Siegen. Nach acht Wochen Zwangspause haben die Fitness-Studios in Siegen seit dem 11. Mai wieder geöffnet. Wie läuft es?
„Wir haben damit gerechnet, dass die Schließung viel länger dauert“, sagt Banu Montana, die das „Be Fit“ in der Siegener Leimbachstraße leitet. Seit dem 11. Mai hat das Fitness-Studio wieder geöffnet, wie viele andere, nachdem nur wenige Tage zuvor das „Go“ seitens der Politik verkündet wurde. Seither arbeiten die Unternehmen unter veränderten Bedingungen weiter und versuchen, „größtmögliche Normalität für die Gäste“ zu bereiten, wie Montanas Kollege Andre Schulz es formuliert. Er leitet das „Day Night Sports Siegen“ im Weidenauer Siegerland-Zentrum.
Räumlichkeiten renoviert
Beide Studios sind seit vielen Jahren in der Krönchenstadt präsent. Die gut achtwöchige Zwangspause wurde jeweils genutzt, um die Räumlichkeiten „auf Vordermann“ zu bringen, und auch zu renovieren. Schulz etwa ist in ein neues Büro gezogen. Der vorherige Raum wird jetzt als Erweiterung der „Ladies Corner“ genutzt, wo zudem komplett neuer Boden verlegt wurde. „Ansonsten hätte das im laufenden Betrieb gemacht werden müssen“, sagt Schulz. Das Beste gemacht also aus einer Situation, die allen Beteiligten nicht die größte Freude bereitet hat.
Immerhin, die Mitglieder sind bei der Stange geblieben. Die Beiträge seien weiter eingezogen wurden, erklärt Andre Schulz. Es gebe aber ein Angebot, sie am Ende des Vertragszeitraums hinten anzuhängen. Was bislang eher selten genutzt werde. Die Studios könnten unter den aktuellen Bedingungen jeweils um die 150 Personen fassen. Mehr dürften nicht eingelassen werden. „Das hatten wir aber auch im Normalbetrieb nie“, schüttelt Banu Montana den Kopf. Einlasskontrollen seien daher nicht nötig. In der ersten Woche nach der Wiedereröffnung sei es durchaus „rappelvoll“ gewesen, inzwischen habe sich das aber wieder gegeben. Sie vermisst noch das eine oder andere bekannte Gesicht, „vor allem bei den älteren“, aber die warteten womöglich als Angehörige von Risikogruppen noch ab. Gerade in diesem Moment kommt eine Dame mittleren Alters und schaut nach dem Kursangebot. Bis auf Indoor-Cycling darf mehr oder minder wieder alles gemacht werden, allerdings mit reduzierter Personenzahl. „Du musst Dich bei mir anmelden“, ruft die Studioleiterin und schreibt sich den Namen auf der Kundin auf, die seit der Schließung nicht mehr da war und jetzt „endlich“ wieder will. . Immer einen Tag vorher müssen sich die Teilnehmer melden. Wer zu spät kommt, hat Pech, Zusätzliche Kurse gibt es nicht. Bis auf wenige Ausnahmen hielten sich die Beschwerden aber auch in Grenzen. „Wir sind hier alle ziemlich familiär“, lächelt Banu Montana.
Rücksichtnahme ist gewachsen
Ähnliches kann Andre Schulz berichten. Der eine oder Kunde habe Probleme mit den neuen Regeln: „Dann sagen wir ganz klar, dann wird nicht trainiert.“ Aber das seien wirklich große Ausnahmen. Zum Konzept gehört das Mitbringen eigener Handtücher und von Wechselschuhen. Überall stehen Desinfektionsmittel und Papierrollen. Andre Schulz und sein Team achten nach wie vor verstärkt auf die Einhaltung der Regeln. „Ein bisschen ist das auch eine Erziehungsmaßnahme“, betont er. Die Mitarbeiter wischen auch, aber in erster Linie wird von den Trainierenden erwartet, dass sie mitmachen. Was offenbar funktioniert. „Alles ein wenig ruhiger, mehr Rücksicht unter den Leuten“, findet ein junger Mann. Er hat „eine Woche abgewartet“ nach dem 11 Mai, der auch in Weidenau der Tag der Wiedereröffnung war. Dann ist er wieder zum Training gekommen, findet, dass sich ansonsten nicht viel verändert hat und das Sicherheitskonzept in Ordnung. „Maske tragen bei den Trainierenden ist freiwillig. Die Mitarbeitern tragen sie in sehr nahen Situationen. In Trainingsterminen oder Kursen entfällt die Pflicht gänzlich“, erklärt Andre Schulz noch.
Beide Unternehmen haben die Zeit der Schließung mit Kurzarbeit überbrückt. Entlassungen hat es keine gegeben. In der Zwischenzeit gab es einige Online-Kurse, auf verschiedenen Plattformen. Aber viele Teilnehmer hat Banu Montana da nicht registriert. Allein trainieren bleibe eine Notlösung. Den Menschen liege nicht zuletzt auch am sozialen Kontakt. Selbst die Hygienevorschriften sind nicht völlig neue Felder für die Studios. Im „Be Fit“ zum Beispiel trainieren durch eine Kooperation mit der Diakonie unter anderem viele Krebskranke. „Da mussten wir immer schon verstärkt auf Desinfektion achten“, betont die Leiterin. Sie hat auch eine Frau mit der Lungenkrankheit COPD, „die war noch kürzlich mit ihren Schläuchen in der Nase hier. Sie ist auf den Sport angewiesen“. Inzwischen dürfen auch Umkleideräume und Duschen wieder benutzt werden. Das habe auch noch mal einen Schub gegeben, weil viele direkt von der Arbeit zum Sport kämen und danach einfach unter die Dusche wollten. Und in Sachen Neuanmeldungen „läuft es super“, freut sich Banu Montana.
Enge Abstimmung mit Behörden
Wichtig ist beiden Studioleitern die enge Abstimmung mit dem Ordnungsamt. Montana und Schulz sind jeweils mit dem Zollstock durch ihre Räume gelaufen, haben für die nötigen Abstände und auch Sperrungen von Geräten gesorgt. Zum Teil seien die Geräte schon so beschaffen, dass sie natürliche Abstandswände enthielten. Ansonsten hätte er gar nicht gewusst wohin mit den möglicherweise zu entfernenden Gegenständen. Umgekehrt hält er den neuen Spuckschutz am Empfang sowie die freiwillig ausgewiesenen Gehwege für Bereicherungen, die bleiben könnten.
Den gesamten „Lockdown“ sieht Schulz dennoch kritisch. „Freiwillig ja, aber es gibt auch Selbstverantwortung“, findet er und beklagt, dass vielen Menschen, die sich fit halten wollten, diese Möglichkeit über Wochen zumindest beschnitten worden sei. „Und nichts ist ein besserer Schutz gegen Krankheiten, als ein gesunder Körper“, stellt er fest.