Der Fußball-Profi aus Siegen steht mit dem 1. FC Saarbrücken am Dienstag im Pokal-Halbfinale. Warum er seinem Team gegen Leverkusen alles zutraut.
Saarbrücken/Siegen. 75.000 Zuschauer im Olympia-Stadion, Nationalhymne, Handshake mit dem Bundespräsidenten und dann auch noch den Pokal in die Höhe heben – jeder deutsche Fußball-Profi träumt davon, die einmalige Atmosphäre beim DFB-Pokalfinale in Berlin aufzusaugen. In diesem Jahr wird es diesen großen Rahmen zwar nicht geben. Das Endspiel am 9. Juli findet vor leeren Rängen statt, doch das kann Nino Miotkes Motivation kein Jota schmälern.
Der Fußballprofi des 1. FC Saarbrücken, vor 22 Jahren in Siegen geboren, hier aufgewachsen und nach seinen Anfängen bis 2012 bei den Sportfreunden Siegen ausgebildet, ist heiß darauf, mit seiner Mannschaft am Dienstag die nächste Pokalsensation zu schaffen. Der frisch gebackene Meister der Regionalliga Südwest und Aufsteiger in die 3. Liga empfängt den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Gespielt wird – vor leeren Rängen – in Völklingen, weil der Saarbrücker Ludwigspark umgebaut wird.
Seine besondere Pokal-Geschichte
Nino Miotke, dieser 1,90 m lange Verteidiger, kann seine eigene Pokal-Geschichte erzählen. Bestritt der Siegerländer in der abgebrochenen Viertliga-Saison nur fünf von 23 Spielen, wurde er von Trainer Lukas Kwasniok nämlich in bislang allen vier DFB-Pokalspielen nominiert. Beim 3:2 gegen Zweitligist Jahn Regensburg und dem dramatischen Viertelfinalsieg nach Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf blieb der 22-Jährige ohne Einsatz. In Runde zwei gegen seinen Ex-Verein 1. FC Köln wurde Miotke in der Nachspielzeit eingewechselt und jubelte auf dem Feld über den 3:2-Sieg.
Seit Mittwoch in Hotel-Quarantäne
Im Achtelfinale gegen den Zweitligisten Karlsruher SC kam er in der 105. Minute auf den Platz. 0:0 stand es da, und auch nach 120 Minuten war noch kein Tor gefallen. Elfmeterschießen! Nino Miotke muss als zweiter Saarbrücker Spieler an den „Punkt“, verwandelt sicher, „obwohl ich unfassbar nervös war.“ Wenig später sind 6800 Zuschauer in Völklingen außer Rand und Band, zieht der Außenseiter durch den 5:3-Sieg ins Viertelfinale ein. Da folgte Anfang März gegen Düsseldorf der nächste Streich. Es war das bis jetzt letzte 1. FCS-Pflichtspiel.
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Am Dienstagabend soll nun der Coup gegen Leverkusen gelingen. Mit Nino Miotke? „Ich weiß noch nicht, ob ich dabei sein werde“, erzählt der Siegener, der seinem Team alles zutraut: „Wir haben alle eine breite Brust, und vielleicht hat Leverkusen gegen die Bayern am Samstag ja einige Körner gelassen. Wir werden auf jeden Fall alles raushauen, denn man steht nicht jedes Jahr in einem Pokalhalbfinale – schon gar nicht als Viertligist.“
Das ist Nino Miotke
Nino Miotke wurde vor 22 Jahren in Siegen geboren. Seine Jugendstationen waren die Sportfreunde Siegen (bis 2012) und der 1. FC Köln (bis 2017).
Nach einem Jahr beim 1. FC Kaiserslautern II spielt Miotke seit 2018 beim 1. FC Saarbrücken mit 23 Einsätzen in der Regionalliga, fünf in dieser Saison.
Sein Vertrag läuft am 30. Juni 2020 aus. Ob er verlängert wird, steht noch nicht fest. Nino Miotke würde gerne bleiben.
Seit vergangenem Mittwoch befinden sich Nino Miotke und die Delegation in einem Hotel in Saarbrücken in Quarantäne. „Wir sind entweder im Hotel oder auf dem Trainingsplatz. Es gibt keinen Kontakt nach draußen“, sagt Nino Miotke – und bereitet sich in seinem Einzelzimmer auf die nächste Trainingseinheit vor. Zwei- bis dreimal in der Woche werden Corona-Tests durchgeführt, die bislang alle negativ verlaufen sind. „Es ist für alle eine besondere Situation, aus der wir das Beste machen müssen“, sieht es Nino Miotke pragmatisch.
Diese besonderen Umstände treten aber auch bei ihm in den Hintergrund, wenn die Gedanken Richtung Leverkusen-Spiel gehen: „Bei mir wird die Aufregung immer größer. Es kribbelt schon jetzt.“ Die Bayer-Elf wird für den künftigen Drittligisten, zumal diesmal ohne Fanunterstützung, ein noch dickerer Brocken als im Viertelfinale Fortuna Düsseldorf.
Fließen wieder die Tränen?
„Da war es nach 20 Minuten ein Spiel auf Augenhöhe. In der Verlängerung waren wir sogar besser. Tja, und im Elfmeterschießen kam dann unser Torwart...“, erinnert sich Nino Miotke an diesen unglaublichen März-Abend, „ich habe geheult.“ Nicht auszuschließen, dass beim vierfachen U18-Nationalspieler auch an diesem Dienstag die Tränen fließen.