Winterberg. Skeleton-Gesamtweltcupsiegerin Jacqueline“Jacka“ Lölling spricht über die bevorstehende WM und die kommende Saison.
Der Blick zurück ist für Jacka Lölling zugleich Ansporn für die neue Saison. Nach ihrem dritten Gesamtweltcup-Sieg und dem WM-Titel bei der Premiere des Mixed-Wettbewerbs mit Alex Gassner (BSC Winterberg) in der vergangenen Saison will die Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland auch in der neuen Saison wieder vordere Plätze im Weltcup belegen und angreifen.
Das Training läuft für Lölling weitgehend nach Plan. Sie hofft, dass der Saison-Höhepunkt, die WM in Lake Placid (USA), trotz der Corona-Pandemie stattfinden kann: „Lake Placid ist inzwischen eine meiner Lieblingsbahnen. Ich hätte Lust, die WM zu fahren“, sagt sie im Interview. Die beiden letzten Weltcups hatte sie dort gewonnen.
Jacka, wir sind hier im Kraftraum des Winterberger Gymnasiums, einer NRW-Schule, also einer Elite-Schule des Sports. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Schule?
Jacqueline Lölling: Es war eine verrückte, eine gleichzeitig wichtige und schöne Zeit an der Schule. Ich habe hier 2014 mein Abitur gemacht und im Winterberger Sportinternat gewohnt. Die Abiturfeier hat teilweise in der alten Turnhalle stattgefunden. Das war richtig klasse. Ich habe schon eine enge Verbindung.
Bevor wir auf die neue Saison eingehen, wollen wir die vergangene Revue passieren lassen. Was steht unter dem Strich?
Insgesamt war es keine einfache, aber im Endeffekt eine gute Saison. Ich habe den Gesamt-Weltcup zum dritten Mal gewonnen. Es war eine turbulente Entscheidung beim letzten Weltcup in Sigulda, aber ich habe die Kristallkugel geholt. Mit Alex Gassner habe ich WM-Gold bei der Premiere des Mixed-Wettbewerbsgewonnen. Das war großartig, dieser Wettbewerb ist einfach cool. Ich hoffe, dass er weiter ausgetragen wird. Geärgert habe ich mich über Rang vier im WM-Einzelwettbewerb. Viermal habe ich den gleichen Fehler gemacht. Das war sehr enttäuschend, zumal ich auf der Bahn in Altenberg stets gut zurechtgekommen bin, dort unteren anderem meinen ersten Weltcup-Sieg errungen habe und auch Junioren-Weltmeisterin geworden bin.
Beschäftigt hat mich in der letzten Saison auch und besonders die neue Gewichtsregelung. Die Gewichtsgrenze liegt für Fahrerin und Schlitten bei 102 kg. Ich habe mich da teilweise am Limit bewegt. Es war für mich eine große Umstellung von Rennen zu Rennen. Aber insgesamt hat es gereicht.
Lassen Sie uns den Blick auf die neue Saison werfen: Wie ist der Stand der Vorbereitung? Inwieweit hat Corona das Training beeinflusst?Eigentlich nicht so viel. Allerdings mussten wir unser Trainingslager in Lake Placid als WM-Vorbereitung nach vier Tagen abrupt abbrechen. Zu Hause gab es dann die Quarantänezeit und die Kontaktsperre. Zum Glück hatten wir zunächst trainingsfrei. Zu Beginn der neuen Trainingsphase mussten wir improvisieren, zum Bespiel mit Waldläufen anstelle von Läufen auf der Bahn. Wir mussten auch einzeln trainieren. Der für Mai vorgesehene Lehrgang wurde abgesagt. Als Berufssportler konnten wir aber bald wieder die Sportstätten nutzen. Es läuft jetzt wieder im Grunde alles nach Plan.
Welche Ziele haben Sie sich für die neue Saison gesetzt?Es ist schwierig, konkrete Ziele zu nennen. Die Leistungsdichte hat zugenommen, das Feld ist extrem zusammengerückt. Das hat sich schon in der letzten Saison angedeutet. Das Podest ist bei jedem Weltcup hart umkämpft. Ich glaube, dass die Dichte noch enger wird, was vermutlich auch mit der neuen Gewichtsregelung zusammenhängt. Natürlich möchte ich wieder vorne mitmischen. Dreimal habe ich den Gesamtweltcup gewonnen. Ganz oben im Gelben Trikot zu stehen, ist schon was ganz Besonderes. Die Kugeln für den Gesamtweltcup sehen schon sehr schön aus.
Die WM findet in dieser Saison in Lake Placid statt, einer wichtigen Station vor Olympia 2022 in Peking. Corona könnte die WM unmöglich machen.
Lake Placid ist eine meiner Lieblingsbahnen geworden. Ich habe die beiden letzten WC-Rennen dort gewonnen. Lake Placid hat vom Rhythmus einen eigenen Charakter. Entweder man hasst die Bahn oder man liebt sie. Ich habe sie früher eher gehasst. Wenn man den Rhythmus raushat, dann macht es Riesenspaß.