Siegen. Die neue Saison in der Oberliga Westfalen soll im September starten. Aber wie? Mit ungewohnten 21 Teams oder zweigeteilt?
Nach aktueller Planung werden 21 Teams ab Herbst in der Oberliga Westfalen spielen. Das sind 40 Spiele insgesamt, ein ordentliches Pensum, zu dem für den einen oder anderen Verein noch mehr als ein Pokalspiel kommen wird. Ist das überhaupt leistbar, in einer Saison, die ohnehin verspätet im September starten soll? Oder böte sich eine zweigeteilte Oberliga an, wie sie in einigen Planspielen an der Tafel hängt.
Tobias Cramer liebt englische Wochen
Für Tobias Cramer, Trainer der Sportfreunde Siegen, ist das eigentliche gar keine Frage. Natürlich werde er eine entsprechende Verbandsentscheidung mittragen. Aber: „Ich finde englische Wochen geil, da bin ich ganz bei Knappi!“, fügt Cramer sofort mit Hinweis auf seinen Herner Kollegen Christian Knappmann an, der die Vergrößerung begrüßt hat. Wichtig für ihn sei nur, dass die Entscheidung kommt, „und wir unser Training darauf abstellen können“. Die sechswöchige Vorbereitung soll am 20. Juli beginnen und würde, im Falle eines Startes der „großen Lösung“ auf ein sehr intensives Training mit diversen Testspielen hinauslaufen.
Danach wünscht sich Tobias Cramer „gleich zu Beginn einige englische Wochen“, in denen ohnehin kaum Zeit für richtiges Training sei. Die Amateure in der Oberliga sind in seinen Augen gut genug trainiert, sollten mit dieser Belastung auch durchaus in „normalen“ Spielzeiten leben können. Das Klagen über lange Winter, dass die Spieltage knapp würden, ließe sich ebenfalls umgehen, „wenn zum Auftakt ein paar englische Wochen eingefügt werden. Im Sommer ist es lange hell, das Wetter ist gut“, da könne die nötige Luft für etwaige Problemphasen geschaffen werden.
Cramer sieht es auch von Vorteil, die Mannschaften durch englische Wochen „in einen Flow zu bringen“, ihnen Erfolgsgefühle zu geben. Umgekehrt bestehen für ihn bei einer geteilten und damit kleineren Liga größere Gefahren. Die vergangene Saison habe gezeigt, „wie leicht es ist, durch ein paar Siege schnell oben zu stehen, mit drei Niederlagen in Folge aber auch ebenso schnell in den Abstiegsbereich zu kommen.“ Da gebe das große Feld mehr Sicherheit und Ruhe.
Jedenfalls seien nach der langen Pause „alle wieder heiß darauf, gegen die Pille zu treten oder zu coachen“.
Jochen Trilling ist skeptisch
Ziemlich entgegengesetzt beurteilt Jochen Trilling die Situation, der Sportliche Leiter und Geschäftsführer des 1. FC Kaan-Marienborn. 40 Spiele in einer Saison sieht er kritisch und denkt eben an mögliche strenge Winter, die schnell zu Spielausfällen führen könnten. Das werde schon unter normalen Verhältnissen problematisch, „da knubbelt es sich am Ende der Saison schon einmal“.
Jetzt sieht er die Pandemie als zusätzliches Risiko, die ja nicht verschwunden sei. „Ein Ausbruch wie in Gütersloh, eine zweite Welle, und wir haben den zweiten Saisonabbruch in diesem Jahr“, sorgt sich Jochen Trilling und kommt auf seine Überlegung aus dem Frühjahr zurück. Er hätte es besser gefunden, die Saison 19/20 nicht abzubrechen, „sondern erst im Frühjahr 21 fortzusetzen“. Dann wäre genug Zeit gewesen, nachhaltige Strukturen und Strategien zu finden: „Jetzt bleiben vor allem viele Fragezeichen.“ Einige Vereine kämpften mit der Insolvenz, einige benötigten einen größeren Kader. Die Belastung werde allgemein höher, befürchtet der Käner Geschäftsführer. Die Spieler in der Oberliga seien nach wie vor Amateure. Da könne es schwierig werden, bei mehrren langen Fahrten unter der Woche den nötigen Urlaub zu nehmen. Von Überlegungen zu einer möglichen Trennung der Liga habe er gehört, aber nicht von offizieller Seite.
In einem ist sich Jochen Trilling dann aber wieder einig mit Tobias Cramer: Die lange Pause habe gezeigt, „wie schön der Fußball“ sei und wie wichtig, dass es nun endlich wieder losgehe.
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