Neunkirchen. In unserer Serie über sportliche Familien waren wir diesmal bei den Balijajs in Neunkirchen zu Gast.
Nein, das traute Familien-Idyll geriet am vergangenen Samstag nicht ins Wanken. Auch wenn die Fan-Lager auf der Wohnzimmer-Couch im wahrsten Sinne geteilt waren. Vater Isni und der große Sohn Enrico mussten nicht um die Bayern bangen, Mutter Eva-Maria und der jüngere Bruder Yanik drückten Bayer Leverkusen vergeblich die Daumen.
Auch hart an der Grenze zu Zeppenfeld flimmerte natürlich das DFB-Pokalfinale über den Neunkirchener Bildschirm. In der Fußball-Familie Balijaj (gesprochen Bali-ja mit Betonung auf dem „i“, das zweite „j“ vergessen wir) blieb auch am späten Abend alles harmonisch. Der einjährige Paul, der braune Labrador-Rüde, musste nicht schlichtend eingreifen.
Zugewinn
So klar, wie der Abonnementsmeister aus München würde Isni Balijaj die kommende Bezirksliga-Saison auch gern bestreiten. Im Nebenberuf ist der Familienvater nämlich Trainer - und seine beiden Jungs hat er dort, beim neuen FC Freier Grund, erstmals gemeinsam unter seinen Fittichen. „Bei uns wird es aber ausschließlich um den Klassenerhalt gehen, vom ersten Spieltag an“, macht er keinen Hehl daraus, dass die Spielzeit 2020/21 ein schwieriges Unterfangen für den Fusionsclub werden wird.
Dass er den 25-jährigen Enrico nach Jahren der fußballerischen Wanderschaft zu den Seinen zählen darf, wertet Isni Balijaj als Zugewinn. Der hatte zuletzt zwei gute Jahre beim SV Ottfingen mit jeweils knapp verpassten Landesliga-Aufstiegen. Der BWL-Student an der Uni Siegen hatte bei den Siegener Sportfreunden in den höchsten westfälischen Jugendligen gekickt, war später am Oberliga-Aufstieg des 1. FC Kaan-Marienborn beteiligt, ehe es ihn nach Ottfingen zog.
Guter Techniker
Und jetzt also zurück zu den Wurzeln. Der Kunstrasen des Neunkirchener Sportplatzes Auf der Au ist vom Wohnzimmer-Fenster der Balijajs zu erkennen, liegt nur einen Steinwurf entfernt. Mit dem lauffreudigen Paul an der Seite dreht Enrico hier so manche Runde. Ein bisschen Konditionstraining in der Corona-Pause kann ja nicht schaden.
Auch der 20-jährige Yanik will sich sputen, wird dazu gehören, wenn der FC Freier Grund am 10. Juli in die Vorbereitung startet. „Er ist ein guter Techniker“, weiß der Papa, der aber auch einiges mehr verlangt. „Da muss noch was kommen.“ Einen Freibrief für Einsätze im Bezirksliga-Team wird der Trainer nicht an seinen Jüngsten verteilen. Da hört die Familienbande auf.
„Das wird strikt getrennt“, will Vater Isni von vornherein kein Gerede aufkommen lassen, denn alle Kicker des FC Freier Grund scharren mit den Füßen, wollen sich nach der langen Pause beweisen.
Dass er es durchaus drauf hätte, bezweifelt Yanik jedenfalls nicht. Der angehende Industrie-Mechaniker hatte zuletzt bei der Salchendorfer Borussia gespielt, die neben dem letztjährigen Bezirksliga-Aufsteiger SpVg Neunkirchen den neuen FC speist.
Fusionen
„Da wird schon ein bisschen zu sieben sein“, freut es den Trainer, dass er jetzt eher die Wahl hat, seine erste Mannschaft über eine breitere Basis verfügt. Namhaftester Neuzugang ist neben Enrico Rückkehrer Patrick Diehl nach seinen Stationen in Steinbach, Kaan-Marienborn und Erndtebrück.
Isni Balijaj hat schon so einige Fusionen im Hellertal miterlebt. Beim einstigen TSV Freier Grund hat er aktiv gespielt, war dann als Trainer dabei, als aus der SG Hellertal die SG Neunkirchen/Zappenfeld wurde. Und jetzt ist er natürlich gespannt darauf, wie das neue Gebilde funktionieren wird. „Ich bin guter Dinge, hier sind gute Leute an der Spitze“, sieht er die Fusion als Chance, die Kräfte effektiv zu bündeln. „Ein vernünftiger Schritt, gerade was die Nachwuchsarbeit betrifft.“ Bis auf die U19 wird der neue FC alle Jugendmannschaften ins Rennen schicken können.
Daumendrücken
Immer mit dabei ist natürlich auch Mutter Eva-Maria. „Wenn ich nicht so fußball-verrückt wäre, ginge das hier ja gar nicht“, lacht sie. Drei Männer im Haus, die das Kicker-Gen besitzen, da darf die Mama nicht ausscheren. „Klar, ich sehe mit die Spiele an und drücke den Jungs die Daumen“, sagt sie.
Der 46-jährige Isni Balijaj stammt aus dem Kosovo. Schon in den 1960er Jahren war sein Vater aus dem damaligen Jugoslawien ins Siegerland gekommen. Die Familie wurde hier gegründet, Isni ist, wie seine Söhne, waschechter Neunkirchener.
Die abgebrochene Bezirksliga-Saison beendete Aufsteiger SpVg Neunkirchen zwar auf einem Abstiegsplatz, doch rettete der Verbandsbeschluss, auf Absteiger zu verzichten, dem Neuling die Klasse. „Das zweite Jahr wird immer schwieriger“, kennt der Trainer die Fußball-Weisheiten, „doch werden wir hart daran arbeiten, auch in ein drittes Jahr in dieser interessanten Liga gehen zu können.“
Geschlossenheit
Dank familiärer Geschlossenheit und mit tatkräftiger Unterstützung von Ehefrau und Mutter soll das Unternehmen gelingen. Was dann am Fußballabend vor dem Fernseher geschieht, steht auf einem anderen Blatt. Denn die Herzen werden weiter schlagen für die verschiedenen Lieblingsvereine der Balijajs..