Wittgenstein. Bei der Wahl der Trainingsmethoden waren die Leichtathleten aus Wittgenstein zuletzt kreativ. Dies könnte sich schneller auszahlen als gedacht.
In Bad Laasphe und Erndtebrück flogen gestern bereits die ersten Tennisbälle, der Golfclub Wittgensteiner Land verkündete über Facebook: „Es geht wieder los.“ Die kontaktarmen Sportarten präsentierten sich gut vorbereitet nach den am Mittwoch verkündeten Lockerungen der Landesregierung, nach denen der Sport nun wieder anrollt. Auch bei den Leichtathleten geht es schnell, zumindest bei der Laufgruppe der LG Wittgenstein. Die nimmt Dienstag wieder ihre Tempoläufe am Stöppel auf.
Auch interessant
„Mit den anderen Disziplinen werden wir erst Ende Mai oder Anfang Juni anfangen“, verrät Michael Boer, Geschäftsführer der LG Wittgenstein. Hintergrund: Am Stöppel wird die marode Leichtathletik-Anlage noch saniert. Denkbar wäre, dass zuvor schon an andere Standorte ausgewichen wird. Was durchklingt: Mit einer so raschen Freigabe der Sportplätze ist nicht gerechnet worden.
Völlig überrascht zeigt sich Boer darüber, dass ab dem 30. Mai nicht nur Kontaktsportarten wieder trainieren dürfen, sondern dass auch Wettkämpfe im Amateursport wieder erlaubt sind. Boer: „Wir warten noch auf eine offizielle Info. Ich glaube noch nicht so recht daran.“
Theoretisch wäre nun der Weg frei für Wettkämpfe, sofern diese nicht zu Großveranstaltungen ausarten – wie auch immer die sich definieren. Möglich wäre beispielsweise die Durchführung des Abendsportfests des TV Arfeld oder der Schülercup-Wettbewerbe des Turnbezirks Wittgenstein, beginnend mit dem 12. Juni in Wingeshausen.
Auch interessant
Ein großes Fragezeichen steht aber dahinter, ob und wie Hygiene-Richtlinien umsetzbar sind, da hier auch Kinder im Grundschulalter starten. „Wir können nicht voraussetzen, dass alle die Situation verstehen. Wir müssten quasi für jedes einzelne Kind einen Aufpasser haben“, ist Boer skeptisch. „Bevor wir etwas durchführen, werden wir es uns die Erlaubnis im Zweifelsfall behördlich bestätigen lassen.“
Weniger schwierig wäre der Punkt Regel-Disziplin bei Wettkämpfen für Jugend und Hauptklassen. Hier haben sich die Wittgensteiner Athleten auch von gesperrten Sportstätten nicht unterkriegen lassen und sich so gut es geht anderweitig beholfen. Krafttraining etwa ist problemlos zu Hause möglich.
Hürdenlauf auf Asphalt
Katja Marburger (TuS Erndtebrück) hatte sich kurzerhand einen Hürdensprint auf Asphalt organisiert. Die Werfer des TSV Aue-Wingeshausen waren auf Feld und Flur ausgewichen. Die einen zog es dem Vernehmen nach in den Wald, andere auf die Weide. Lisa Hackler beispielsweise übte das Speerwerfen in den vergangenen Wochen auf einer Wiese nahe ihres Elternhauses in Rüppershausen. Für den Kugelstoß tat es die gepflasterte Terrasse vor dem Hauseingang mit angrenzender Viehweide. Kein Ring, keine Tartanbahn, keine Spikes – das hat etwas Ursprüngliches in einer ohnehin puristischen Sportart. „Nur mit dem Diskus habe ich es gelassen“, sagt Hackler und lacht. „Nicht, dass der in irgendwelche Scheiben fliegt.“
Ihre Versuche hat sie von ihrer Mama, Birgit Hackler, filmen und von Trainer Bernd Walter aus der Ferne in Sachen Technik analysieren lassen. Optimal ist das alles nicht. „Aber wenn ich mein Level trotz allem halte, habe ich schon viel erreicht“, sagte Hackler am Mittwochnachmittag, als Ministerpräsident Armin Laschet in einer Pressekonferenz den Weg für die Rückkehr ins Stadion freimachte.