Nach zwei Monaten Bundesliga-Pause rollt der Ball wieder. Unser Kolumnist erklärt, warum bei BVB gegen Schalke sein Fernseher aus bleibt.

So geht die Bundesliga also wirklich weiter. Seit dem letzten Spiel am 11. März ist sehr viel von sehr vielen Verantwortlichen zum Thema Profifußball in Zeiten von Corona gesagt worden. Ein Großteil davon war blamabel, unreflektiert und egozentrisch, keine Woche verging, in der man sich als Fußballfan gegenüber Nicht-Fußballfans nicht schämen musste.

Das Revierderby wird diesmal kein Fest für Stadiongänger sein.
Das Revierderby wird diesmal kein Fest für Stadiongänger sein. © Hans Blossey

Regelrecht verstörend wurde es zum Beispiel nach einem nicht autorisierten Statement des Kölner Profis Birger Verstraete, der Bedenken zur Fortführung der Saison aussprach und prompt vom Verein zurückgepfiffen wurde. Die Contra-Gedanken des Belgiers seien gar keine, sondern nur aus einem Übersetzungsfehler entstanden. Und auch der an Peinlichkeit nicht zu überbietende Fauxpas von Salomon Kalou und Vedad Ibišević entfachte nichts außer Fremdscham. Und während im Internet ein „Bullshit-Bingo“ mit den inhaltlosesten Phrasen von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert gespielt wird und das komplette Team von Dynamo Dresden für zwei Wochen in Quarantäne muss, fällt mir wieder Hans-Joachim Watzke ein, wie er vor inzwischen acht Wochen (!) in der Sportschau „langsam wieder zur Normalität zurückkehren“ wollte.

Ohne Worte.
Ohne Worte. © Oliver Hilbring

Wo die Not viele Menschen erfinderisch und solidarisch machte, wurde die Not des Fußballs in einer Selbstdarstellung ausgestrahlt, dass von der viel zitierten Demut am Ende so viel übrigbleibt wie von der Mär wirtschaftlicher Reflektion und Einsicht. Mein Fernseher bleibt am Samstag deshalb aus. Nie fühlte sich Fußball, nie ein Revierderby so falsch an.

In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.