Den Solo-Ironman für den guten Zweck hat die herzkrankte Katharina Blach nicht ganz zu Ende gebracht. Dennoch überwiegen der Respekt und Stolz.
Wilnsdorf. „Meine eigene Krankengeschichte hat mich ganz anders sensibilisiert. Ich weiß nicht, ob ich das sonst gemacht hätte“, sagte Katharina Blach nach ihren anstrengenden sportlichen Stunden am Sonntag in Rudersdorf und Wilnsdorf.
In Rudersdorf war die 25-jährige Physiotherapeutin zum Auftakt ihres Solo-Ironman, mit dem sie Spenden für den herzkranken Daniel (2) aus München sammeln wollte, ins gerade mal acht Grad kühle Wasser des Wilgersdorfer Badeweihers gestiegen. Das war morgens um 6 Uhr. Stolze 100 Bahnen absolvierte sie auf der 38 Meter langen Strecke absolvierte sie.
Bereits um 4.30 Uhr raus aus den Federn
Katharina Blach wurde am 9. August 1994 in Siegen geboren und wuchs in Kredenbach auf. Nach ihrem Schulbesuch in Stift Keppel und Kreuztal machte sie das Fachabitur. Heute arbeitet sie als Physiotherapeutin.
Katharina Blach hat einen angeborenen Herzfehler. 2015 erhielt sie ihren ersten Herzschrittmacher, der im Mai 2019 ersetzt wurde.
Für ihren Spenden-Ironman musste sie am Sonntag bereits um 4.30 Uhr aus den Federn. Das schaffte ihre Freundin, die ehemalige Leistungsschwimmerin der SG Siegen und Ehefrau von Handballtrainer Michael Lerscht, Eva-Maria Pieck, nicht: „Ich hatte Katharina versprochen, um 6 Uhr mit ihr zu starten, aber weil mir meine Kinder eine schlaflose Nacht beschert haben, habe ich das nicht geschafft.“
„Mit dem Zollstock haben wir die Bahnlänge abgemessen“, erzählt sie schmunzelnd. Hannes Gieseler, erster Vorsitzender des begleitenden ASC Weißbachtal und selbst aktiver Läufer, hatte den Startschuss gegeben. Nach 1:13:39 Stunden war sie mit der ersten Teildisziplin, dem 3,8 km langen Schwimmen fertig. „Das war eine gute Zeit“, lobten die Organisatoren, die die Ultra-Sportlerin den ganzen Tag über begleiteten.
Sechs Stunden auf der „Rolle“
Zum Radfahren über eine Distanz von 180 km zog sich Katharina Blach in ihren Fitnessraum zurück. Dort absolvierte sie die Strecke auf ihrem Rollentrainer mit dem „Zwift“-Trainingsprogramm. Sie drehte zwar in ihrer Wohnung alleine am Rad, war aber dennoch nicht alleine. „Ich bin mit meinem Papa Armin in Kredenbach virtuell zusammen gefahren“, erzählt sie. „Dort hatte sie einen Ventilator vor der Nase und jede Menge Verpflegung und Getränke auf dem Tisch“, berichteten die Betreuer, die in Rudersdorf dabei waren. Nach 6:05 Stunden war auch diese zweite Tort(o)ur bewältigt.
Motivationsschub durch „Mocki“
Jetzt ging es zum „Höhwäldchen“, um auf der Kunststoffbahn den Marathon zu bewältigen – 42,195 km, 105 ½ Runden. „Dort lief es nicht ganz so gut, das habe ich von Anfang an gemerkt, doch ich wollte es packen, wollte für den kleinen Daniel diesen Spenden-Ironman schaffen“, sagte sie später.
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Die Stadionrunden und die hohen Temperaturen raubten der zierlichen Katharina Blach früh die letzten Kräfte. Ihre Reserven waren aufgebraucht, auch wenn sie stets bestens unterstützt wurde, ob mit Getränken oder Mitstreitern auf der Bahn. Ein zusätzlicher Motivationsschub war, dass Sabrina Mockenhaupt-Gregor mit ihrem Ehemann Kay und der erst einige Wochen alten Tochter Ruby Olivia vor Ort waren. Die Familie lebt inzwischen in Metzingen bei Stuttgart.
Die 45-fache Deutsche Meisterin ließ es sich nicht nehmen, die 25-Jährige, inzwischen auch die Freundin ihres Zwillingsbruders Markus, anfangs einige Runden in Zivilkleidung zu begleiten – nicht zuletzt auch zur Freude der erfreulich vielen Zuschauer. Bis zu 100 Neugierige, darunter Wilnsdorfs Bürgermeisterin Christa Schuppler und Siegens Sportdezernent Arne Fries, feuerten die Ausdauersportlerin an. Mehr durften wegen der Corona-Beschränkungen nicht ins Stadion.
Noch vor der „Halbzeit“ der Laufdistanz, bei Kilometer 18, zeichnete sich ab, dass Katharina Blach den kompletten Marathon nicht ganz schaffen würde.
Dank an die großzügigen Spender
Ein längerer Zwischenstopp in einer Trainer-Kabine an der Laufbahn mit der Betreuung durch den Klafelder Mediziner Dr. Florian Blecher brachte die Erkenntnis, jetzt aufzuhören. „Die Hitze ist einfach nicht mein Ding“, entschuldigte sich Katharina Blach, dankte zugleich aber allen Beteiligten und Besuchern, auch für deren großzügige Spenden.
„Sie bricht den Lauf ab, macht den Halbmarathon aber zu Ende“, gab Moderator Hannes Gieseler bekannt. Um 17.50 Uhr war die letzte Stadionrunde, von Beifall begleitet, beendet – nach insgesamt 11:55 Stunden und einer reinen Wettkampfzeit von 9:17 Stunden. „Ich bin etwas enttäuscht, dass das Wetter mich so viele Körner gekostet hat“, sagte Katharina Blach und blickte in die traurigen Augen ihrer Mutter Susanne und ihrer 85-jährigen Oma Inge, die Waffeln für den guten Zweck gebacken hatte.
Katharina Blech hat aber bereits die nächste Kampfansage auf den Lippen. „2021 werde ich den Ironman Hamburg, der an diesem Wochenende hätte stattfinden sollen, laufen. Meine Meldung habe ich dafür schon abgegeben.“ 2014 hat sie in der Hansestadt ihren ersten Marathon gelaufen, 2019 dort ihren ersten Ironman.