Siegen-Wittgenstein. Gleich 15 weitere Teams sollen in der Saison 2020/21 in einer höheren Liga antreten. Auch fünf Wittgensteiner Mannschaften dürfen jubeln.

In die Frage der Aufstiegsregelung bei dem bevorstehenden Saisonabbruch der Amateurfußballsaison ist auf Kreisebene noch einmal Bewegung geraten. Und wie! Jetzt läuft alles darauf hinaus, dass aus den beiden B-Kreisligen jeweils drei Teams in die Kreisliga A aufsteigen. Auch in den C- und D-Kreisligen gibt es je drei Aufsteiger, in der Kreisliga C1 sogar vier. Dies gab der Vorsitzende des Fußball- und Leichtathletikkreises Siegen-Wittgenstein, Marco Michel, am Freitagabend in einer Videokonferenz mit den Vereinen bekannt. Absteiger gibt es nach wie vor – abgesehen von den vor der Saison zurückgezogenen Teams – keine.

Wie kommt die neue Entwicklung zustande? Anders als zunächst vorgesehen, wird das Konzept des Aufstiegs von der Verbandsebene nun auch auf die Kreisliga übertragen werden. Vorbehaltlich der Zustimmung des außerordentlichen Verbandstages am 8. Juni – defacto erfolgt die Abstimmung bei diesem dezentralen Verbandstag an mehreren Tagen per Videokonferenz in mehreren regionalen Gruppen BIS 8. Juni – steigen dort sowohl die aktuellen Tabellenführer nach der Quotientenregel und die Herbstmeister auf. Unsere Zeitung berichtete darüber ausführlich.

Es wird mit Absteigern „gerechnet“, die nicht absteigen

Dem nun auf Kreisebene stattfindenden Massenaufstieg hängt damit zusammen, dass der Fußballkreis mit Absteigern „rechnet“, die nur theoretisch abstiegen wären – in einer normalen Saison. Damit macht es Siegen-Wittgenstein so, wie es auch der Verband hält: Da steigen jeweils Teams in die darüber liegende Klasse auf, auch wenn es von dort keinen Absteiger gibt. Vor zwei Wochen hatte Michel angesichts von drohenden Überhängen in der Kreisliga A und B gesagt: „Ich würde es den Vereinen gönnen, aber praktikabel wäre es so natürlich nur schwer.“ Die Folge: Bisher war so gerechnet worden, dass „nur“ aufgefüllt wurde bis zum Stand von 15er bzw. 16er Staffeln, was ab der Kreisliga B nur einen Aufsteiger pro Staffel bedeutete. Nun passt sich der Kreis an das Vorgehen des Verbandes an und nimmt in Kauf, dass die Staffelgrößen teils erheblich vom „Normalmaß“ abweichen.

Die Rechnung im Detail

Da zwei Teams, die SG Mudersbach/Brachbach und der von der Quotientenregel begünstigte VfL Klafeld-Geisweid, in die Bezirksliga aufsteigen und weil es mit dem TuS Alchen einen Absteiger wegen eines Rückzugs vor der Saison gegeben hätte, sind bereits drei Plätze in der Kreisliga A frei. Da es in einer normalen Saison ohne Absteiger aus der Bezirksliga zwei weitere sportliche Absteiger in die Kreisliga B gegeben hätte, steht fünf Mannschaften das Aufstiegsrecht zu. Neben den beiden Tabellenersten (Fortuna Freudenberg II, SV Feudingen) und -zweiten (SpVg Anzhausen/Flammersbach und SG Laasphe/Niederlaasphe) würde es also normalerweise ein Entscheidungsspiel zwischen den beiden Tabellendritten geben. Da dieses nicht stattfinden kann, steigen beide Tabellendritte auf – also auch die Sportfreunde Obersdorf/Rödgen in Staffel 1 und die Sportfreunde Edertal in Staffel 2.

Da in der Kreisliga B nun etliche Plätze vakant sind und es mit den SF Eichen/Krombach sowie – dies ist eine ganz neue Entwicklung – mit der SpVg Neunkirchen II zudem zwei weitere Absteiger durch Rückzüge gibt, setzt sich das Spiel in den darunter liegenden Klassen fort: Sowohl in der Kreisliga C als auch Kreisliga D steigen nun ebenfalls drei Teams auf, in einem Fall sogar vier. In der Kreisliga C steigen aus Staffel 1 nun also der FC Eiserfeld II, der 1. FC Dautenbach, die SG Hickengrund II und auch Gurbetspor Burbach auf. Die Türken sind nämlich punktgleich mit Hickengrund II Dritter – und Entscheidungsspiele sind ja nicht möglich. In Staffel 2 dürfen neben der SpVg Bürbach II nun auch der SV Eckmannshausen und der FC Ebenau „hoch“. Auch hier dürfte die Überraschung groß sein.

Auch der VfB Banfe II und der TSV Aue-Wingeshausen II steigen auf

In der Kreisliga D steigen aus Staffel 1 die SpVg Anzhausen/Flammersbach II, der SSV Meiswinkel/Oberholzklau und der TuS Wilnsdorf/Wilgersdorf III auf. In Staffel 2 sind es der FC Kreuztal II, der SV Setzen III und die Sportfreunde Eichen/Krombach II auf – die theoretisch auf ihre „Erste“ treffen könnte, die durch den Rückzug aus der Kreisliga B kommende Saison C-Ligist wird. In der Kreisliga D3 dürfen neben den Sportfreunden Edertal II nun auch der VfB Banfe II und der TSV Aue-Wingeshausen II hoch.

Nachrücken nur bis Platz 5

„Die Vereine waren teilweise überrascht, ich habe allerdings keine Jubelsprünge gesehen. Aber es hat sich auch niemand beschwert, dass er aufsteigt“, schmunzelt Marco Michel. Dass Mannschaften nicht aufsteigen wollen, hat es indes schon gegeben – und ist auch im Falle des geplanten Massenaufstiegs denkbar. In diesem Falle würde übrigens eine Nachrückerregelung gelten. „Es muss niemand aufsteigen“, stellt Marco Michel klar: „Wenn jemand verzichtet, kann das Aufstiegsrecht an einen dahinter platzierten Verein weitergegeben werden. Bei Platz 5 wäre dann aber Schluss, der Tabellensechste könnte nicht mehr aufsteigen.“

All das gilt wohlgemerkt für den Fall, dass der außerordentliche Verbandstag des FLVW die Empfehlung des Präsidiums absegnet. Dafür ist eine Zustimmung von 50 Prozent nötig. Und Marco Michel machte in der Videokonferenz mit den Vereinen deutlich, dass eher ein Votum von etwa 90 Prozent Zustimmung anstelle eines Zitterergebnisses erwartet wird.

Der Überblick:

Kreisliga A: SG Mudersbach/Brachbach, VfL Klafeld-Geisweid. – Zurückgezogener Absteiger: TuS Alchen

Kreisliga B: Fortuna Freudenberg II, SpVg Anzhausen/Flammersbach, SF Obersdorf-Rödgen (alle Staffel 1), SV Feudingen, SG Laasphe/Niederlaasphe, SF Edertal (alle Staffel 2). – Zurückgezogener Absteiger: SF Eichen-Krombach und SpVg Neunkirchen II (künftig: FC Freier Grund III).

Kreisliga C: FC Eiserfeld II, 1. FC Dautenbach, SG Hickengrund II, Gurbetspor Burbach (weil punktgleich; alle C1), SpVg Bürbach II, SV Eckmannshausen, FC Ebenau (alle C2). – Zurückgezogener Absteiger: TuS Wilnsdorf/Wilgersd. II.

Kreisliga D: SSV Meiswinkel-Oberholzklau, SpVg Anzhausen/Flammersbach II, TuS Wilnsdorf/Wilgersdorf III (alle D1), FC Kreuztal II, SF Eichen-Krombach II, SV Setzen III (alle D2), SF Edertal II, VfB Banfe II, TSV Aue-Wingeshausen II (alle D3).