Die Kaderplanung bei den Siegener Sportfreunden läuft. Trainer Tobias Cramer setzt allerdings auf Qualität und warnt vor Aktionismus.

Siegen. Tobias Cramer, dem Trainer der Sportfreunde Siegen, ist daran gelegen, im Umfeld des Fußball-Oberligisten keine Panik aufkommen zu lassen: „Sie können sicher sein, dass ich täglich stundenlang telefoniere und mich mit Spielern und Beratern unterhalte. Die Kaderplanung wird vorangetrieben. Aktionismus ist aber fehl am Platz.“ Der Willinger geht davon aus, dass der Startschuss der neuen Saison am ersten oder zweiten September-Wochenende erfolgt. „Hessen hat den 9. September für die Oberliga vorgesehen, die Regionalliga Südwest startet am 2. September. Da werden sich sich die anderen Landesverbände ähnlich verhalten“, so Cramer.

Gespräch mit Yildirim

Er kann die Leute verstehen, deren Herz für die Sportfreunde schlägt. Sie haben bislang überwiegend von Abgängen gehört, außer dem Langenaubacher Leon Kunz wurde noch kein neuer Spieler verpflichtet. Zuletzt meldete Stadtrivale 1. FC Kaan-Marienborn den Zugang des Siegener Mittelfeldspielers Okay Yildirim, nachdem schon U19-Kapitän Tobias Hombach ins Breitenbachtal gewechselt war. Auch der Wechsel von Benedikt Brusch zum TuS Erndtebrück musste zur Kenntnis genommen werden. Tolga Duran verlässt ebenfalls den Verein. Da könnte der Eindruck entstehen, die Siegener liefen der Musik hinterher. „Aber dem ist nicht so“, versucht der Coach zu beruhigen. Mit dem seit 15. September vergangenen Jahres an einem Kreuzband- und Meniskusriss laborierenden Okay Yildirim habe er ein „wirklich gutes Gespräch“ geführt, ihm aber klar gemacht, dass er sowohl dem Verein als auch dem Spieler gegenüber Verantwortung tragen müsse. „Und so eine schwere Verletzung birgt nun mal ein gewisses Risiko“, lässt der seit Ende November bei den Sportfreunden tätige Trainer durchblicken, dass ein Einstieg in die Saisonvorbereitung am 20. Juli für Yildirim wohl zu früh gekommen wäre. Cramer: „Wenn ein Verein wie Kaan-Marienborn dem Spieler diese Art von Sicherheit gibt, so ist das eine gute Sache – wir konnten das nicht.“

Volle Kaderstärke Mitte Juli noch nicht erreicht

Der Trainer geht davon aus, dass zum Vorbereitungsstart am 20. Juli die volle Kaderstärke von 20 Feldspielern und zwei Torhütern noch nicht erreicht sein wird. „Ich halte gerne noch zwei Plätze offen, denn der Markt wird nach der langen Pause und den wirtschaftlichen Problemen vieler Vereine durch die Corona-Pandemie noch einiges an Spielern hergeben.“

Derzeit stehen 15 Spieler unter Vertrag, für die kommenden Tage stellt Cramer die Unterschrift von zwei, drei Neuzugängen in Aussicht. „Es wird rappeln. Wir sind in Sachen Kaderplanung sehr umtriebig“, verspricht der Trainer. Für ihn gehe es in Anbetracht der Ziele in dieser Frage um Qualität, weniger um Quantität. Zudem wird er in Absprache mit U19-Trainer Dirk Spornhauer auch A-Jugendspielern des älteren Jahrgangs die Chance geben, in der Vorbereitung mit dem Oberliga-Kader zu arbeiten und in Testspielen zum Einsatz zu kommen. Aktionismus hält Tobias Cramer in der derzeitigen Situation also für wenig angebracht. „Die Saison wird sehr hart werden. Bei bis zu 20 Mannschaften dürften einige englische Wochen auf uns warten. Deshalb müssen wir genau abwägen, wie wir uns personell aufstellen, aber auch, mit welcher Intensität wir in der Vorbereitung arbeiten.“

Testspiele nicht zu früh starten

Auf einen verfrühten Start in Sachen Testspielen werde verzichtet, der so genannte „Kaltstart“ berge ein zu großes Risiko. So wurde eine Anfrage von Südwest-Regionalligist Kickers Offenbach für den 4. Juli abgelehnt. Dessen Trainer heißt Angelo Barletta und war in der Siegener Zweitliga-Saison 2005/2006 bekanntlich Sportfreunde-Kapitän. Die fünf bereits vereinbarten Tests (siehe Meldung in dieser Zeitung vom Mittwoch) werden laut Cramer nicht die einzigen bleiben. Und: „Ich halte an meiner Absicht fest, mit der Mannschaft, die ein neues Gesicht erhalten wird, nicht im Mittelfeld dümpeln zu wollen.“