Erndtebrück. Andreas Schröder bietet reisenden Radlern auf der Plattform Warmshowers.org sein Gästezimmer an. Auf eigenen Reisen nutzt er das Angebot selbst.
Andreas Schröder nimmt Radler in seinem Gästezimmer in Erndtebrück auf. Die Kontakte kommen über „Warmshowers“ – einer Internet-Plattform für und von Fahrradfahrern – zustande. Der 35-Jährige hat auf seiner Reise durch die USA im vergangenen Jahr selbst in Unterkünften der Organisation übernachtet. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht er über den Anbieter, der warme Duschen verspricht, seine Gäste und seine eigenen Erfahrungen im Ausland.
Herr Schröder, was genau ist eigentlich Warmshowers?
Andreas Schröder: Bei Warmshowers bekommen Radler umsonst eine Übernachtungsmöglichkeit inklusive Verpflegung. Auch ihre Sachen können sie dort waschen. Erst schreibt man die Gastgeber an, um zu fragen, ob die Unterkunft zur Verfügung steht. Meistens sollte man das ein bis drei Tage vor der Übernachtung machen. Umso früher, umso besser. Danach bekommt man eine Unterkunft.
Wenn die Übernachtungsmöglichkeit kostenlos ist, warum bieten Sie dann ihr Gästezimmer überhaupt bei Warmshowers an?
Ich gebe den Leuten etwas, aber ich bekomme ja auch etwas zurück. Wenn ich wieder auf Reisen gehe, egal ob in Deutschland oder in anderen Ländern, kann ich auch eine Warmshowers-Unterkunft nutzen. Ich habe mit den Leuten in Amerika gesprochen und die haben auch gesagt, dass sie im Jahr drei bis vier Gäste dahaben. Und das zeigt sich auch bei mir.
Drei bis vier Gäste sind bei Ihnen normalerweise im Jahr zu Gast?
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Wenn wir jetzt die Corona-Ausnahmesituation der vergangenen Monate einmal ausblenden… Es kann natürlich auch mehr sein. Aber das ist der Durchschnitt. Letztes Jahr waren es drei Buchungen. Würde es Überhand nehmen, würde ich mir überlegen, wann ich es anbiete und ob ich es einschränke. Normalerweise habe ich alle zwei, drei Monate mal jemanden da, dann ist das keine Belastung. Wegen Corona haben leider zwei Radfahrerinnen abgesagt.
Muss man sich registrieren, um bei Warmshowers mitzumachen?
Ja, muss man. Und da werden recht viele Fragen gestellt. Zum Beispiel, warum man das macht. Man soll sich auch ein bisschen selbst beschreiben.
Was biete ich als Gastgeber alles an und welche Möglichkeiten habe ich Zuhause zwecks Fahrrad-Reparatur?
Ich soll auch sagen, welche umliegenden Geschäfte es gibt, wo man eventuell Fahrradzubehör kaufen kann. Bislang wurde aber nur die Fahrradkette bei mir gereinigt. Aber ich könnte das Rad hier komplett zerpflücken, dafür habe ich alles da.
Wenn jetzt Gäste kommen, die sich gar nicht mit der Reparatur von Fahrrädern auskennen, könnten Sie denen auch helfen?
Ja, ich kann einfach alles (lacht). Ich habe alle Sonderwerkzeuge da. Alles, was man sich vorstellen kann. Ich selbst fahre viel Fahrrad. Ich kann die Räder nicht zum Händler bringen, weil ich nicht zwei Wochen aufs Rad verzichten kann. Mein Fahrrad ist quasi auch mein Auto, weil ich damit normalerweise immer zur Arbeit fahre. Für Freunde und Familie repariere ich auch die Fahrräder
Kann man nur Mitglied von Warmshowers werden, wenn man damit selbst Reisen macht?
In Amerika hatte ich zwei bis drei Gastgeber, die sind selbst nicht gefahren. Aber sie haben eine Unterkunft angeboten. Das kann man also auch machen, man muss gar nicht fahren. Es wird mit großer Sicherheit auch Radfahrer geben, die selbst keine Unterkunft zur Verfügung stellen und die Plattform nur nutzen. Generell hat man am Ende dann die Möglichkeit, zu kommentieren, wie es in der Unterkunft war.
Was macht Warmshowers besser als zum Beispiel Airbnb?
Das Ganze ist frei und kostenlos. Man muss sich um nichts kümmern. Ich wurde, wenn ich mit Warmshowers unterwegs war, von den Gastgebern am Morgen vollgepumpt mit Nahrungsmitteln. So musste ich quasi nichts mitnehmen. Das war alles mit dabei. Natürlich ist das jedem Anbieter selbst überlassen, was man den Gästen mit auf den Weg gibt. Wir versorgen unsere Gäste morgens zum Beispiel mit Powerriegeln.
Warum fahren die Leute gerade durch Wittgenstein?
Ich denke mal, das ist einfach Zufall. Manche kreuzen Erndtebrück auf ihrer Route.
Haben Sie keine Angst, wenn die Gäste in Ihrer Unterkunft allein sind?
Bei Warmshowers läuft alles auf Vertrauensbasis. Natürlich kann man das ausnutzen, wenn man es drauf anlegt. Sicherheit hat man keine. Aber wenn die Leute schon mit riesigen Fahrrädern ankommen, können sie sowieso nichts mehr mitnehmen. Alle, die hier waren und ich selbst auch, sind einfach dankbar, wenn man eine Möglichkeit zum Übernachten hat. Man ist bereit, in den unterschiedlichsten Gegebenheiten zu schlafen.
Als mal eine Engländerin und ein Italiener da waren, wollten sie im Flur schlafen. Denen musste ich erklären, dass ich ein Gästezimmer habe. Generell bin ich ein offener Mensch, ich habe Vertrauen in die Leute.
Wie sind Sie auf Warmshowers aufmerksam geworden?
Ich habe mich vor meiner Reise in die USA informiert. Und dann hat mir jemand, der auch mit dem Fahrrad durch Amerika gefahren ist, Warmshowers empfohlen. Er hatte nicht die besten Erfahrungen mit Airbnb und Couchsurfing gesammelt. Bei Warmshowers gab es sehr viele Möglichkeiten. Wobei man auch sagen muss, dass die Unterkünfte in den USA 20 bis 30 Kilometer voneinander entfernt lagen. 30 Kilometer sind mit dem Fahrrad natürlich auch schon weit.