehrreihe der Sportfreunde Edertal seinen Mann. Der Jugendspieler, der zuvor beim FC Ederbergland lernte ehe er zurück zum Heimatverein wechselte, strahlt trotz seiner erst 20 Jahren eine unheimliche Gelassenheit aus und agiert teilweise wie ein abgezockter alter Fußballhase, wenn er sich geschickt in den Zweikampf begibt – sicherlich die Entdeckung der Saison bei den Sportfreunden.
„Für sein Alter ist er schon sehr reif, auch was seine Antizipation und Zweikampfführung angeht. Er spielt ja kaum einen einzigen Fehlpass, ist immer Herr der Lage und wirkt einfach unheimlich ruhig. Ich hoffe wir haben noch lange Spaß an ihm“, erklärt Edertals Sportlicher Leiter Sven Schneider.
Neben seinem einzigen Treffer ist Dickel zudem der Spieler mit den meisten Einsatzminuten der Edertaler.