Stabhochspringer Torben Blech muss nach seinem Sieg in Düsseldorf viele Interviews geben. So hat er den ungewöhnlichen Wettkampf erlebt.
Gosenbach/Düsseldorf. Als es gegen Mitternacht ging, war er der Hauptdarsteller in diesem Film im Autokino Düsseldorf, die anderen längst Statisten: Der Gosenbacher Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) war von den sechs Startern bei der „PSD Bank Flight Night“ in der Landeshauptstadt übrig geblieben, meisterte als einziger die Marke von 5,55 Metern – eine Höhe, die zum Sieg in diesem inoffiziellen Wettkampf, bei dem mögliche Rekordsprünge keine Anerkennung gefunden hätten, reichte.
Zwangspause bricht den Rhythmus
Sie reichte deshalb, weil die Veranstaltung, der erste Leichtathletik-Wettkampf mit Zuschauern in dieser Freiluftsaison, früh von einem Unwetter gestreift wurde. Die Gewitterfront entlud sich zwar einige Kilometer entfernt, doch die Windböen wurden zwischenzeitlich so heftig, dass der Wettkampf für rund eine halbe Stunde unterbrochen werden musste.
Die Zwangspause war den Leistungen nicht förderlich, gab es danach nur noch einen gültigen Sprung. Torben Blech hatte dieser Wettkampf-Weltpremiere vor 230 Autos, in denen die Veranstalter insgesamt rund 450 Augenzeugen vermuteten, sowieso seinen Stempel aufgedrückt. „Mich hat die Atmosphäre gepusht, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Autos näher an der Anlage gestanden hätten“, schilderte der 25-Jährige seine Eindrücke.
Die Anfangshöhe 5,20 m und die folgenden 5,40 m nahm er locker im ersten Versuch, katapultierte sich über 5,55 m ebenfalls auf Anhieb und näherte sich damit den sechs Tage zuvor im Rahmen einer Leistungsdiagnostik in der Trainingshalle seines Vereins Bayer 04 Leverkusen erzielten 5,60 m. Damals störten keine Winde – im Gegensatz zum späten Freitagabend. Die lange Unterbrechung und der nur langsam abflauende Wind machten auch für Torben Blech einen Wettkampf auf dem von ihm erhofften Niveau („Ich wollte 5,70 m schaffen“) zunichte.
Mit 5,80 Meter Erster der DLV-Bestenliste 2019
Ex-Zehnkämpfer Torben Blech, vor 25 Jahren in Siegen geboren, konzentriert sich seit 2018 auf den Stabhochsprung.
Mit seiner Freiluft-Bestleistung von 5,80 Meter führt er die DLV-Bestenliste 2019 zusammen mit Raphael Holzdeppe an.
Seine größte Höhe in der Hallensaison 2020 datiert vom 4. Februar. Beim Meeting in Düsseldorf schaffte er 5,70 Meter.
Bei allen drei Versuchen über 5,65 m haderte der Krauskopf trotz rhythmisch klatschender Zuschauer, die die Stimmung in ihren Autos mit Warnblinker, Abblendlicht und rotierenden Scheibenwischern anheizten, bei Gegen- und Seitenwind mit dem Anlauf auf dem 40 m langen Steg. „Ein typisches Phänomen des ersten Wettkampfs. Da passt noch nicht alles. Es waren mehr gruselige als schöne Sprünge“, übte der Perfektionist Torben Blech Selbstkritik. Die inzwischen schleichend heraufgezogene Kühle konnte ihm übrigens nichts anhaben, wie er schmunzelnd sagte: „Ich bin ein Siegerländer Junge. Da ist es immer ein bisschen kühler.“
Großes mediales Interesse
Es war nicht das einzige Interview, das Torben Blech – es war schon Samstag, die Scheinwerfer längst ausgeschaltet – geben musste. „Hier war ja mehr los als bei Deutschen Meisterschaften“, wunderte sich der Ex-Zehnkämpfer über das große mediale Interesse vor allem von den Fernsehstationen.
Übrigens: Höhere Sprünge kann sich Torben Blech für die Deutschen Meisterschaften aufheben. Die finden endgültig am 8./9. August statt, weil die Stadt Braunschweig „grünes Licht“ gegeben hat. „Es ist gut, dass es ein neues Ziel gibt“, sagt Torben Blech – und wird heute wieder in Leverkusen trainieren, um bei der DM seinen ersten Stabhochsprung-Titel zu holen.